Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Wir kamen als Fremde – und gehen als Freunde

Die Schülergruppe aus München mit den begleitenden Lehrkräften vor dem Experimentarium in Temeswar.

Bei einem Tagesauflug lernten die Schülerinnen und Schüler die Landschaft und die Lebenswelt der Dorfbevölkerung kennen.

Die Städtische Carl-Spitzweg-Realschule München und das Nikolaus-Lenau-Lyzeum Temeswar pflegen seit 2008 einen jährlichen Schüleraustausch. Die Beziehungen zwischen den beiden Schulen reichen bis in das Jahr 2003 zurück, als Lehrkräfte der Lenauschule die Münchner Realschule besuchten. Später weilten Münchner Lehrkräfte auf Schulbesuch in Temeswar. Initiiert wurden diese Beziehungen auf Lehrer- und Schülerebene von der Schulleiterin der Carl-Spitzweg-Realschule, Karin Müller-Franzen. Sie stammt aus Neubeschenowa und hat zwei Jahre lang die Lenauschule besucht. Karin Müller-Franzen engagiert sich auch in dem 2008 gegründeten Verein der Freunde der Lenauschule.

Auch im Schuljahr 2015/2016 fand der Schüleraustausch zwischen München und Temeswar statt. Zu Beginn des Schuljahres waren Schüler der Partnerschule aus Temeswar in Deutschland und im April 2016 stand der Gegenbesuch in Temeswar an. Bei dieser Gelegenheit wurde auch in Kooperation mit der Schule in Nitzkydorf ein gemeinsames Projekt über die Schriftstellerin Herta Müller realisiert. Nachfolgend veröffentlichen wir zwei im Jahresbericht 2015/2016 der Carl-Spitzweg-Realschule München erschienene Beiträge, die aus Schülersicht den Austausch sowie das Projekt Herta Müller schildern.

Für zehn Schülerinnen und Schüler unserer Carl-Spitzweg-Realschule stand im April 2016 der Höhepunkt des Schuljahres 2015/2016 auf dem Programm. In der zweiten Woche nach den Osterferien traten wir unseren Besuch bei unserer Partnerschule, dem Nikolaus-Lenau-Lyzeum in Temeswar (Rumänien) an. Der Hinflug gestaltete sich etwas unruhig, da die luxuriöse Lufthansa-Maschine einige Turbulenzen zu verkraften hatte. So waren aufmunternde Worte seitens der Begleitlehrkräfte Herrn Viehl und Herrn Streicher gefragt. Einige Schüler flogen zum ersten Mal in ihrem Leben…

Bei der Ankunft am Flughafen stieg die Aufregung unter uns Schülern: Welchen Eindruck hinterlasse ich bei meiner Gastfamilie? Ist mein Gastschüler so sympathisch wie in dem Steckbrief, den ich von ihm erhalten habe? Noch kurz die Frisur gecheckt und schon wurden wir von den Lehrern aus Temeswar und unseren Austauschpartnern herzlich willkommen geheißen. Anschließend fuhren wir mit unseren Gastfamilien nach Hause, bezogen unsere Zimmer und genossen einheimische Spezialitäten. Das war vielleicht lecker!

Am nächsten Morgen fand gleich eine literarische Reise in den Heimatort der berühmten Schriftstellerin Herta Müller statt (Bericht weiter unten). Der Kontrast zwischen Stadt und Land ist in Rumänien sehr deutlich, das wurde uns am Freitag bewusst. Am Tag zuvor sahen wir eine einfache Dorfschule in Nitzkydorf und hatten den Eindruck, dass die Zeit vor hundert Jahren einfach stehengeblieben ist. Wir staunten nicht schlecht, als wir am Tag danach die Schule in unserer Partnerstadt zum ersten Mal zu Gesicht bekamen. Ein prächtiger, altehrwürdiger Bau – mitten in der Stadt –, das kannten wir so nicht von unserer eher ländlichen CSR [die Carl-Spitzweg Realschule (CSR) liegt im Münchner Stadtteil Untermenzing, Anm. d. Red.].

Am Freitag lernten wir die Stadt Temeswar näher kennen. Es stand viel auf dem Programm: Vormittags durften wir im „Experimentarium“ [Zentrum zur interaktiven Präsentation von physikalischen Phänomenen, als Kooperationsprojekt zwischen der Polytechnischen Universität und der West-Universität im Jahr 2011 eröffnet, Anm. d. Red.] unsere physikalischen Fähigkeiten „hautnah“ erproben. Wir wussten gar nicht, dass Physik auch so viel Spaß machen kann! Die Professoren ermutigten uns zu immer tolleren Leistungen. Nach dem Mittagessen besuchten wir das Zentrum der historisch bedeutenden Stadt Temeswar und lernten die Geschichte des Doms kennen. Unser motivierter Kirchenführer begeisterte uns mit den Geschichten über die militärischen Erfolge des Prinzen von Savoyen. Dann stand schon das Wochenende auf dem Programm. Hier überlegten sich unsere Gasteltern ein abwechslungsreiches Programm. Nach unseren Ausflügen blieb meistens noch Zeit für gemeinsame Aktivitäten, so verabredeten wir uns am Sonntag zu einem Wettbewerb im Laser-Land.

Am Montag stand ein außergewöhnlicher Tagesausflug auf dem Programm. Die knapp zweistündige Busfahrt bei tropischen Temperaturen verlangte uns einiges ab, aber es hat sich gelohnt. Vom rumänischen Westen starteten wir in Richtung Karpaten und bewunderten einen traumhaften Wasserfall, der schon in vielen Zeitschriften weltweit ein beliebtes Fotomotiv darstellt. Am Freitag hatten wir von der rumänischen Erdkundelehrerin bereits einiges über die Karpaten erfahren. Auch anschließend blieb es spannend. Nach der Mittagspause besuchten wir ein Heimatmuseum eines typischen rumänischen Dorfes mit heute noch aktiv betriebenen Wassermühlen. Hier lernten wir, wie die Bauern des Dorfes ihr tägliches Brot backen und für welche verschiedenen Tätigkeiten noch heute die Mühlen gebraucht werden. Die Wasserschlacht tat gut bei dieser Hitze. Nach der Ankunft in Temeswar verbrachten wir unseren leider letzten Abend bei unserer Familie.

Am Abreisetag trafen wir uns am Lyzeum und dokumentierten in Gruppenarbeiten die Ereignisse und Erfahrungen des Austausches. Es folgten spannende Präsentationen und wir merkten schnell, wie eng unsere Freundschaft nach nur einer Woche geworden ist. So war es nicht verwunderlich, dass bei unserer Verabschiedung am Flughafen viele Tränen geflossen sind…

Ein herzliches Dankeschön gilt unseren immer hilfsbereiten und gut gelaunten Begleitlehrkräften Herrn Streicher, Herrn Viehl und Frau Müller-Franzen.

Leo Uebelacker, Marie Albrecht (beide 7 g) und Florian Streicher