Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Lenauheim: Ein Fest, bei dem das Miteinander gelebt wird

HOG-Vorsitzender Werner Griebel hieß bei der Eröffnungsfeier im Hof des Lenau- und Heimatmuseums die Festgäste willkommen.

Wesentlichen Anteil an der Gestaltung des Festes hatte die Trachtengruppe „Warjascher Spatzen“, die auch mit ihren Tanzvorführungen begeisterte.

Die Tanzgruppe „Sonnenschein“ aus Moineşti (Kreis Bacău) war zum ersten Mal zu Gast in Lenauheim. Fotos: Astrid Griebel

Heuer erlebte das Fest „Kinder des Dorfes“ seine siebte Auflage. Die Festtage standen unter dem Motto „Die Bedeutung der Beziehungen zwischen den Völkern für deren friedliches Zusammenleben“ – ein zutreffender Leitgedanke, der den ureigensten Sinn dieses Festes von Anfang an ausmacht. Schon als die Veranstaltung vor 14 Jahren ins Leben gerufen wurde, dachten die beiden Mitorganisatoren – die Heimatortsgemeinschaft Lenauheim und die Verantwortungsträger der Gemeinde Lenauheim – an eine bessere Verständigung der Völker und an ein friedliches Zusammenleben. Dazu sollten periodische Begegnungen beitragen, sei es bei den Heimattreffen in Deutschland, sei es bei Veranstaltungen in Lenauheim. Derartige Gelegenheiten bieten die Möglichkeit, sich näher zu kommen, sich auszutauschen und nach gemeinsamen Wegen für unsere Gemeinschaften zu suchen.

Dieses Jahr hatten wir die Ehre, Bürgermeister Ilie Suciu beim Heimattag der Banater Schwaben in Ulm zu begrüßen. Er konnte viele Landsleute treffen und feststellen, dass sie sich hier in Deutschland ein neues Zuhause geschaffen haben, dass sie aber auch zum Teil willens sind, Kontakte mit der alten Heimat zu pflegen, ihren Heimatort zu unterstützen und sich mit den heutigen Bürgern auszutauschen. Als Ausdruck der guten Zusammenarbeit mit der Gemeinde Lenauheim hat die HOG Lenauheim Bürgermeister Suciu zur Auszeichnung mit der Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille vorgeschlagen. Die durch Beschluss des Bundesvorstandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben verliehene Auszeichnung wurde ihm beim Heimattag in Ulm überreicht. Sie ist ein Zeichen des Dankes und der Anerkennung und verdeutlicht die Verbundenheit des Geehrten mit unserer Volksgruppe.

Einen wichtigen Stellenwert in dieser Zusammenarbeit nimmt das Lenau- und Heimatmuseum ein. Die HOG Lenauheim pflegt ständige Kontakte zum Erhalt dieser in Rumänien einzigartigen Museumsstätte. Sie bemüht sich zudem schon seit Jahren um die Erneuerung der Trachtenpuppenpaare, von denen schon mehr als die Hälfte dank des Engagements von Heimatortsgemeinschaften und Privatpersonen ausgetauscht werden konnten. Bei diesem Vorhaben, aber auch hinsichtlich des Festes „Kinder des Dorfes“ kann die HOG Lenauheim immer wieder auf die Unterstützung der Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, Dr. Swantje Volkmann, bauen. Dank ihrer Förderung konnten dieses Jahr zwei neue Tischvitrinen für die Trachtenpuppen angeschafft werden. Für die stetige Förderung ihrer Anliegen spricht die HOG Lenauheim Dr. Volkmann ihren herzlichen Dank aus.

Ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen und Völkern kann nur herrschen, wenn Menschen sich verständigen, voneinander wissen und die Geschichte des jeweils anderen kennen. Letzteres war schon seit längerem dem HOG-Vorstand und insbesondere seinem Vorsitzenden ein besonderes Anliegen. Daraus resultierte der einhellig gefasste Vorstandsbeschluss, die 1982 erschienene Lenauheimer Monografie von Hans Bräuner ins Rumänische übersetzen zu lassen. Der Vorstand erachtete dieses Projekt als sehr wichtig, um den heutigen Bürgern von Lenauheim, aber auch anderen Interessierten Einblicke in die Vergangenheit des Ortes zu gewähren. Anlässlich des diesjährigen Festes wurde die rumänische Fassung der Ortsmonografie feierlich lanciert.

Um den geschichtlichen Aspekt wortwörtlich zu „untermalen“ hat die HOG Lenauheim dem Museum ein zweites Ölbild geschenkt. Es handelt sich um eine Spende der Familie Blassmann an die HOG. Das Gemälde soll den Besuchern einen Eindruck vermitteln, wie ein typisches Haus mit Wirtschaftshof in Lenauheim ausgesehen hat.

Dass Kultur und Heimatpflege einen wesentlichen Beitrag zur Völkerverständigung leisten können, hat das diesjährige gemeinsame Fest der ehemaligen und heutigen Dorfbewohner am 3. und 4. September eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht.

Nach dem geselligen Beisammensein von Lenauheimern, aus Deutschland angereisten Landsleuten und einer Abordnung der Verbandsgemeinde Kirn-Land (Rheinland-Pfalz) bei der Schweineschlacht am Freitagabend folgte am Samstag die Eröffnung des Festes im Hof des Museums in Anwesenheit zahlreicher Gäste. Empfangen wurden diese traditionell mit Brot und Salz. Die Teilnahme von Kevin Back, der sich im Rahmen der Aktion „Donau-Brot auf Reisen“ in Lenauheim aufhielt, unterstreicht einmal mehr die Idee der Völkerverständigung. Er hatte selbst ein Brot gebacken und reichte es den Gästen bei der Begrüßung.

Als Ehrengäste konnten Ovidiu Ganţ, Abgeordneter der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Nicolae Robu, Bürgermeister der Stadt Temeswar, Traian Stancu, Vizepräsident des Temescher Kreisrates, Ilie Viorel, Bürgermeister der Stadt Moineşti (Kreis Bacău), und Werner Müller, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirn-Land, begrüßt werden. Bürgermeister Ilie Suciu hieß die Gäste willkommen, wonach Grußworte der Ehrengäste folgten. Danach fand ein Symposium statt, wobei die vorgelegten Referate das diesjährige Motto der Veranstaltung beleuchteten. Jugendliche aus Lenauheim und Moineşti präsentierten im Anschluss ein Kulturprogramm. Im Rahmen dieses Festes wurde ein Partnerschaftsabkommen zwischen der Gemeinde Lenauheim und der Verbandsgemeinde Kirn-Land unterzeichnet. Bürgermeister Müller bat die HOG Lenauheim, die Patenschaft über diese Gemeindepartnerschaft zu übernehmen.

Gäste und Trachtengruppen zogen sodann gemeinsam zum Kriegerdenkmal bei der katholischen Kirche, wo Kränze zum Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege und der Deportationen niedergelegt wurden. Die Gedenkansprache hielt Ernst Vogel. Weitere Kranzniederlegungen folgten am Kreuz vor der orthodoxen Kirche und am Lenaudenkmal vor dem Rathaus in Erinnerung an den größten Sohn der Gemeinde.

Zum Festessen im Kulturheim wurde ein kulturelles Programm dargeboten. Als erstes trat die Tanzgruppe „Sonnenschein“ aus Moineşti unter der Leitung von Alina Popa auf. Die Gruppe agiert unter dem Dach des Deutschen Forums Moineşti. Dessen Vorsitzender Karl Britz ist ein Banater Schwabe mit
Lenauheimer Wurzeln. Die Überraschung war groß, als die Gruppe professionell einstudierte deutsche Volkstänze vorführte. Der Applaus bestätigte die Leistung der Tänzerinnen und Tänzer. Die rumänische Tanzgruppe aus Lenauheim bot im Anschluss einige traditionelle Tänze dar. Die gute Stimmung zog sich bis in den Abend hinein. In geselliger Runde, bei „Mici“ und Bier, klang der Tag im großen Biergarten aus.

Der Sonntag begann mit dem Aufmarsch der Trachtengruppe „Warjascher Spatzen“. Gemeinsam mit Bürgermeister Suciu, dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Dr. Johann Fernbach, und den anwesenden Vorstandsmitgliedern der HOG Lenauheim (Werner Griebel, Nikolaus Dornstauder, Ernst Vogel und Johann Schütt) marschierten die Trachtenträger zur katholischen Kirche. Der Festgottesdienst wurde von Pfarrer Marin Matieş zelebriert und vom gemeinsamen Gesang der Gläubigen begleitet. Geschlossen ging es dann zum Friedhof. Seitens der HOG Lenauheim und des Bürgermeisteramtes wurden Kränze, stellvertretend für alle Verstorbenen, am Grab von Lenaus Schwester niedergelegt. Am Hauptkreuz, vor der frisch renovierten Friedhofskapelle, hielt Pfarrer Matieş ein Totengedenken. Danach hatten die Landsleute Gelegenheit, an den Gräbern ihrer Angehörigen innezuhalten.

Die Festgemeinschaft traf sich vor dem Lenaudenkmal wieder. Hier trugen Amalia Radomir, Astrid Griebel und Paul Pătru Gedichte von Nikolaus Lenau vor. Danach sprachen Dr. Johann Fernbach, Pfarrer Marin Matieş, Bürgermeister Werner Müller, HOG-Vorsitzender Werner Griebel und Bürgermeister Ilie Suciu. Zu einem Höhepunkt des Tages gestaltete sich das Pflanzen einer Linde. Sie soll als „Hoffnungsbaum“ die Partnerschaft zwischen der Verbandsgemeinde Kirn-Land und der Gemeinde Lenauheim begleiten.

Im Kulturheim, dem „große Wertshaus“, fand das Festprogramm seine Fortsetzung. Den Anfang machte erneut die Gruppe „Sonnenschein“. Für ihre Darbietungen erntete sie, wie am Tag zuvor, viel Lob und großen Applaus. Sodann kamen Gäste und Tanzgruppen in den Genuss eines Lenauheimer „schwowischen“ Sonntagsessens. Das Programm ging mit den Auftritten der rumänischen Tanzgruppe und der „Warjascher Spatzen“ nahtlos weiter. In ihrer schönen Banater „Kerweihtracht“ führten die Jugendlichen typische banatschwäbische Tänze vor. Bei nicht enden wollendem Applaus forderte das Publikum eine Zugabe. Nach einer kurzen Verständigung zwischen Tanzleiter Hansi Müller und Gruppenleiterin Monika Lazea zeigten die Tänzerinnen und Tänzer Polka-Varianten aus verschiedenen Banater Ortschaften. Natürlich fand das Klatschen kein Ende, aber es gab noch eine Überraschung. Katharina und Franz Seiler wurden auf die Bühne gebeten, um eine Polka nach Lenauheimer Art zu tanzen. Da staunten auch die Jungen nicht schlecht, wie die beiden Senioren gekonnt das Tanzbein schwangen.

Am Abend verlagerte sich das Geschehen in den Sommergarten. Hier wurde weiter gefeiert, bei einem
lauen Sommerabend, der sein Ende mit einem wunderbaren Feuerwerk im Ortszentrum fand.
Der Vorstand der HOG Lenauheim spricht allen Mitwirkenden dieses beeindruckenden Festes seinen herzlichen Dank aus und lädt schon jetzt  zur 250-Jahr-Feier am 9. Juni 2017 in Lenauheim ein. Die Feier wird wieder gemeinsam von der HOG Lenauheim und der Gemeinde Lenauheim mit Unterstützung des Banater Deutschen Forums, der Landsmannschaft der Banater Schwaben und des Bürgermeisteramtes der Verbands-gemeinde Kirn-Land veranstaltet.