Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

„Wir sind stolz darauf, Ihre Patenstadt zu sein“ - Empfang im Ulmer Rathaus

Beim Empfang im Rathaus begrüßte Ulms neuer Oberbürgermeister Gunter Czisch die Vertreter der Banater Schwaben mit Handschlag.

Oberbürgermeister Gunter Czisch hieß die Banater Schwaben in ihrer Patenstadt herzlich willkommen. Fotos: Cornel Simionescu-Gruber

Mit Oberbürgermeister Gunter Czisch, der am 29. Februar dieses Jahres die Nachfolge von Ivo Gönner antrat, bekamen die Ulmer Bürger einen neuen Rathauschef und die Banater Schwaben einen neuen Patenonkel. Und so hatte das neue Stadtoberhaupt zum ersten Mal zum traditionellen Empfang ins Ulmer Rathaus geladen. Czisch begrüßte jeden einzelnen Gast persönlich, und gekommen waren nicht wenige: die Mitglieder des Bundesvorstands der Landsmannschaft der Banater Schwaben, die aus dem Banat angereisten Ehrengäste, die Abordnungen der beim vorausgegangenen Auftritt in der Ulmer Fußgängerzone mitwirkenden Trachtengruppen, Vorsitzende von landsmannschaftlichen Gliederungen, interessierte Landsleute.

Oberbürgermeister Czisch hieß alle Gäste herzlich willkommen und versicherte: „Wir als Patenstadt sind stolz auf Sie und wir sind stolz darauf, Ihre Patenstadt zu sein.“ Als neuer Oberbürgermeister, aber auch als Geschäftsführer des Donaubüros seit 14 Jahren sei es ihm ein besonderes Anliegen, die bewährte Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft der Banater Schwaben fortzuführen. „Wir werden Sie jederzeit hier in Ulm gerne empfangen“, so Czisch.

Unter Bezugnahme auf das Motto des Heimattages sagte der Gastgeber: „Sie begehen ein besonderes Jubiläum – 300 Jahre Banater Schwaben. Nicht alles, was in den 300 Jahren passiert ist, kann man feiern. Vieles von dem, was Sie erlebt haben, ist tagesaktueller denn je: Flucht, Deportation, Diskriminierung, Unfreiheit. Es ist eine Geschichte, die junge Menschen als Selbstverständlichkeit wahrnehmen, aber keine Selbstverständlichkeit war und ist – in den letzten 300 Jahren nicht und in den nächsten 300 Jahren auch nicht. Deshalb müssen wir alle werben für Frieden und Freiheit in Europa – eingedenk unserer Geschichte, unserer kulturellen Identität, unserer Traditionen, gleichzeitig aber auch mit Weltoffenheit und Toleranz, die im Kern dieses Europa ausmachen.“

Flucht, Vertreibung, Migration seien kein Phänomen der heutigen Zeit, sondern Teil der Menschheits-
geschichte, auch der Geschichte der Stadt Ulm, betonte Czisch. Ulm sei im 18. Jahrhundert Dreh- und Angelpunkt einer großen Auswanderungswelle donauabwärts gewesen. Vor wenigen Jahren habe die Stadt den Beginn dieser Auswanderungswelle im Jahr 1712 zum Anlass genommen, sich mit historischen und aktuellen Fragen von Auswanderung und Migration zu beschäftigen. „Daran müssen wir erinnern und daraus müssen wir gleichzeitig die notwendigen Lehren ziehen“, mahnte Czisch.

Zum Schluss dankte der Oberbürgermeister der Landsmannschaft der Banater Schwaben, dass sie ihre Traditionen selbstbewusst pflegt. An die jungen Menschen richtete er die Botschaft, heimatverbunden und traditionsbewusst zu sein, gleichzeitig aber auch weltoffen und neugierig aufzutreten.

Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber gratulierte dem Gastgeber zu seiner Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Ulm und damit zum neuen Patenonkel der Banater Schwaben  und wünschte ihm alles erdenklich Gute in diesem neuen Amt.

„Wir kommen seit 1974 regelmäßig jedes zweite Jahr in diese schöne Stadt an der Donau, die so eng mit unserer Geschichte verbunden ist. Mittlerweile also seit fast zwei Generationen, in unserer schnelllebigen Zeit können wir deshalb schon von einer Tradition sprechen“, sagte Bundesvorsitzender Leber in seiner Ansprache. „Die Stadt Ulm betrachten viele als Synonym für den Beginn unserer Geschichte, weil von hier aus die Ulmer Schachteln mit den Siedlern in den Südosten aufbrachen. Ich weiß nicht, ob es eine zweite Stadt in Deutschland gibt, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, die einen so starken Fokus auf diesen Bereich ihrer Geschichte gerichtet hat, wie Ihre Stadt.“

Leber hob die Bedeutung des Donauschwäbischen Zentralmuseums hervor und lobte dessen fruchtbares Wirken in der Stadt und weit darüber hinaus. Genauso wichtig sei es jedoch auch, „diese Geschichte immer wieder auf ihren aktuellen Bezug hin abzuklopfen“ und mit dem Donaubüro und dem Internationalen Donaufest, mit der Patenschaft der Stadt Ulm über die Landsmannschaft der Banater Schwaben und ihren hier veranstalteten Heimattagen „eine Brücke zur Gegenwart, eine Brücke der Donau entlang, in den Südosten zu schlagen, um kooperativ, weltoffen und einer guten Zukunft zugewandt uns immer wieder mit diesem historischen Schatz einzubringen. Deshalb haben wir uns das Motto dieses Heimattages gewählt, deswegen zeigen wir, dass wir gewillt sind, unsere Geschichte fortzuschreiben.“

Schaue man zurück, auf 1974, so könne man feststellen, dass diese Treffen eine gute Entwicklung genommen haben, resümierte Leber. „Die Banater Schwaben haben sich als gute Botschafter ihrer Heimat präsentiert, die Stadt Ulm hat sie angenommen. Was gibt es Schöneres für uns, zwei Generationen später, als darauf mit der nächsten Generation, den Vertretern der Jugendgruppen und den Banater Schwaben, wo immer sie auch leben mögen und heute und morgen in Ulm sind, das Glas zu erheben und auf die nächsten 300 Jahre anstoßen.“

Als letzter Redner ergriff der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Dr. Johann Fernbach, das Wort. Er überbrachte den Gruß der Landsleute aus der alten Heimat.

Der anschließende Stehempfang verlief in einer lockeren, freundschaftlichen Atmosphäre.