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Hoher Besuch beim 147. Kirchweihfest

Bürgermeister Daniel Tomuţa empfing die Ehrengäste aus Deutschland im Sanktannaer Rathaus.

In Begleitung der Blaskapelle der HOG Sanktanna marschierten 22 Trachtenpaare durch die Straßen der Kleinstadt.

Vortänzer des 146. Kirchweih- festes in Sanktanna waren Eveline Hell und Sebastian Hell. Fotos: Michael Schmidt

HOG Sanktanna: Innenminister Reinhold Gall und Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk zählen zu den Ehrengästen. Am 26. Juli, dem Namenstag der Heiligen Anna, der Mutter der Gottesmutter Maria, ist Kirchweih in Sanktanna. Das Fest wird aber schon seit Jahren immer auf das erste Augustwochenende verlegt, damit ferienbedingt auch die ausgewanderten Landsleute zahlreich daran teilnehmen können. So besuchten auch in diesem Jahr wieder über 350 ehemalige Sanktannaer aus dem ganzen Bundesgebiet ihre alte Heimat, um nach Väterart das Kirchweihfest zu feiern.

Den Auftakt, schon am Freitagabend, machte das schon traditionelle Gulaschessen im Hof der deutschen Schule. Wie immer wurde es vom Deutschen Forum und unserem unermüdlichen Landsmann Stefan Mayer mit seinen fleißigen Helfern organisiert. Nachdem die Kirchweihburschen mit der aus Deutschland angereisten zwanzig Mann starken Blaskapelle der HOG unter der Leitung von Josef Wunderlich ihre Einladungstour im Rathaus und im deutschen Altenheim beendet hatten, fand der Einzug der Kirchweihburschen unter den Klängen der Blaskapelle im Hof der Schule statt. Es waren über 400 Leute anwesend. Die Wiedersehensfreude war groß; man saß beisammen, aß und trank und es wurde fleißig das Tanzbein bei Walzer und Polka bis in die späte Nacht geschwungen. Es war ein wunderschöner, lauer Sommerabend, den viele sicher noch lange in Erinnerung behalten werden.

Wegen der Weihe der Renovierungsarbeiten in der Basilika von Maria Radna am Sonntag wurde das Sanktannaer Kirchweihfest auf Samstag, den 1. August, vorverlegt. Am diesjährigen Kirchweihfest nahmen besondere Gäste teil, so der Innenminister des Landes Baden-Württemberg Reinhold Gall mit einer großen Delegation sowie der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, die im Rathaus von Bürgermeister Daniel Tomuţa feierlich empfangen wurden. Dieser bedankte sich bei seinen Gästen für die wertvolle Unterstützung. Unter den Gästen waren auch Josef Lutz, Vorsitzender der HOG Sanktanna, Johann Kerner, Ehrenbürger der Stadt Sanktanna und Vorsitzender des Vereins „Valores. Hilfe-Jugend-Kultur“ aus Neumarkt in der Oberpfalz, Martin Reinholz, Vorsitzender des Deutschen Demokratischen Forums in Sanktanna, der Kirchenrat, Lehrer und Stadträte vor Ort.

Unsere Heimatkirche war – wie bei allen Kirchweihfesten – bis auf den letzten Platz besetzt. Der Chor unter der Leitung von Marianne Hellstern, der Männerchor aus Buteni sowie die Blaskapelle umrahmten das feierliche Hochamt musikalisch. Erfreulich war, dass mehrere Priester aus Sanktanna zusammen mit dem Ortspriester László Barják die heilige Messe zelebrierten: unser Heimatpfarrer Andreas Straub, der kürzlich seinen 79. Geburtstag feierte, sowie die Pfarrer Andreas Reinholz, Josef Tänzler und Karl Zirmer, die am folgenden Dienstag ihre Priesterjubiläen in Maria Radna feierten. Beeindruckend war der Einzug in die Kirche der 22 Trachtenpaare, angeführt von dem Vortänzerpaar Eveline Hell und Sebastian Hell aus Leingarten und dem zweiten Geldherrenpaar Claudia Constanţea und Maximilian Reinholz aus Sanktanna. Einen bleibenden Eindruck hinterließ der gereimte Kirchweihspruch des Vortänzers Sebastian Hell, der unter anderem sagte: „Die bunt zusammengesetzte Sanktannaer Jugend, die heute vereint vor Ihnen steht, präsentiert sich weltoffen und wandlungsfähig und zeigt wie Tradition auch heute geht. Wenn wir unseren Gottesdienst zweisprachig feiern, die Kirchweih interkulturell, ökumenisch und in europäischer Verbundenheit ausrichten, so macht dies deutlich, was Bestand hat und sinnvoll ist und dass Egoismus und falscher Stolz niemandem nützt.“

Das heißt, dass Tradition nur durch Wandel bestehen kann und noch mehr, dass Deutsche und Rumänen friedlich miteinander feiern können, als ein Zeichen der Völkerverständigung und des friedlichen Zusammenlebens. Ergreifend war, wie am Ende des Hochamtes die Blaskapelle die Diözesanhymne „Großer Gott, wir loben dich“ spielte und die Anwesenden mitsangen. Danach wurden die Priester von den Trachtenpaaren, der Blaskapelle und vielen Gästen in den Pfarrhof begleitet, wo noch getanzt wurde und die Schnapsgläser vor dem Mittagessen die Runde machten. Im Pfarrhof überreichte Johann Kerner Innenminister Reinhold Gall als Erinnerung an das Fest einen geschmückten Sanktannaer Kirchweihhut.

Zuvor war dem Bürgermeister und der Sanktannaer Feuerwehr ein Löschfahrzeug in feierlichem Rahmen übergeben worden. Es war ein Geschenk der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg in Bruchsal und diente zuvor zur Ausbildung von jugendlichen Feuerwehrleuten. Die Ansprachen von Minister Gall und Bürgermeister Tomuţa machten deutlich, wie Europa auch durch solche Aktivitäten näher zusammenrückt, wie Grenzen in den Köpfen und Ideologien immer mehr verschwinden. Danach waren die Ehrengäste zum Mittagessen in das Restaurant von Stefan Mackert eingeladen, das ein ausgezeichnetes Festmahl mit mehreren Gängen servierte.

Den ganzen Tag über drehte sich auf dem ehemaligen Marktpatz das Ringelspiel (Karussel), es gab zahlreiche Buden und Stände mit allen möglichen Mitbringseln sowie Würstchen- und Bierstände. Obwohl die immer zu dieser Jahreszeit üblichen Temperaturen herrschten, konnte man die Hitze um die 30 Grad noch ertragen. Wochen zuvor war es noch viel schwüler und die Hitze unerträglich.

Am Nachmittag um 17 Uhr fand dann der Einzug der Trachtenpaare auf dem Platz vor dem „Lambert-Steiner“-Haus unter den Klängen der Blaskapelle statt. Hier wurde vor vielen Zuschauern der Kirchweihtanz dargeboten und die Versteigerung der Kirchweihsträuße und des Kirchweihhutes sowie die Verlosung von Hut und Tuch vorgenommen. Der große Strauß ging mit 790 Lei an das Kirchweihpaar Eugen Rogojan und Tanja Boldiş, der kleine Strauß, mit 1450 Lei, an Andreas Auer aus Ingolstadt, der Hut mit 1950 Lei an Patrick Groo aus Sanktanna. Die Losgewinner für das Tuch waren Gerhard Hell aus Sanktanna und für den Hut Leonie Kling aus Stuttgart.

Es ist hervorzuheben, dass dieses alljährliche Kirchweihfest nur durch den unermüdlichen Einsatz des Deutschen Forums mit Martin und Hermine Reinholz, Meinhard Höniges, Valentin Kerner sowie der Lehrkräfte der deutschen Schule möglich ist.

Der Kirchweihball mit der Blaskapelle fand vom Sonntagabend bis am nächsten Morgen im Restaurant von Stefan Mackert statt. Viele Gäste fühlten sich dabei in ihre Jugendzeit zurückversetzt. Es waren Tage, an die man sich noch lange gerne erinnern wird.

Die Teilnahme der Blaskapelle der HOG Sanktanna am Kirchweihfest und an den Feierlichkeiten in Maria Radna wurde von der Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, der Landsmannschaft der Banater Schwaben und dem Haus der Heimat in Nürnberg unterstützt. Die Blaskapelle und der Vorstand der HOG Sanktanna bedanken sich recht herzlich für die Förderung.