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Wir haben die Chance, in die Zukunft zu wirken

Bernhard Krastl, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben

Grußwort des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben

Liebe Landsleute! Zum Beginn des neuen Jahrzehntes bietet sich die Gelegenheit eines kurzen Rückblicks auf die vergangenen Jahre im Leben unserer Landsmannschaft. Es sind knapp zwanzig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhanges vergangen, und die Jubiläumsworte zu diesen Ereignissen klingen uns noch in den Ohren. Wir hatten das Glück, den unerwarteten friedlichen Wandel in Europa mitzuerleben; ein Wandel, den viele unserer Landsleute nicht für möglich gehalten hatten – besonders die Opfer aus unserer Gruppe, die bei der Verschleppung nach Russland und in den Baragan unschuldig gelitten haben.

Wir müssen auch an die denken, die in den Jahren der kommunistischen Herrschaft in ihrem Be-mühen, das Banat zu verlassen, um ihr Leben in Freiheit zu gestalten, unsäglichen Schikanen, Verfolgungen und Bespitzelungen am Arbeitsplatz und im privaten Bereich ausgesetzt waren. Das Trauma der Aussiedlung belastet bis heute Einzelne, aber auch ganze Familien. Daher ist es verständlich, dass der Untergang des real existierenden Sozialismus für unsere Landsleute eine besondere Bedeutung hat. Der Wandel in den letzten zwanzig Jahren ist an keinem von uns spurlos vorbeigegangen; das Banat als Teil Rumäniens ist kein Ausland mehr, und eine junge Politikergeneration dort bemüht sich, in Europa Fuß zu fassen. Dass dies in einem Land, das politisch und wirtschaftlich ein halbes Jahrhundert abgeschlossen war, nicht sofort gelingen kann, ist jedem klar, der sich mit Osteuropapolitik auseinandersetzt.

Das Thema Bespitzelung und Aufarbeitung der Securitate-Akten hat auch in der Landsmannschaft der Banater Schwaben begonnen. Es ist einerseits erschreckend, wie viele Landsleute – in welcher Form auch immer – in dieses System verstrickt waren, andererseits können wir die pauschalen Vorwürfe zurückweisen, „die Landsmannschaft“ sei in dieses System eingebunden gewesen. Die deutsche Minderheit in Rumänien war durch ihre Sprachkompetenz und die Kommunikationsmöglichkeiten in den und mit dem Westen in den Augen der Securitate ein Unsicherheitsfaktor und deshalb mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht. Uns kommt nun die Aufgabe zu, die uns zugänglichen Papiere auszuwerten und Rückschlüsse auf unsere Arbeit zu ziehen; denn nur wer die Vergangenheit kennt, hat die Chance, in die Zukunft zu wirken. Eines muss uns allen klar sein: das von vielen so vehement geforderte Geschichtsbuch der Banater Schwaben muss unter Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse geschrieben werden.

Blickt man auf das vergangene Jahr zurück, so können wir stolz auf unser wichtigstes Ereignis zurückblicken: den Heimattag der Banater Schwaben in unserer Patenstadt Ulm. In der Fußgängerzone, aber auch auf dem Messegelände haben unsere Trachtenträger, begleitet von den Musikkapellen, ein eindrucksvolles Bild geliefert. Der Gottesdienst und das Kulturprogramm waren beeindruckend. Die Teilnahme der vielen Jugendlichen aus den Gruppen der DBJT zeigt die erfolgreiche Jugendarbeit, die unser Verband fördert und unterstützt. Die große Zahl der jugendlichen Interessenten an den heimatkundlichen Seminaren der DBJT hat es erforderlich gemacht, diese Arbeit auszuweiten. Erfreulich war für alle die Anwesenheit einer großen Zahl von Besuchern und Landsleuten aus dem Banat, der Trachtengruppe aus Temeswar und der zahlreichen Vertreter der rumänischen Regierungsdelegation mit dem damaligen rumänischen Innenministers Blaga.

Leider ist die Zahl der Teilnehmer an den vielen Treffen der Heimatortsgemeinschaften, aber auch bei Veranstaltungen der Kreisverbände, rückläufig. Dies ist einerseits auf den Rückgang der Erlebnisgeneration, aber auch auf die fortschreitende Eingliederung der mittleren Jahrgänge zurückzuführen. Wir als Bundesvorstand können alle Landsleute nur dazu auffordern, die HOG- und Kreisvorstände vor Ort durch ihre aktive Teilnahme zu unterstützen.

Ich möchte von seiten des Bundesvorstandes allen Mitarbeitern in den Untergliederungen der Landsmannschaft ganz herzlich für ihre Arbeit danken und den Wunsch äußern, auch in Zukunft unsere Arbeit für die Gemeinschaft zu unterstützen. Bei dieser Arbeit müssen wir uns alle auf das Machbare konzentrieren und nicht unerfüllbaren Illusionen nachlaufen. Im Namen des Bundesvorstandes möchte ich allen Landsleuten, allen Vorständen der Untergliederungen, den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle und allen Unterstützern in den Ämtern und Regierungsstellen ein gutes und gesegnetes neues Jahr 2011 wünschen.