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Landsmannschaftliche Gliederungen stellen sich vor - Verbandstagung in Frankenthal (4)

Premiere in Frankenthal: Zur Vorstellung ihrer Heimatortsgemeinschaft erschienen die Vorstandsmitglieder der HOG Sanktmartin in Tracht und mit ihren Vereinsfahnen. Foto: Walter Tonţa

Franz Schlechter (HOG Glogowatz, oben) wurde in seinem Amt als Sprecher der Heimatortsgemeinschaften bestätigt, ebenso sein Stellvertreter Wilhelm Kuhn (HOG Deutschbentschek, unten). Fotos: Karin Bohnenschuh

Traditionell stellen bei der Verbandstagung in Frankenthal am Sonntagvormittag landsmannschaftliche Gliederungen ihre Arbeit vor. Diesmal präsentierten sich die Heimatortsgemeinschaft Sanktmartin und der Kreisverband Rastatt. In beiden Gliederungen fand ein Vorstandswechsel statt – bei der HOG Sanktmartin im Mai 2015, im Kreisverband Rastatt im Juni 2012. Die beiden neu gewählten Vorsitzenden sind zusammen mit ihren Vorständen bemüht, neue Akzente in der Verbandsarbeit zu setzen und ihren Landsleuten ein breitgefächertes Veranstaltungsangebot zu bieten.

HOG Sanktmartin

Die Heimatortsgemeinschaft Sanktmartin wartete mit einer Premiere auf: Der gesamte Vorstand marschierte in Tracht und mit Vereinsfahnen in den Saal ein. In seinem Vortrag ging der HOG-Vorsitzende Bernhard Fackelmann zunächst auf die Geschichte seines Heimatortes ein, wobei er die Eigenheiten der 1724 erfolgten Ansiedlung hervorhob. Es handelte sich um eine Privatansiedlung durch den Baron Johann Georg von Harruckern, wobei die Sankt-martiner Erstsiedler aus Franken stammten und infolgedessen die Sanktmartiner Mundart eine bairisch-fränkische ist. Sehr kenntnisreich gelang es Fackelmann, anhand einer gut gestalteten PowerPoint-Präsentation, einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung seines Heimatortes unter Berücksichtigung sämtlicher Bereiche (politische Geschichte, Kirche, Friedhof und Schule, Wirtschaft, Vereinswesen, Lebensverhältnisse, Brauchtum usw.) zu bieten. Dabei konnte der Referent aus dem Vollen schöpfen, zumal er sich schon seit vielen Jahren mit der Geschichte seines Heimatortes und dessen Menschen befasst und mehrere einschlägige Bücher veröffentlicht hat (zweibändiges Familienbuch, Ortsgeschichte von 1724 bis 2014, Geschichte des Friedhofs).

Nachdem es zu Unstimmigkeiten innerhalb des HOG-Vorstandes gekommen war, hatte Fackelmann die Kulturgemeinschaft „Die Samatimer“ gegründet, der es gelungen ist, eine Brücke in die Herkunftsregion ihrer Vorfahren zu schlagen. Es wurden Kontakte zur unterfränkischen Stadt Gerolzhofen geknüpft, wo 2012 ein großes Kirchweifest mit über 500 Teilnehmern und 35 Trachtenpaaren gefeiert wurde. Ein zweites Kirchweihfest folgte 2014 anlässlich des 290-jährigen Jubiläums der Gemeinde Sanktmartin. Fackelmann erwähnte auch die Wallfahrt nach Volkach 2013 und den Besuch einer Delegation aus Gerolzhofen in Sankt-martin 2014.

Nach den Wahlen beim Heimattreffen in Gersthofen im Mai 2015 definierte der neugewählte Vorstand seine Ziele und Prioritäten, auch unter Berücksichtigung der Ergebnisse einer unter den Landsleuten durchgeführten Umfrage. Der Vorstand startete gleichzeitig mit der Herausgabe eines ersten Jahresheftes einen Spendenaufruf, der auf eine unverhofft große Resonanz stieß. Fackelmann wertete dies als Vertrauensbeweis in die Vorstandschaft und als ein Zeichen des Zusammengehörigkeitsgefühls der Sanktmartiner, die als Gemeinschaft weiterbestehen wollen.

KV Rastatt

Die Vorstellung des Banater Kreisverbandes in Rastatt nahm dessen Vorsitzender, Dr.-Ing. Norbert Neidenbach, vor. Seine durchstrukturierte, äußerst informationsreiche und mit vielen Bildern (darunter auch etliche historisch wertvolle Aufnahmen, zum Beispiel vom Bundestreffen der Banater Schwaben in
Rastatt am 28. Mai 1955) gespickte PowerPoint-Präsentation gewährte zunächst einen kurzen Einblick in die Geschichte der an der Grenze zu Frankreich liegenden 52000-Einwohner-Stadt Rastatt. Dabei vergaß er nicht zu erwähnen, dass Rastatt, dank der hier bestehenden zentralen Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge und Aussiedler für viele Landsleute aus dem Banat das Tor nach Deutschland war. Anhand von Zeitungsberichten aus der „Banater Post“ und Fotos zeichnete der Referent die Entwicklung des 1977 gegründeten Kreisverbandes Rastatt nach. Er wies auf die Vielzahl und Vielfalt der Vereinsaktivitäten hin und richtete ein besonderes Augenmerk auf die Tätigkeit der innerhalb des Kreisverbandes zeitweilig bestehenden Gliederungen. Der 1982 gegründete Hobby-Club veranstal-tete mehrere Fußballturniere, die Jugendgruppe und die Schwabenkapelle Rastatt, beide 1986 ins Leben gerufen, bereicherten über Jahre das Vereinsleben. 1989 kam der Chor des Kreisverbandes hinzu, der unzählige Auftritte vor Ort absolvierte, aber auch bei den Heimattagen der Banater Schwaben oder bei den Bundeschortreffen präsent war. Die 1997 gegründete Tanzgruppe widmete sich bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2004 der Brauchtums- und Trachtenpflege.

In den letzten Jahren konzentrieren sich die Aktivitäten des aktuell rund 360 Mitglieder zählenden Kreisverbandes auf Unterhaltungsabende, Feiern und eine verstärkte öffentliche Präsenz in Rastatt (Stadtfest, Weihnachtsmarkt). Jährlich werden mit Unterstützung durch die Tanzgruppe „Banater Schwabenkinder“ und die Blaskapelle „Notenvagabunden“ ein Osterball und ein Herbstball veranstaltet. Besonderer Wert wird auf die Pflege der Homepage (www.pipatsch.info) gelegt.

Delegiertenwahl

In diesem Jahr stand auch die Wahl des HOG-Sprechers, seines Stellvertreters sowie der Delegierten der Heimatortsgemeinschaften zur Hauptversammlung der Landsmannschaft der Banater Schwaben an. Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber dankte dem bisherigen HOG-Sprecher Franz Schlechter, Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Glogowatz, für seine Arbeit und schlug ihn erneut für dieses Amt vor. Beinahe einstimmig wurde Schlechter in seinem Amt als Sprecher der Heimatortsgemeinschaften bestätigt. Kraft Amtes gehört er dem Bundesvorstand unserer Landsmannschaft an. Wiedergewählt wurde auch sein Stellvertreter Wilhelm Kuhn, Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Deutschbentschek.

Laut Satzung entsenden die Heimatortsgemeinschaften 20 Delegierte zur Hauptversammlung, dem höchsten Entscheidungsgremium unserer Landsmannschaft. Die wahlberechtigten HOG-Vertreter wählten in geheimer Wahl für den Kreis Temesch 15 Delegierte und drei Ersatzdelegierte, für den Kreis Arad vier Delegierte und einen Ersatzdelegierten und für den Kreis Karasch-Severin einen Delegierten.

Zum Abschluss der Verbandstagung zog Bundesvorsitzender Leber eine positive Bilanz. Die Ausführungen von Konsul Rolf Maruhn, Ramona Lambing und Dr. Florian Kührer-Wielach hätten den Funktionsträgern unserer Landsmannschaft, die auch als Multiplikatoren wirken, eine Fülle von Informationen an die Hand gegeben und neue Erkenntnisse vermittelt. Welche Vielfalt im landsmannschaftlichen Geschehen herrsche, hätten die Berichte aus dem Verband widerspiegelt. Gewiss könne man auch Impulse für die eigene Arbeit aufnehmen, so Leber. Der Bundesvorsitzende wies sodann auf den bevorstehenden Heimattag in Ulm und auf das reichhaltige Veranstaltungsprogramm hin. Den Vorsitzenden der Landes- und Kreisverbände und der Heimatortsgemeinschaften wünschte er viel Erfolg in ihrer Arbeit.