Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Kulturelle Kontinuität und neuer Aufbruch nach dem Ersten Weltkrieg

Mit der Kulturtagung am 8./9. November 2014 im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen konnte ein besonderes Jubiläum begangen werden: die 50. Tagung in Folge, der Nachweis einer einmaligen Kontinuität und Konsequenz der landsmannschaftlichen Kulturarbeit in Baden-Württemberg und auch bundesweit. Denn zu diesen kulturellen Jahrestagungen kamen immer auch Referenten und Teilnehmer aus anderen Bundesländern, aus Österreich und selbst aus dem Banat. Das Thema der Jubiläumstagung lautete: „Die Banater Schwaben nach dem Ersten Weltkrieg. Kulturelle Kontinuität und neuer Aufbruch“. Nun liegen die Beiträge der Tagung in einem von Dr. Walter Engel und Walter Tonța herausgegebenen und von Dr. Franz Quint typografisch gestalteten Sammelband vor.

Nach den offiziellen Grußworten des Landesvorsitzenden Josef Prunkl und des Vorsitzenden des Vereins Haus der Donauschwaben, Landtagsabgeordneter Heribert Rech, zeichnet Walter Engel mit seinem Rückblick „Mosaiksteine einer Kulturgeschichte der Banater Deutschen“ die Entwicklungslinien dieser beeindruckenden Veranstaltungsreihe nach und erläutert Tagungsschwerpunkte der letzten fünfzig Jahre. Die Tagungsbeiträge sind insgesamt erneut dem großen Thema Erster Weltkrieg gewidmet, wobei die Auswirkungen dieses als „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts bezeichneten Ereignisses auf die politische und kulturelle Situation der historisch gewachsenen Region Banat im Vordergrund stehen. Aspekte des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens nach der Teilung des Banats sowie der Erste Weltkrieg als literarisches Thema – Lesung des  Schriftstellers Franz Heinz aus seinem neuen Roman „Kriegerdenkmal. 1914 – Hundert Jahre später“ (Berlin 2014) – bilden Schwerpunkte der Beiträge des vorliegenden Bandes.

Die tiefgreifenden, zunächst so verlustreichen Folgen der Teilung des Banats für die Wirtschaft und
Infrastruktur  in der Region, die wichtige Verkehrsverbindungen und Außenbeziehungen durch die neuen Grenzen einbüßte, erörtert Hans-Heinrich Rieser in seinem Beitrag „Vom Fohlen zum Zugpferd“. Mit einem authentischen, vielschichtigen Einblick in den Alltag der Banater Gemeinden während der Kriegsjahre wartet Luzian Geier in seinem Referat „Weltkriegszeit und die Daheimgebliebenen im Banat“ auf. Der Verfasser wertet kaum bekannte, zum Teil noch unveröffentlichte Aufzeichnungen aus der Kriegszeit und den unmittelbaren Nachkriegsjahren aus.

Auf die spannungsgeladene Situation, der die nun hart an der rumänisch-serbischen Grenze liegende Großgemeinde Hatzfeld einige Jahre ausgesetzt war, eine Art Zankapfel zwischen Serbien und Rumänien, geht Walter Tonța in seinem Vortrag „Die Banater Gemeinde Hatzfeld im Spannungsfeld der neuen Grenzziehungen nach dem Ersten Weltkrieg“ ein. Mit der Spiegelung der Zeitumstände in den Veröffentlichungen des Temeswarer Journalisten Heinrich Büchelbauer (1877-1933) befasst sich Eduard Schneider. Er würdigt in seinem Beitrag „Ein legendärer Name und doch fast vergessener Autor?“ die außergewöhnliche publizistische Leistung des zu seiner Zeit als „Josefstädter Franzi“ so populären Banater Zeitungsmannes.

Abgerundet wird der vorliegende Tagungsband mit Auszügen aus dem Roman „Kriegerdenkmal. 1914 – Hundert Jahre später“ des bekannten Schriftstellers Franz Heinz, der die verheerenden Einschnitte des Krieges in das Leben einer Banater Familie thematisiert und die heute auf Spurensuche gehenden Enkel der einstigen Kriegsopfer ins Bild rückt. Mit einer Autorenlesung und anschließendem Gespräch wurde der Roman auf der 50. Kulturtagung vorgestellt.   

Die Banater Schwaben nach dem Ersten Weltkrieg. Kulturelle Kontunuität und neuer Aufbruch. Beiträge der 50. Kulturtagung in Sindelfingen, 8./9. November 2014. Herausgegeben von Walter Engel und Walter Tonţa. Stuttgart 2015. 112 Seiten. Der Tagungsband kann bei der Geschäftsstelle des Landesverbandes Baden-Württemberg (Schlossstraße 92, 70176 Stuttgart, Telefon/Fax 0711 / 625127, E-Mail LMBanaterschwaben-BW@t-online.de) zum Preis von 10 Euro (einschließlich Versandkosten) bestellt werden.