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Heimat ist ein teures Gut - 33. Ulmbacher Kichweihfest

Die christliche Gemeinde wird auf dem Kirchplatz zum Fest eingeladen.

Für Nachwuchs ist bei den Ulmbachern gesorgt: 16 Kinder in Tracht nahmen am Kirchweihfest teil. Einsender der Fotos: Elfriede Beck

Der stattliche Trachtenzug marschiert vom Rathausplatz zur TV-Halle

Um Kirchweih feiern zu können, musste erst einmal der äußere Rahmen stimmen. Die Festhalle wurde schon am Freitagnachmittag bestuhlt und dekoriert – ganz wichtig der Maibaum in der Mitte der Halle.
Alles wurde in gut zwei Stunden bewältigt. Viele Helfer wussten ganz genau, was sie zu tun hatten. Es lief wie am Schnürchen. Vielen Dank für den tollen, reibungslosen Einsatz. Um 20 Uhr wurde dann der Kirchweihtanz geprobt, die ersten Gäste trafen ein, Spannung und Vorfreude lagen in der Luft.

Endlich Samstag. Festtag der Ulmbacher und deren Gäste. Sie strahlten um die Wette: die freudigen Gesichter der Menschen, die weißen Röcke und die bunten Halstücher der Mädchen, die „geputzten“ Hüte der Buben und die Sonne. 57 Trachtenträger zogen, begleitet von der beschwingten Marschmusik der Banater Schwabenkapelle unter der Leitung von Horst Stromer durchs Obere Tor zur katholischen Kirche. Stolz wehte die Heimatfahne im Wind. Ein beeindruckendes Bild!

Pfarrer Karl Wahl zelebrierte den Gottesdienst. Er erinnerte an die Kirche, deren Weihe die Ulmbacher an diesem Tag feiern. Sie steht nun verwaist in der alten Heimat Banat. In ihren Fürbitten baten die Trachtenmädchen für Verständnis und Frieden. Gedacht wurde der alten und kranken, der daheimgebliebenen und der in Rumänien lebenden Ulmbachern. „Sicher ist auch, dass Gedankenaustausch und Verständigung mit unserem Heimatort notwendig sind, wenn wir unseren Kindern und Enkelkindern eine Welt des Friedens hinterlassen wollen“, hieß es in einem Gebet. Die Krönung der heiligen Messe stellte allerdings der Gesang des Ulmbacher Chors unter Leitung von Hans Engelmann und Winfried Janke dar. Die Gedanken der Anwesenden beschäftigten sich wohl mit den Erinnerungen an vergangene Zeiten, kreisten aber auch um die Gegenwart und Zukunft der Ulmbacher Gemeinde.

Frohgemut ging es anschließend unter die Linde am Kirchplatz. Die christliche Gemeinde wurde mit
einem Trinkspruch und einem Gläschen Schwabenwein zum Fest ein-geladen. Eine Männergruppe kredenzte den edlen Tropfen.

Die Trommel schlug an, die Trachtenmänner jauchzten und die gutgelaunten Ulmbacher machten sich auf den Weg zum Rathausplatz. Bürgermeisterin Claudia Dörner wurde, stellvertretend für alle Bürger ihrer Gemeinde, zum Fest eingeladen. Das Vortänzerpaar Rainer Wachsmann und Melanie Finteis trugen die Einladung vor, in der es unter anderem hieß: „Mit einem Glase Wein sollen sie von uns gegrüßet sein. / Wir schenken ihn mit Freuden zu Ihrem Wohle ein.“ Man kam miteinander ins Gespräch. Bei einer flotten Polka wirbelten die leuchtenden, weißen Röcke über den Platz.

In der Festhalle konnte Elfriede Beck die vielen Gäste von nah und fern mit den Worten begrüßen: „300 Jahre dauerte unsere Geschichte im Banat, fest in unserem Ulmbach in Traditionen eingebunden. Heute wissen wir nicht einmal, wo wir – vor allem die junge Generation – in den nächsten Jahren leben und arbeiten werden. Alles findet im und vor dem Hintergrund des Spektakels von Internet und mobilem Telefon statt. Sind unsere Bestrebungen heimisch zu werden, Häuschen zu bauen, Kirchweih zu feiern nicht schon längst überholt?“ Die Rednerin verneinte diese Frage, denn: „Wie wir leben und wie wir uns präsentieren, zeigt, wie wichtig es in diesen unruhigen Zeiten ist, Halt zu finden und Wurzeln zu schlagen.“ Heimat sei zu einem Luxusartikel geworden und daher ein teures Gut. Die Ulmbacher hätten mit ihrem Kirchweihfest Wurzeln in Rechberghausen geschlagen und Heimat gefunden. Ermöglicht habe dies Altbürgermeister Reiner Ruf, und daher werde man ihm immer dankbar bleiben, so Beck.

Bürgermeisterin Dörner richtete sodann ihr erstes Grußwort an die Ulmbacher. Sie appellierte an die Gemeinschaft, weiterhin an ihrer Tra-dition festzuhalten und sicherte zu, sie bei der Entfaltung ihrer Bräuche zu unterstützen. Der Vortänzer führte Frau Dörner anschließend zum Ehrentanz. In lockerer, harmonischer Atmosphäre lernte sie etwas davon kennen, was die Ulmbacher ausmacht.

Im Anschluss begrüßte der HOG-Vorstand Peter Rieser die Bürgermeisterin, bedankte sich beim Organisationsteam und stellte die beiden neuesten Ulmbacher Tonträger vor (Banater Struwwelpeter, unter anderem in Neupetscher Mundart, und Banater Schwabenkapelle – ein Livemittschnitt von 50 Jahren Schwabenball in Göppingen).

Der darauf folgende Kirchweihtanz war eine wahrlich runde Sache in dem magischen Kreis der Trachtenträger um den Maibaum. Bei der Verlosung von „Hut un Tichel“ konnte Erich Merstorf den Gewinn einheimsen und mit seiner Frau Helga einen Ehrentanz drehen. Getanzt wurden auch „Eckstückchen“, worüber sich besonders die Kinder freuten. Zu den Programmpunkten zählte auch die Ehrung der besten Kegler, die bereits am Vormittag ermittelt worden waren. Die besten „Scheiwler“ waren Erich Anheuer mit 86 Holz und Manfred Merstorf mit 88 Holz. Herbert Seeger aber toppte alle mit 98 Holz und bekam einen Geschenkkorb überreicht.

Bis 19.30 Uhr brachte die Banater Schwabenkapelle beste Blasmusik zu Gehör und lockte die Tanzfreudigen um den Maibaum. Den Abend bestritten dann Werner und Hilde Maurer mit der „Sunshine Band“. Beste Stimmung bis weit nach Mitternacht war angesagt. Außerdem blieb genügend Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen und die letzten Neuigkeiten auszutauschen. So manche Besucher lernten sich neu oder gar wieder kennen. Das sind gute Voraussetzungen für weitere Treffen.

Am Sonntagmorgen war der Aufräumdienst an der Reihe. Das klappte bestens, zumal der Duft von frischen Bratwürsten vom Grill lockte. Frühschoppen im Freien! Ein schöner, gemütlicher Ausklang eines frohen Festes. Wer dabei war, denkt heute schon an die Kirchweih im nächsten Jahr. Ob wir Sie/Dich da auch wieder treffen werden?