Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Musik erfüllt die Welt und berührt die Herzen

Das Konzert der Donauschwäbischen Singgruppe Landshut unter der Leitung von Reinhard Scherer war − wieder − ein musikalischer Hochgenuss. Foto: Karin Bohnenschuh

Zu Robert Payers Walzerlied „Wenn der Wein blüht, ist es schön an der Donau“ schwebten Hermine und Josef Racki in Kirchweihtracht über das Parkett. Foto: Walter Tonţa

Hat man auch nur einmal einem Konzert der Donauschwäbischen Singgruppe Landshut beigewohnt, weiß man: Diese Singgemeinschaft unter der Leitung von Reinhard Scherer ist ein Garant für Chormusik vom Feinsten. Ihre Darbietungen überzeugen einerseits durch ein künstlerisches Niveau, das vor jedem Publikum Bestand hat, und andererseits durch die gelungene Liedauswahl, zumal die Gesangsformation aus einem breit gefächerten Repertoire schöpfen kann. Die Singgruppe, der etwa dreißig Sängerinnen und Sänger angehören, wartet stets mit einem bunten Mix aus modernen, klassischen und volkstümlichen Liedern auf. Zudem gelingt es ihr immer wieder, besondere Akzente bei ihren Konzerten zu setzen: Mal ist es eine Instrumental- oder eine Tanzeinlage, mal sind es heitere und nachdenkliche Texte, die in das Programm eingeflochten werden und für Überraschungsmomente sorgen. All dies zusammen lässt die Auftritte des Landshuter Chors zu einem unvergesslichen musikalischen Erlebnis werden.

Nachdem auch schon das von der Donauschwäbischen Singgruppe Landshut beim Heimattag 2014 dargebotene Konzert ein voller Erfolg war, hatte sich der Bundesvorstand unserer Landsmannschaft entschieden, den Chor auch zum diesjährigen Heimattag in Ulm einzuladen. Dass es eine goldrichtige Entscheidung war, stellte sich am Pfingstsamstagabend (14. Mai) heraus. Zum Konzert im Donauschwäbischen Zentralmuseum kamen vielmehr Besucher als vor zwei Jahren und deren Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Was die 23 Sängerinnen und Sänger unter der Stabführung von Reinhard Scherer an Klang und Atmosphäre in den Raum zauberten, war ein musikalischer Hochgenuss. Der Chor sprühte regelrecht vor Lebensfreude, die er im Gesang eindrucksvoll zum Ausdruck bringen vermochte. Der Funke sprang schnell auf das Publikum über, das die Darbietungen begeistert verfolgte und immer wieder reichlich Applaus spendete. Durch das Programm führte Roland Frick, dem es gelang, sachkundig und humorvoll die einzelnen Stücke vorzustellen.

Mit dem Begrüßungslied „Grüaß enk Gott“ von Lorenz Maierhofer, einem zeitgenössischen Komponisten und Liedtexter aus der Steiermark, eröffnete die Donauschwäbische Singgruppe Landshut das Konzert. Und dann hieß es geradezu bekenntnishaft: „Musik erfüllt die Welt“. Das von Walther Schneider adaptierte alte englische Volkslied spiegelt den Glauben an die Macht der Musik wider – und davon sind die Mitglieder der Landshuter Gesangsformation buchstäblich beseelt. Ein Loblied auf die Natur zur Sommerzeit, verbunden mit einem Appell an die Menschen, sich an deren Schönheit, „an deines Gottes Gaben“ zu erfreuen, ist das Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“. Das Mitte des 17. Jahrhunderts von Paul Gerhardt komponierte geistliche Lied verselbstständigte sich, auf die ersten drei Strophen beschränkt, zu dem heute bekannten Volkslied, das als nächstes in einer Adaption von Josef Michel zu hören war. In der Natur angesiedelt war auch das anschließende Lied „Die Nachtigall“ von
Felix Mendelssohn Bartholdy (Verse: Johann Wolfgang Goethe). Die Nachtigall ist, wie Roland Frick in seiner Moderation ausführte, einer der meistbesungenen Vögel im deutschen Lied. Sie kündigt den Frühling an und gilt als Symbol der Liebe. Ihr Gesang wird von uns Menschen als besonders schön und wohltönend empfunden. Genauso empfanden die Zuhörer auch den Gesang der Frauen und Männer auf der Bühne, wenngleich die Nachtigall, die zwischen 120 und 260 unterschiedliche Strophentypen beherrscht, unübertroffen bleibt.

Nachdem Hildegard Grimm das Gedicht „Heimat“ von Elisabeth Hegel vorgetragen hat, ging es mit dem schönen Volkslied „Jetzt gang i ans Brünnele“ weiter im Programm. Die uralte Volksweise wurde von Friedrich Silcher, dem Urvater aller deutschen Männergesangsvereine, aufgezeichnet und arrangiert und damit für die Nachwelt erhalten. Mit dem Titel „Ach, ich hab in meinem Herzen da drinnen“ setzte der Chor einen ersten Höhepunkt. Die unvergessene Melodie ist das Duett der Königskinder aus der Oper „Schwarzer Peter“ von Norbert Schultze, das später im Film „Der fröhliche Wanderer“ in ein Tenorsolo (mit Kinderchor) für Rudolf Schock umgearbeitet wurde. Die Solopartien in diesem romantischen Liebesduett wurden von Alexandra Scherer und Reinhard Scherer gesungen, instrumental wurde der Gesang von Beatrix Erndt (Klavier) und Alexandra Scherer (Violine) begleitet. Den ersten Teil des Konzerts beschloss das bekannte Kinderlied „Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“. Der Text stammt von Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der ihn auf eine alte niederösterreichische Volksweise aufgebaut hat. Die lustige Interpretation erweckte den Eindruck als ob Männer und Frauen um die Wette singen würden, wobei die Frauen eindeutig die Oberhand behielten.

Das Mundartgedicht „Die Himmelfahrt“ von Johann Szimits, vorgetragen von Heidi Hillebrand, leitete zum zweiten Teil des Konzertabends über. Den musikalischen Anfang machte das schwungvolle Lied „Hopsa Schwabenliesel“, ein bis heute gern gesungenes schwäbisches Tanzlied aus der Zeit um 1800. „Musik und Gesang erfreuen mich mein Leben lang“ hieß es im nächsten Stück mit dem Titel „Lob der Musik“ (Satz: Karl Norbert Schmid). Wie wahr diese Aussage sei, gab Moderator Roland Frick zu bedenken, als er die Frage in den Raum stellte: „Was wäre die Welt, was wäre das Leben ohne Musik?“ Ein Zustand, der gewiss nicht nur für die auftretenden Sängerinnen und Sänger unvorstellbar wäre…

Beim nächsten Stück, „Übern See“ von Lorenz Maierhofer, übernahm Beatrix Erndt das Dirigat. Darin verbindet sich ein tief empfundenes Liebesbekenntnis im Text mit einem alpenländisch verwobenen Arrangement zu einer Pop-Ballade mit einzigartiger Strahlkraft. Ebenfalls mit einer Ballade, diesmal mit einer in schwäbischer Mundart, ging es weiter. Heidi Hillebrand trug „De Wasserschlupper“ vor, ein „schwowisches“ Pendant zu Friedrich Schillers „Der Taucher“, verfasst von dem Hatzfelder Schuster Theodor Kaufmann. Der Schauspieler Stefan Heinz-Kehrer hatte seinerzeit die im Banater Dorf angesiedelte Ballade bei den verschiedensten Gelegenheiten mehrere hundert Male vorgetragen.

Fortgesetzt wurde das Programm mit dem wunderschönen Lied „Santa Maria“ in einer Version der Kelly
Family mit Klavier-, Violin- und Gitarrenbegleitung und Sologesang. Bei dem Lied „Weit, weit weg“ des Österreichers Hubert von Goisern mag der eine oder andere Zuhörer mit Wehmut an die alte Heimat gedacht, gleichzeitig aber auch empfunden haben, dass sie hier in Ulm ein Stück näher gerückt ist. An die Heimat erinnerte denn auch Hildegard Grimm mit dem Text „Die guti alti Zeit“ von Franz Frombach. Einen bleibenden Eindruck hinterließ das wundervolle „Bajazzo“-Lied aus der gleichnamigen Oper des italienischen Komponisten und Librettisten Ruggero Leoncavallo. Zum Abschluss des Konzerts hatte sich die Chorgemeinschaft etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Sie präsentierte mit dem Walzerlied „Wenn der Wein blüht“ und der Polka „Gruß an Weindorf“ zwei Erfolgstitel des aus Ungarn stammenden Komponisten und langjährigen Leiters der „Original Burgenlandkapelle“, Robert
Payer. Dazu schwebten Hermine und Josef Racki in Kirchweihtracht über das Parkett. Josef Hillebrand begleitete an der Gitarre, Andreas Krach auf dem Akkordeon.

Mit tosendem Applaus und end-losen Zugabe-Rufen belohnte das Publikum den brillanten Auftritt der Donauschwäbischen Singgruppe Landshut. Diese kam dem Wunsch der begeisterten Zuhörer nach und bot noch drei Lieder dar: das Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Liebeslied „’s Herz“, auch bekannt unter dem Titel „Maidle, lass dir was verzähle“ (Musik: Friedrich Silcher, Text: Franz von Kobell), das schwungvolle Lied „Freunde“ des Country-Sängers Tom Astor und, zum großen Finale, das bekannte „Überall auf der Welt“ nach dem Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Singgruppe aus Landshut zum Besten zählt, was die Banater Chorlandschaft derzeit zu bieten hat, dann wurde dieser von dem fulminanten Konzert in Ulm erbracht. Für alle, die in seinen Genuss kamen, bleibt es ein unvergessliches musikalisches Erlebnis.