zur Druckansicht

Die Banater Heide im Wandel des Jahres

Mit ihrer multimedialen Präsentation zog Heidrun Hockl (Mitte) das Publikum in ihren Bann. Foto: KV Heidelberg

Im Rahmen der Kulturnachmittage des Kreisverbandes Rhein-Neckar-Heidelberg fand am 16. Oktober ein Lyrik-Nachmittag unter dem Titel „Mit Mundartgedichten von Hans Wolfram Hockl durch das Jahr“ statt. Der aus Lenauheim stammende und nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich lebende Schriftsteller Hans Wolfram Hockl (1912-1998) hinterließ ein umfangreiches Werk, das Romane, Erzählungen, Gedichte sowie Beiträge zur Geschichte und Volkskunde der Banater Schwaben umfasst. Hockl schrieb zwar die allermeisten seiner Werke in der Hochsprache, doch immer wieder bediente er sich auch der banatschwäbischen Mundart. Davon zeugen unter anderem die Bände „Brunnen tief und klar“ (Lyrik in Mundart und Hochdeutsch, 1956), „Mir ware jung, un alles war denoh“ (1957), „Warm scheint die Sunn“ (1973), „Unser liewes Banat“ (1976) oder „Oweds am Brunne“ (1988).

Einen kleinen Einblick in das lyrische Schaffen Hockls in Mundart gewährte dessen in Leimen lebende Tochter Heidrun Hockl. Anhand der Verse ihres Vaters führte sie die Zuschauer durch die Landschaft der Banater Heide. Im Mittelpunkt der ausgewählten Gedichte stand die Natur im Wandel des Jahres, angefangen vom kalten und doch erlebnisreichen Januar bis hin zum gefühlsträchtigen Dezember, mit all seinem Lichterglanz und seinen Erinnerungen an das zu Ende gehende Jahr. Heidrun Hockl hat eine beeindruckende Präsentation erarbeitet, bei der Vers, Bild und Musik harmonisch zusammenspielten. Diese einmalige Art der Präsentation rief bei den Zuschauern/Zuhörern Erinnerungen an die Banater Heimat wach und ließ sie ein Stück Banat wiederaufleben.

Eine Einführung in die Geschichte des Banats und in die Entstehung der Mundart steckte den Rahmen der Präsentation ab. Für jeden Monat des Jahres hatte die Referentin passende Naturgedichte ausgewählt, wobei sich in diesen lyrischen Reigen auch die beiden wichtigsten Banater Traditionsfeste – die Kirchweih und Allerheiligen (Oktober und November) einreihten. Die Gedichte wurden von Hans Wolfram Hockl selbst beziehungsweise von Heidrun Hockl vorgetragen. Zu den gesprochenen Versen lief, quasi als Übersetzung für Nicht-Mundartsprecher, ein Textband in Hochdeutsch durch das Bild. Die Gedichte wurden mit Bildern und Musik untermalt. Bei dem Bildmaterial, das das Gehörte optisch veranschaulichte, handelte es sich um Aufnahmen aus Lenauheim, dem Geburtsort des Dichters, sowie um Gemälde des „Schwabenmalers“ Stefan Jäger. Die Musik war der Aussage der Verse angepasst, zum Beispiel erklang Vivaldis „Winter“ zu den Gedichten „An me kalde Taach“ und „Hoffnung im Fewer“; zum Gedicht „Pipatsche“ hörte man leise die Musik von „Roter Mohn“, bei dem Gedicht „Im Kleefeld“ erklang das Volkslied „Im schönsten Wiesengrunde“ usw.

Um auch den Lesern einen Einblick von der Dichtkunst Hockls zu vermitteln, seien einige in die jetzige Jahreszeit passende Verse zitiert. So heißt es in dem Gedicht „Wann die Äppl falle“: „De Summer is aus. De Tau leit mittachs noch kalt / uff Gras un Blumme. / Mr heert schun, wann wo e Appl fallt, / de Herbscht dorch de Garte kumme. / Die Krumbiere ware gut geroot, / wo oweds die Feier qualme. / Un schau moll dorthin uff selle Droht, / dort sammle sich grad schun die Schwalme. / Jetz schau dich noch um wer fort gehn sollt / for naus in die Feere fliehe. / So mancher, der geere Abschied hollt, / mecht zruck – wann die Äpple wieder bliehe.“

Hockls meisterhaften Verse, die erinnerungsträchtigen Bilder, die zu Herzen gehende musikalische Untermalung – all das versprühte ein Hauch von Nostalgie und versetzte das Publikum in bekannte Gefilde und vergangene Zeiten. Diese wunderbare Filmdokumentation ging allen Anwesenden sehr zu Herzen, sie hat sie angesprochen und begeistert. Ob es um Landschaften ging oder um  Begebenheiten aus dem Banater Dorfleben – die Zuschauer/Zuhörer haben es mitgelebt und mitgefühlt. Heidrun Hockl ist es mit ihrer Präsentation gelungen, ein Stück Banat auferstehen zu lassen und eine heimatliche Atmosphäre hervorzuzaubern.

Zum Schluss trug Heidrun Hockl das preisgekrönte Gedicht „Oweds am Brunne“ vor. Daraus einige Verse: „Oweds an de Brunne gehn / un de Sandkruch fille - / eemol norr mecht ich dort stehn / un mei Dorscht noch stille. (…) Die Akaze dufte schwer / un es Dorf werd stiller. / Aus me Garte schallt bis her / noch e Amschltriller. // Eener dengelt noch die Sens… / Herz, fangscht an zu tolle, / weil Du weescht, ‘s kummt noch ens / frisches Wasser holle. (…) Wie die Johre so schnell vergehn, die mei Kruch ball fille. / Eemol norr mecht ich dort stehn / un mei Dorscht noch stille.“

Für den außerordentlich gelungenen Nachmittag, der das Gefühl vermittelte, der alten Heimat wieder etwas näher gewesen zu sein, sprechen wir der Referentin Dank und Anerkennung aus. Gedankt sei auch den Mitgliedern der Trachtentanzgruppe und des Vorstands, die wieder bestens für das leibliche Wohl mit einem köstlichen Kuchenbuffet gesorgt hatten.