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Für seine Landsleute immer in Reichweite

Monsignore Andreas Straub bei der Marienandacht anlässlich der diesjährigen Wallfahrt der Donauschwaben nach Altötting. Foto: Maria Nyffenegger

Monsignore Andreas Straub zelebrierte zusammen mit Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch und weiteren Priestern die Pfingstmesse beim Heimattag der Banater Schwaben 2016. Foto: Oleg Kuchar

Pfarrer i. R. bedeute „Pfarrer in Reichweite“. Den Priesterberuf könne man nicht auf Seite schieben. Das sagte Pfarrer Andreas Straub Ende 2002 in Rothenfels, anlässlich der Verabschiedung seines inzwischen verstorbenen Bruders Franz Straub aus dem „hauptamtlichen“ priesterlichen Dienst. Seit 13 Jahren ist Monsignore Andreas Straub nun selber in Rente. Altersbedingt hat er zwar seine ehrenamtlichen Aufgaben abgegeben, so das Amt des Visitators für die Seelsorge an den Donauschwaben und Deutschen aus Südosteuropa oder jenes eines Geistlichen Beirats des St.-Gerhards-Werkes, doch „in Reichweite“ ist er immer geblieben – vor allem für seine Banater Landsleute. Immer wieder feiert er mit ihnen Gottesdienste, ist bei landsmannschaftlichen Veranstaltungen, bei Wallfahrten, Gedenkfeiern oder Tagungen anzutreffen. Dies zeugt von einer als Gnade auf-gefassten priesterlichen Berufung, von Heimatverbundenheit und Verwurzelung in der Gemeinschaft, von Nähe zu den Menschen und gelebter Nächstenliebe.

Den Banater Schwaben ist Monsignore Andreas Straub seit mehr als fünf Jahrzehnten ein Wegbegleiter im Glauben. Am 3. August vollendete er sein 80. Lebensjahr – für uns ein willkommener Anlass, auf den Lebensweg des Jubilars zurückzublicken und sein priesterliches Wirken zu würdigen. Andreas Straub wurde 1936 in Neuarad als jüngstes von drei Kindern der Eheleute Franz und Katharina Straub (geb. Schweitzer) geboren. Ursprünglich wollte er Lehrer werden, und so besuchte er zunächst die Deutsche Pädagogische Lehranstalt in Neuarad, um 1954 ein Studium der Mathematik und Physik am Pädagogischen Institut Temeswar, der späteren Universität, aufzunehmen. Doch schon nach zwei Semestern gab er sein Berufsziel, Lehrer zu werden, auf und folgte seiner Berufung für das Priesteramt. Straub, in seiner Familie, vor allem durch seine Mutter, aber auch in der örtlichen Kirchengemeinde religiös sozialisiert und durch das Vorbild seines Bruders Franz geprägt, wechselte nach Karlsburg (Alba Iulia), wo er von 1955 bis 1961 Philosophie und Theologie studierte. Es gehörte damals – angesichts der schwierigen Lage, in der sich die römisch-katholische Kirche befand, sowie der Überwachung der Kleriker und aller kirchlichen Aktivitäten durch den Geheimdienst – viel Mut dazu, den Weg zum Priestertum einzuschlagen. Andreas Straub ist diesen Weg unbeirrt gegangen und empfing am 8. Dezember 1961 in Karlsburg die Priesterweihe von Bekenner-Bischof Márton Áron.

Als Diener des Herrn trat er zunächst seinen Dienst als Kaplan in der Großgemeinde Sanktanna an. Die Gläubigen schlossen den tüchtigen jungen Priester schnell ins Herz. 1965 wurde er als Pfarrer nach Steierdorf, ins Banater Bergland, berufen, wo er sechs Jahre segensreich wirkte. 1971 kam Pfarrer Straub erneut nach Sanktanna, zur Freude der noch knapp 5000 Gläubige zählenden Pfarrgemeinde. Als Katechet im Religionsunterricht, der nur außerschulisch und am Wochenende erteilt werden durfte, wie auch am Altar des Herrn wurde er nun zum Lehrer für jung und alt. Während seiner Amtszeit wurden Renovierungen an der Kirche von Neusanktanna durchgeführt und zusätzliche Räume für den Religionsunterricht geschaffen. Dank seiner bescheidenen Art, seiner Volksnähe und seines engagierten pastoralen Wirkens erfreute sich Pfarrer Straub in Sanktanna allgemeiner Beliebtheit.

Dennoch traf er 1981 eine schwerwiegende Gewissensentscheidung. Die berüchtigte Securitate, die den äußerst aktiven Seelsorger schon lange mit Argwohn beobachtet hatte, versuchte ihn unter Druck zur Mitarbeit zu bewegen. Unter diesen Umständen entschied sich Pfarrer Straub, von einem Besuch in Deutschland nicht mehr ins Banat zurückzukehren, sondern hier der Kirche und auch seinen Landsleuten zu dienen. Im Dezember 1981 trat er in den Dienst des Erzbistums Bamberg. Als Aushilfsseelsorger war er einige Monate in Lichtenfels und danach in Neunkirchen am Brand tätig. Danach wirkte er 21 Jahre lang mit großem Einsatz als Pfarrer in Münchberg (mit der Kuratie Sparneck) im Dekanat Hof. Pfarrer Straub hat auch viele Jahre am Gymnasium Münchberg katholische Religion unterrichtet und als Schuldekan über die Pfarrei hinaus gearbeitet. In Anerkennung seines verdienstvollen Wirkens ernannte ihn der Bamberger Erzbischof 1996 zum Erzbischöflichen Geistlichen Rat. Seit 2003 im Ruhestand, verlegte er seinen Wohnsitz nach Bayreuth und hilft in den Pfarreien Büchenbach und Troschenreuth sowie in der Kuratie Trockau im Dekanat Auerbach aus.

Trotz der vielen Aufgaben, denen er an seinem Wirkungsort Münchberg nachkommen musste, fand Pfarrer Straub immer Zeit für seine Landsleute, deren seelsorgerische  Betreuung und Begleitung ihm stets ein großes Anliegen war und ist. Er übernahm 1991 zusätzliche Verantwortung als von der Deutschen Bischofskonferenz beauftragter Sprecher der Priester und Gläubigen aus der Volksgruppe der Donauschwaben und Geistlicher Beirat des St.-Gerhards-Werkes. Im Rahmen der Neuordnung der Vertriebenenseelsorge wurde Pfarrer Straub von der Deutschen Bischofskonferenz im März 1999 zum Visitator für die Seelsorge an den Donauschwaben und Deutschen aus Südosteuropa ernannt. Diesen verantwortungsvollen, stetigen Einsatz und großes Engagement fordernden Auftrag hat er in beispielhafter Weise, mit Umsicht und Geduld erfüllt. Pfarrer Straub, im März 2007 durch Papst Benedikt XVI. zum Päpstlichen Kaplan mit dem Titel „Monsignore“ berufen, scheute keine Mühe und nahm, so oft es nur ging, an den großen Bundes- und Landestreffen unserer Landsmannschaft, an Treffen der Heimatortsgemeinschaften, an Wallfahrten und Veranstaltungen des St. Gerhards-Werkes oder an Priestertreffen teil. Es gehört zu seinem Charisma, Menschen Mut zuzusprechen, sie für das Glaubensleben, aber auch für ein Miteinander zu begeistern, sie so, auch als Seelsorger, zu begleiten. Monsignore Straub gehört zu jenen Priestern, die wahrhaftige Seelsorger sind, die ihrer Berufung mit ganzem Herzen und voller Hingabe nachkommen.

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben würdigte die Verdienste des Jubilars als Diener Gottes und geistlicher Begleiter seiner Landsleute, indem sie ihm 1996 die Verdienstmedaille in Gold und 2001 die Prinz-Eugen-Nadel, die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft, verlieh.

2011, im Jahr seines 75. Geburtstags und seines 50. Priesterjubiläums, übergab Monsignore Straub das Amt des Visitators der Donauschwaben an Pfarrer Egmont Franz Topits, als Geistlicher Beirat des St.-Gerhards-Werkes folgte ihm Pfarrer Peter Zillich nach. Seine Verpflichtungen sind zwar weniger geworden und sein Terminkalender ist nicht mehr so voll wie früher, doch Monsignore Andreas Straub ist nach wie vor oft unterwegs. Für seine Landsleute ist er eben ein Priester „in Reichweite“.

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben dankt dem Jubilar für seinen unermüdlichen Einsatz und seinen wertvollen pastoralen Dienst und wünscht ihm weiterhin viel Schaffenskraft, Gesundheit und Gottes Segen.