zur Druckansicht

Senioren in Ingolstadt gedenken der Deportation

Bei der Kranzniederlegung am Denkmal im Nischbach-Haus (von links): Monsignore Andreas Straub, Michael Butto, ehemaliger Russlanddeportierter, und Hilfswerksvorsitzender Nikolaus Rennon. Foto: Graf

Auch in diesem Jahr haben die Banater Senioren aus Ingolstadt am 18. Januar im Rahmen einer Feier im Nischbach-Haus der Russlanddeportation vor 71 Jahren gedacht. Die Gedenkmesse im Hildegardis-Saal hielt Monsignore Andreas Straub. Zum Gedenken an die während der Verschleppung Verstorbenen legten Nikolaus Rennon, Vorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben, und der Heimbewohner Michael Butto, ein ehemaliger Deportierter, einen Kranz am Denkmal im Hof des Seniorenzentrums nieder. Monsignore Straub sprach ein Gebet für die Deportationsopfer.

Bei der anschließenden Zusammenkunft im Speisesaal des Hauses referierte Franziska Graf bei Kaffee und Kuchen über diese schwerste Leidenszeit unserer Volksgruppe. Die Erinnerungen der Überlebenden offenbarten die ganze Tragik jener Jahre und zeigten, was die zur Zwangsarbeit Verschleppten schuldlos erdulden mussten. Nur weil sie Deutsche waren, hätten sie für all das büßen müssen, was der unsägliche Krieg angerichtet hatte. Ob die Sowjets bei den Verhandlungen über das Waffenstillstandsabkommen mit Rumänien vom 12. September 1944 nur Deutsche für die sogenannte Wiederaufbauarbeit gefordert hätten, bleibe dahingestellt, so die Referentin. Das müssten die Historiker aufgrund intensiver Archivrecherchen noch herausfinden.

Franziska Graf erwähnte, dass der Historiker Pavel Poljan als erster russischer Wissenschaftler über die Deportation der Deutschen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aus den von der Roten Armee besetzten Gebieten geforscht und publiziert habe. Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion sei dies ein Tabuthema gewesen. Auch in Rumänien habe man Archivforschungen betrieben und
eine Dokumentensammlung veröffentlicht, die zur Aufhellung dieses dunklen Kapitels in der Geschichte der Rumäniendeutschen beitrugen.

Die Referentin lobte Rumänien, das den ehemaligen Deportierten, seit 2013 auch jenen im Ausland
lebenden, eine monatliche Entschädigungsrente zahlt und wies darauf hin, dass die betroffene Personengruppe demnächst auch vom deutschen Staat eine Entschädigung zu erwarten habe. Dabei gehe es den Überlebenden, so Franziska Graf, nicht so sehr um das Materielle, sondern um die Anerkennung ihres leidvollen Schicksals überhaupt.