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Donauschwäbischer Kulturpreis verliehen

Innenminister Reinhold Gall (Mitte) mit den Preisträgern des Donauschwäbischen Kulturpreises 2015 (von links): Anton Bleiziffer, Ernst Meinhardt, Dr. Heinz Günther Hüsch, Răzvan Georgescu, Prof. Dr. Josef Schwing. Quelle: Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg

An dem Festakt im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen nahmen rund 140 geladene Gäste teil. Foto: Walter Tonţa

Der vom Land Baden-Württemberg 1966 gestiftete, bis 1995 jährlich und danach im zweijährigen Turnus vergebene Donauschwäbische Kulturpreis wurde dieses Jahr zum 37. Mal verliehen. Der Festakt fand am 3. November im Beisein von rund 140 geladenen Gästen im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen statt. Nach dem musikalischen Auftakt, den die Pianistin Hilke van Lessen mit Frédéric Chopins Walzer in e-moll bestritt, hieß der Vorsitzende des Vereins Haus der Donauschwaben, Heribert Rech MdL, die diesjährigen Preisträger und die Gäste des Festaktes herzlich willkommen. Der neue Vorsitzende der Jury zur Vergabe des Donauschwäbischen Kulturpreises, Hans Vastag, begrüßte zur Preisverleihung den Innenminister des Landes Baden-Württemberg, Reinhold Gall MdL, Ministerialdirigent Herbert Hellstern und Leitende Ministerialrätin Dr. Christiane Meis vom Stuttgarter Innenministerium, die Vertreter der Stadt Sindelfingen, der donauschwäbischen Landsmannschaften sowie der Institutionen, die sich mit Kultur und Geschichte der Donauschwaben befassen.

Es ehre das Land Baden-Württemberg, dass es sich bereits 1954 mit der Übernahme der Patenschaft der Volksgruppe der Donauschwaben angenommen habe, betonte Vastag. Ausdruck dieser gelebten Patenschaft seien das Haus der Donauschwaben in Sindelfingen, das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, die Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes, das Donauschwäbische Zentralmuseum in Ulm und eben der Donauschwäbische Kulturpreis.

Die in diesem Jahr neu formierte Jury habe es sich nicht leicht gemacht, die Preisträger zu bestimmen, zumal 16 Bewerbungen eingegangen waren und auch das Thema der Ausschreibung „Kulturvermittlung. Medien – Wege – Ebenen“ recht breit gefasst war, so Vastag. Trotzdem sei es ihr gelungen, die besten Kandidaten für den Preis vorzuschlagen und damit herausragende Leistungen aus den Bereichen Sprachwissenschaft, Musik, Printmedien, Geschichtsforschung und Film zu würdigen.

Nach einem weiteren Klavierstück von Johannes Brahms folgte die Festansprache von Innenminister Reinhold Gall. „Die Donauschwaben pflegen ihre Tradition und Brauch-tümer auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und den schrecklichen Ereignissen von Vertreibung und Flucht, damit die Kultur der alten Heimat erhalten bleibt“, sagte Gall. Kulturarbeit bringe immer ein Stück alte Heimat zurück und widerspiegele ein Stück Erinnerung. Ihm selbst sei die Aufgabe der Kulturpflege sehr ans Herz gewachsen. Für das Land sei die Pflege und Förderung des deutschen Kulturguts eine bleibende Verpflichtung.

Baden-Württemberg habe als zentrales und bedeutendes Element des Bekenntnisses zu den Donauschwaben bereits 1966 den Donauschwäbischen Kulturpreis ins Leben gerufen. Mit dem Preis sollten Kulturschaffende geehrt werden, die sich um die donauschwäbische Kultur und die kulturellen Wechselbeziehungen zwischen den Donauschwaben und ihren Nachbarn in den östlichen Siedlungsgebieten besonders verdient gemacht haben. „Und natürlich soll der Preis auch eine Auszeichnung für Kulturschaffende sein, die ihre Verbundenheit zur donauschwäbischen Kultur in und durch ihre Werke ausdrücken“, unterstrich der Minister.

In diesem Jahr sei der Preis in der Kategorie „Kulturvermittlung“ vergeben worden. Kulturelle Erziehung sowie Förderung und Verbreitung von Kulturgut könne auf verschiedenen Ebenen und durch ganz verschiedene Wege und Medien erfolgen. Dementsprechend hätten die Bewerbungen und Vorschläge ein breites Spektrum der donauschwäbischen Kultur und ihrer Vertreter abgedeckt. „Die Preisträger haben sich mit ihrem Schaffen in besonderem Maß um Erhalt und Pflege der Kultur sowie um die Geschichte der Donauschwaben verdient gemacht“, betonte Gall.

Der diesjährige Hauptpreis, der mit 5000 Euro dotiert ist, ging an Prof. Dr. Josef Schwing für seine Publikationen über die deutschen Mundarten Südtransdanubiens, seine Mitarbeit an einem namenskundlichen Archiv zu Ungarn sowie sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement. Den mit 2500 Euro dotierten Förderpreis erhielt die Forschungsgruppe „Fami-lienzusammenführung Rumänien“ für ihre unabhängigen Recherchen in Sachen Freikauf der Rumäniendeutschen. Anton Bleiziffer wurde für seine vielfältige Tätigkeit zur Bewahrung und Vermittlung des donauschwäbischen Kulturgutes, insbesondere im musikalischen Bereich, sowie für sein vielseitiges ehrenamtliches Engagement mit einer Ehrengabe ausgezeichnet, die ebenfalls mit 2500 Euro dotiert ist. Der Minister gratulierte den Preisträgern und sagte: „Mit den Ihnen verliehenen Preisen möchte das Land Baden-Württemberg seinen Dank und seine Anerkennung zum Ausdruck bringen.“

Nachdem Hilke van Lessen Jenő Hubays Csárdás „Hejre Kati“ erklingen ließ, hielt Josef Jerger, stellver-tretender Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Donauschwaben und Vizepräsident des Weltdachverbandes der Donauschwaben, die Laudatio auf den Hauptpreisträger Prof. Dr. Josef Schwing. Die Lobreden zu Ehren der Forschungsgruppe „Familienzusammenführung Rumänien“ und von Anton Bleiziffer hielt Hans Vastag. (Auszüge aus den Laudationes veröffentlichen wir in der nächsten Ausgabe.) Danach überreichte Innenminister Gall die Preise. Mit einem Ständchen für Anton Bleiziffer, dargeboten von Professor Anton Hollich, Hauptpreisträger des Donauschwäbischen Kulturpreises 2013, Rose Hollich, Theresia Rentz und Josef Zippel, und einem Stehempfang endete der Festakt.