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Reise auf den Spuren der Ahnen

HOG-Vorsitzender Bernhard Fackelmann überreichte dem Bürgermeister der Gemeinde Matscha, Ciprian Otlăcan, ein Exemplar der „Ortsgeschichte der Gemeinde Sanktmartin“ für die Gemeindebücherei. Fotos: HOG

Die Sanktmartiner Reisegruppe vor dem Schloss Wenckheim in Szabadkígyós. Das Schloss wurde in den Jahren 1874 bis 1879 nach den Plänen des berühmten Architekten Nikolaus Ybl im Neorenaissance-Stil erbaut.

HOG Sanktmartin: Ein Besuch im Heimatort mit Abstechern unter anderem nach Elek, Gyula und Szabadkígyós - „Auf den Spuren unserer Ahnen“ – unter diesem Motto begab sich eine Gruppe Sanktmartiner am 30. Juli auf eine Reise in die alte Heimat. Busfahrt und Reiseprogramm waren seit langem von der Heimatortsgemeinschaft Sanktmartin geplant und von den angemeldeten Landsleuten sehnlich erwartet worden. Nach einer langen Fahrt stand am 31. Juli ein Besuch in der Heimatgemeinde auf dem Programm. Zunächst wohnte die Reisegruppe einer heiligen Messe in der Sanktmartiner Kirche bei, die von Pfarrer Andreas Szilágyi zelebriert wurde. Die Gläubigen durchlebten emotionale Momente, verbinden sich doch mit der Heimatkirche viele Erinnerungen an prägende Stationen ihres Lebens, an die sonntäglichen Gottesdienstbesuche, an Kirchweihfeste und vieles andere mehr. Auch für die Kirche selbst war es kein alltägliches Ereignis, zumal nur mehr sehr selten so viele Teilnehmer verzeichnet werden.

Nach der Messe ging man gemeinsam zum nahe gelegenen Friedhof. Im Gedenken an alle verstorbenen Sanktmartiner, die hier oder anderswo ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, wurde am Hauptkreuz ein Blumenkranz niedergelegt. Es wurden Kerzen angezündet und Theresia Stöckl sprach ein Gebet für die Toten. Dank des Einsatzes von Josef Burger machte der Friedhof einen gepflegten Eindruck. In der Nähe des Hauptkreuzes wurde eine neue, den EU-Normen entsprechende Friedhofshalle errichtet. Sorgen bereitet nach wie vor der hintere Teil des Friedhofs, der wieder von Gras und Gestrüpp überwuchert ist. Für die Verwaltung des Friedhofs ist die Gemeinde Matscha zuständig.

Da es in Sanktmartin weder ein Restaurant noch irgendwelche andere Verköstigungsmöglichkeiten gibt, hat Landsmann Hans Hubert zusammen mit Familie Ţuţea für das leibliche Wohl der Gäste aus Deutschland gesorgt. Die Organisatoren hatten frühzeitig mit den Vorbereitungen begonnen und alles Nötige (Mici, Salate, frischer Schafskäse, Getränke usw.) besorgt, um den Gästen ein genüssliches Mahl zu bereiten. Der neu gewählte Bürgermeister der Gemeinde Matscha, Ciprian Otlăcan, brachte frisch geerntete Melonen mit. Unser Dank gilt allen, die sich vor Ort um unser Wohl bemüht haben. Nach dem Essen folgten Grußworte seitens des HOG-Vorsitzenden Bernhard Fackelmann und des Bürgermeisters. Fackelmanns Ausführungen zur Geschichte des Dorfes Sanktmartin, unter besonderer Berücksichtigung des Beitrags der deutschen Bevölkerung zum Gedeihen des Ortes sowie der Entwicklungen nach 1945, wurden von den anwesenden Rumänen aufmerksam verfolgt. Der HOG-Vorsitzende überreichte dem Bürgermeister ein Exemplar des von ihm verfassten Heimatbuches „Historia Domus. Ortsgeschichte der Gemeinde Sanktmartin 1724-2015“, das in der Gemeindebibliothek jedem Interessierten zur Verfügung stehen soll. Der orthodoxe Dorfgeistliche, der an einer Geschichte Sanktmartins arbeitet, erklärte, er werde der erste sein, der dieses Buch ausleihe, um sich umfassend zu dokumentieren. Fackelmann ging in seiner Ansprache auch auf den Friedhof, das Sorgenkind der HOG, ein und brachte deren Anliegen vor. Es seien Maßnahmen nötig, um den um sich greifenden Vandalismus zu stoppen und die Würde der Ruhestätten zu bewahren.

Bürgermeister Otlăcan richtete einen herzlichen Willkommensgruß an die Gäste und zeigte sich über den Besuch erfreut. In Bezug auf den Friedhof versicherte er, alles ihm Mögliche zu tun, um dem Vandalismus ein Ende zu setzen, und dafür zu sorgen, dass auch der hintere Teil des Friedhofs instandgesetzt wird. In der Zwischenzeit teilte er der HOG mit, dass die notwendigen Arbeiten im September durchgeführt werden. Zu diesem Zweck hat die HOG mechanische Sensen, Scheren, Hacken und Beile gekauft und nach Sankt-martin verschickt. Die Werkzeuge werden bei Familie Ţuţea aufbewahrt und für entsprechende Arbeiten zur Verfügung gestellt. Über die durchgeführten Instandsetzungs- und Verschönerungsarbeiten werden wir auf unserer Homepage und in der „Banater Post“ berichten.

Am nächsten Tag ging die Reise in die benachbarte ungarische Kleinstadt Elek, deren Geschichte eng mit jener von Sanktmartin verbunden ist. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister László Pluhár wurde die katholische Kirche besichtigt, die gerade saniert wird. Zugänglich war nur der bereits renovierte Altarbereich, wo Theresia Stöckel ein Gebet für alle Sanktmartiner und Eleker auf der ganzen Welt sprach. Beeindruckt waren die Besucher von dem gegenüber der Kirche stehenden Denkmal, das an die Vertreibung der Eleker Deutschen im Jahr 1946 erinnert. Beim anschließenden Besuch auf dem Eleker Friedhof staunten sie nicht schlecht, da viele Familiennamen auf den Grabsteinen mit denen der Sanktmartiner identisch sind. Sie bezeugen die gleiche fränkische Herkunft der Eleker und Sanktmartiner.

In Gyula, der nächsten Station der Reise, stand die Besichtigung der rumänisch-orthodoxen Kathedrale im rumänischen Stadtteil Giula sowie der imposanten katholischen Kirche im ehemaligen deutschen Jula auf dem Programm. Letztere erinnert stark an die erste steinerne Kirche in Sanktmartin. Der Vergleich ist zutreffend, zumal Franz von Harruckern (1696-1775) die Kirchen in Sanktmartin (1756), Elek (1765) und Gyula (1775) errichten ließ. Die Gyulaer Kirche mit ihrer imposanten Innenausstattung ähnelt eher einer Kathedrale. Noch vor Jahren befand sich die Kirche in einem trostlosen Zustand. Dank der Bemühungen der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft wurde die Kirche ebenso wie die gesamte ehemalige deutsche Altstadt renoviert. Die Kirche, mitten auf einem von Bürgerhäusern umsäumten Platz, bildet nun das Herzstück der Stadt, die sich wieder auf ihre von den Harruckern wesentlich geprägte Geschichte besinnt. Nächstes Besichtigungsziel war die mittelalterliche Burg Gyula, die besterhaltene Ziegelburg in ganz Europa. Gegenüber der Burg ließ Johann Georg von Harruckern (1664-1742) ein Schloss errichten, das nach aufwändiger Renovierung seit einem Jahr in neuem Glanz erstrahlt.

Weiter ging es nach Szabadkígyós, nördlich von Gyula, wo das Wenckheim-Kastell steht. In den Jahren 1874-1879 nach den Plänen des berühmten ungarischen Architekten Nikolaus Ybl im Stil der Neorenaissance erbaut, ist das von einem großen Naturpark umgebene Kastell das größte Gebäude in der Gegend um Gyula und Arad. Nachdem Franz von Harruckern ohne männliche Nachkommen starb und eine seiner Schwestern Josef Graf von Wenckheim geehelicht hatte, gelangte Sanktmartin in den Besitz der Grafen von Wenckheim. Infolgedessen haben auch unsere Vorfahren durch ihre Steuerabgaben zum Bau des gewaltigen Schlosses in Szabadkígyós beigetragen.

Am 2. August nahmen die Sankt-martiner an der Deutschen Wallfahrt in Maria Radna teil, worauf sie sich auf der Fahrt von Arad nach Radna betend und singend eingestimmt hatten. Vorbeterin war Theresia Stöckl. Eine Fahnenabordnung der HOG (Franz Mülleck/Anton Mahler) begleitete den Einzug der Geistlichkeit in die voll besetzte Wallfahrtskirche. Das Pontifikalamt wurde von Diözesanbischof Martin Roos im Beisein zahlreicher Priester zelebriert. Die feierliche Atmosphäre, zu der auch die musikalische Umrahmung durch die Stadtkapelle Trostberg und Organist Dr. Franz Metz beitrug, rief bei vielen Sanktmartinern Erinnerungen an die Wallfahrten von einst wach. Nach der Wallfahrt unternahm die Reisegruppe einen gemütlichen Rundgang durch Arad.

Der letzte Tag begann mit einem Einkaufsbummel in Arad, wonach ein Abstecher nach Temeswar folgte. Im altehrwürdigen Dom wurde die Jubiläumsausstellung „Die Kathedrale St. Georg zu Temeswar – 280 Jahre Geschichte“ besichtigt. Über die Banater Heide ging es dann Richtung ungarische Grenze. Bei einem Halt in Ungarn spendierte die Firma Feil Reisen allen eine Vesper. Es gab Würste, Salami, Käse, Tomaten und Paprika – alles eingekauft auf dem Markt in Temeswar von unserem Busfahrer und Landsmann Martin Freisinger mit Frau Maria. Für diese nette Geste bedanken wir uns bei der Firma Feil. Der Dank des HOG-Vorstands gilt allen Mitreisenden und insbesondere den Helfern, die durch ihren Einsatz zum Gelingen dieser Fahrt beigetragen haben.

Die nächste Reise der HOG Sanktmartin ist schon geplant. Sie findet im September 2017, in der zweiten Dekade des Monats, statt und führt über München und Verona nach Assisi und von dort nach Rom, einschließlich Vatikanstadt. Auf der Heimfahrt gibt es noch einen Abstecher in die Parkanlage Villa D’Este in Tivoli. Die Fünf-Tages-Reise kostet ca. 450 Euro. Reservierungen können bei Bernhard Fackelmann unter Tel. 089 / 8631127 vorgenommen werden.