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Neugestaltete Gedenkstätte eingeweiht

Einweihungsfeier der neugestalteten Vertriebenen-Gedenkstätte auf dem Waldfriedhof in Traunreut.

Vertreter der Banater Schwaben legten beim Einweihungsakt der Gedenkstätte in Traunreut einen Kranz am Banater Gedenkstein nieder. Fotos: Johann Noll

Der Bund der Vertriebenen (BdV)  Bayern hat mit Traunreut für seine Zentralveranstaltung zum Tag der Heimat 2015 einen Veranstaltungsort gewählt, der ein beredtes Zeugnis für eine gelungene Integration und für ein neues Miteinander ablegt. Die Gründungsgeschichte der Stadt sei nicht nur mit dem Schicksal der Deutschen aus dem Osten nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden, sondern auch von jenen ihrer Heimat beraubten Menschen gegründet und aufgebaut worden, sagte BdV-Vizepräsident und Landesvorsitzender Christian Knauer beim Festakt im Kulturzentrum k1 am 19. September.

Die neue Gedenkstätte im Waldfriedhof, die vor dem Festakt eingeweiht wurde, suche in Bayern ihresgleichen, so Knauer. Das Heimatkreuz im Waldfriedhof Traunreut wurde versetzt und bildet nun den Mittelpunkt einer neu gestalteten Gedenkstätte für die Heimatvertriebenen und für alle Traunreuter Bürger. Bereits 1950, im Zuge der Gemeindegründung, war das Heimatkreuz am St. Georgsplatz aufgestellt worden. Später fand es in der Stadtmitte vor der evangelischen Kirche seinen Platz und in den 1960er Jahren wurde es in den neu gegründeten Waldfriedhof verlegt. Die neue Gedenkstätte befindet sich nun an einem leicht erhöhten Platz im Waldfriedhof. Im Halbkreis um das große Holzkreuz sind die Gedenksteine der einzelnen Landsmannschaften aufgestellt, die am Aufbau der jungen Stadt Traunreut erheblichen Anteil hatten. An den Außenwänden des Platzes ist an der einen Seite ein Kunstwerk von Rolf Wassermann zu sehen mit Sprüchen zum Begriff Heimat. Auf der gegenüberliegenden Seite steht eine „Gedenktafel der Weltbürger“. Drei Tafeln aus Cortenstahl ein Stück unterhalb der Gedenkstätte informieren darüber hinaus zu den Themen „Alte Heimat“, „Flucht und Vertreibung“ und „Neue Heimat“. Als Ehrengäste wohnten der Einweihungsfeier und dem anschließenden Festakt unter anderem die Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, Emilia Müller, der Landrat des Landkreises Traunstein, Siegfried Walch, und der Bürgermeister der Stadt Traunreut, Klaus Ritter, bei.

In seiner Ansprache beim Festakt erinnerte Christian Knauer an das Schicksal der rund 15 Millionen deutschen Heimatvertriebenen, von denen etwa zwei Millionen bei Flucht, Vertreibung und Zwangsarbeit ums Leben gekommen waren. Für die meisten Bundesbürger sei es nicht mehr vorstellbar, innerhalb kürzester Frist, ihre Heimat mit 30 Kilogramm für immer verlassen zu müssen, sagte Knauer. Millionenfach sei dies vor 70 Jahren in Mitteleuropa Realität gewesen – und leider sei dies auch heute in vielen Teilen der Welt bittere Wahrheit.

Die Todesangst sei bei den Passagieren des 1945 sinkenden Kreuzfahrtschiffs „Wilhelm Gustloff“ – bei dem Unglück waren über 9000 Menschen in der eisigen Ostsee ertrunken – genau so groß gewesen wie bei den Flüchtlingen heutzutage in den überfüllten Schlauchbooten auf dem Mittelmeer. Aber der Vergleich, der die aktuelle Zuwanderung mit den ethnischen Säuberungen und dem Vertreibungsdruck der Nachkriegszeit gleichsetze, sei verletzend. Eine genaue Differenzierung zwischen den Opfern von Vertreibungen – gestern und heute – einerseits und denjenigen, die heute eine wirtschaftlich bedingte Migrationsentscheidung treffen andererseits, sei daher unerlässlich. „Wer dieses missachtet, gefährdet die Akzeptanz für die echten Gewaltopfer und fördert Missbrauch“, zitierte Knauer Bundespräsident Joachim Gauck. Gerade in einer Zeit, in der Deutschland wie kaum ein anderes Land den wirklich politisch Verfolgten Asyl und Hilfe gewähre, müsse das Land aufpassen, dass dem Missbrauch nicht Tür und Tor geöffnet werde.

Staatsministerin Emilia Müller erinnerte in ihrer Festrede an das Leitwort, das sich die Heimatvertriebenen in ihrer Charta 1950 auferlegt hatten, nämlich für ein geeintes Europa einzutreten, in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können. „Halten Sie an diesem Kurs fest. Bayern steht an Ihrer Seite“, bekräftigte Müller. Zur Traunreuter Stadtgeschichte stellte sie heraus, dass die Region ohne die deutschen Heimatvertriebenen keinen so erfolgreichen Aufstieg seit der Nachkriegszeit hätte erleben können. Traumatisiert durch den Verlust der Heimat in Bayern angekommen und in schäbigen Baracken einer ehemaligen Munitionsfabrik untergebracht, hätten sie selbst mit angepackt und ihre Ideen, ihr Know-how und ihr Engagement eingebracht. Die Gedenkstätte im Friedhof bezeichnete sie als wichtiges Zeichen, das nicht nur an die alte Heimat und an die Toten erinnere, sondern auch den Bogen zu denjenigen spanne, die nach der Vertreibung in Bayern wieder Fuß gefasst hätten.

Neben einigen Ehrungen durch den BdV-Landesverband, wurde im Rahmen des Festaktes auch der Kulturpreis 2015 des BdV Bayern verliehen. Den Preis erhielten heuer die beiden Pommerschen Folklore-Ensembles Ihna und Leba aus Erlangen. Den kulturellen Teil des Programms gestalteten die Blaskapelle Traunwalchen, die Kinder und Jugendgruppe des Trachtenvereins „D’Traunviertler“, die Jugendtanzgruppe der Traunreuter Siebenbürger Sachsen sowie die Tanz- und Folkloreensembles Ihna und Leba.

Der Landesverband Bayern unserer Landsmannschaft war bei der Festveranstaltung durch den stellvertretenden Landesvorsitzenden Bernhard Fackelmann, Landesvorstandsmitglied Johann Noll, den Traunreuter Kreisvorsitzenden Peter Mallinger und eine Fahnenabordnung vertreten.

Bereits am Vormittag hatte in Traunreut die Landesversammlung des BdV Bayern stattgefunden, die unter anderem einen neuen Vorstand wählte. Christian Knauer wurde in seinem Amt als Vorsitzender des BdV-Landesverbandes Bayern, das er seit 1999 innehat, bestätigt. Neu in den Vorstand als Vertreter der Banater Schwaben wurde Bernhard Fackelmann gewählt.