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Stefan Hell macht die Überraschung perfekt

Sie freuten sich alle über sein Kommen: Nobelpreisträger Stefan Hell mit dem Vorstand der HOG Sanktanna, Priestern und ehemaligen Lehrern.

Trachtenpaare, Fahnenabordnungen und Heimatpriester trugen wesentlich zur Gestaltung des diesjährigen Treffens bei. Fotos: Michael Schmidt

Als Dank und Anerkennung für ihren ehrenamtlichen, selbstlosen Einsatz wurden mehrere Landsleute durch den HOG-Vorstand geehrt.

HOG Sanktanna: Nobelpreisträger beehrt mit seinem Kurzbesuch das 18. Heimattreffen in Göppingen - Bestes Sommerwetter bildete den Rahmen für das 18. Heimattreffen der HOG Sanktanna am 4. Juli in Göppingen. Eine Besonderheit dieses Treffens soll gleich zu Anfang angeführt werden: Es war geprägt von Trägern des Familiennamens Hell. Dank eines gut eingespielten Organisationsteams konnte das Treffen nun schon zum dritten Mal in der Stadthalle Göppingen stattfinden.

Bereits um 9.30 Uhr öffnete die Halle ihre Türen, und schon kurz nach 11 Uhr marschierte der festliche Umzug mit Fahnen, Trachtenpaaren, Geistlichen und Gästen in Begleitung der Blaskapelle Sanktanna zum Gottesdienst in die Oberhofenkirche. Der große Rosmarinstrauß und die Sträußchen der Trachtenpaare wurden von Anni und Franz Hell, den Gewinnern des Straußes beim Treffen 2013, gespendet. Der Strauß des zweiten Geldherrenpaares wurde von Irmgard und Johann Teuber gespendet und von Christine Schmidt geschmückt. Nach den Trachtenpaaren reihten sich zwei Ministranten, Pfarrer Josef Hell, Pfarrer Karl Zirmer und Monsignore Andreas Straub in die Prozession ein, gefolgt von den anwesenden Gästen.

Die von Monsignore Straub gehaltene Predigt richtete den Fokus auf die Priesterjubiläen der Zelebranten und die Bibelzitate, die sie sich als Leitsprüche für ihren priesterlichen Dienst ausgewählt hatten. Hauptzelebrant Josef Hell feierte sein 34. Priesterjubiläum, bei Pfarrer Karl Zirmer sind 30 Jahre und bei Monsignore Straub gar schon 54 Jahre seit der Priesterweihe verstrichen. Dieser Rückblick schloss die Erinnerung an die alte Heimat und die Kirchen in Sanktanna sowie an prägende Begegnungen und Ereignisse mit ein.

Der Kirchweihspruch, die Segnung des Kirchweihstraußes und die Totenehrung waren Teil des Zeremoniells. Getragen wurde der Strauß vom ersten Geldherrenpaar Johanna Reinholz (Sanktanna) und Sebastian Hell (Leingarten). Der erste Geldherr trug den Spruch vor, der auf die Rolle und Bedeutung des Rosmareins – wie man den Strauch im Banat nannte – als Symbol der Kirchweih und als Brückenschlag zwischen gestern und heute, zwischen den Ahnen und der heutigen Jugend hinwies. Musikalisch begleitet wurde die heilige Messe von Katharina Schmidt an der Orgel, vom Chor unter der Leitung von Elfriede Mayer, dem Solisten Bernhard Brüggen und der Blaskapelle. Auf dem Rückweg in die Stadthalle wurde zum Gedenken an die Toten ein Kranz am Denkmal der Banater Schwaben im Stadtpark niedergelegt.

Gegen 13.30 Uhr marschierten die Trachtenpaare in den Saal ein. Danach überschlugen sich die Ereignisse. Nach der Begrüßung der Gäste durch die stellvertretende HOG-Vorsitzende und Organisatorin des Treffens Theresia Reiter kündigte der HOG-Vorsitzende Josef Lutz den Überraschungsgast des Tages an: Nobelpreisträger Prof. Dr. Stefan Hell. Mit seinem Kommen hatte niemand gerechnet, und so war seine Begrüßung als Ehrengast der absolute Höhepunkt des Tages. Die Überraschung war perfekt und die Freude bei den Landsleuten riesengroß, zumal sich nicht alle Tage die Gelegenheit bietet, einen Nobelpreisträger persönlich zu treffen, sich mit ihm zu unterhalten und sogar Fotos mit ihm zu machen. Professor Hell befand sich auf der Heimreise von einem einwöchigen Nobelpreisträger-Treffen in Lindau am Bodensee und hatte sich spontan entschlossen, einen Umweg in Kauf zu nehmen, um in Göppingen seine Landsleute zu begrüßen.

Es wurde still im Saal, als der Ehrengast die Bühne betrat und eine kurze, aber prägnante und bewegende Ansprache hielt. Alle Kameras und Handys waren auf ihn gerichtet. Auf das Nobelpreisträger-Treffen zurückblickend, bei dem unter anderem auch ein Nobelpreisträger aus England über seine Herkunft und seinen Werdegang reflektiert hatte, betonte Stefan Hell, dass er seine erfolgreiche Karriere auch seinen ehemaligen Lehrern in Sanktanna verdanke, die in ihm schon früh das Interesse und die Begeisterung für die Wissenschaft geweckt haben. Unsere Eltern und Großeltern hätten richtigerweise erkannt, dass Bildung ein wertvolles Gut sei, das man einem nicht nehmen könne, so Hell.

Die Sanktannaer blicken sehr stolz auf ihren Landsmann und dessen Leistungen. Dies brachte die HOG Sanktanna zum Ausdruck, indem sie Stefan Hell mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Jubiläumsmedaille in Silber mit Urkunde, ehrte. Anschließend wurden Gruppenfotos mit den Lehrern, dem Vorstand der HOG sowie viele Einzelfotos mit ehemaligen Klassenkollegen und Nachbarn gemacht. Während seiner kurzen Anwesenheit erlebten die Sanktannaer ihren prominenten Landsmann als sympathischen und aufgeschlossenen Menschen, dem Starallüren fremd sind.   

Es folgte die Ansprache des Oberbürgermeisters der Stadt Göppingen, Guido Till, und der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Christine Neu. Zwischendurch gab es zu Blasmusikklängen Tanzvorführungen der Trachtenpaare. Danach trug Markus Schmidt, der zusammen mit Eva-Maria Schauer das zweite Geldherrenpaar bildete, den Kirchweihspruch in Sanktannaer Mundart vor. Die weiteren Trachtenpaare waren: Anna-Lena Schauer, Madison Luna Vidacic und Fabio Hell, Emilia Wolke Kratteit und Robin James Lategan, Maria und Johann Reinholz, Maria und Anton Mayer, Sarah und Erich Zimmermann, Jasmin und Alexander Zimmermann, Nathalie Bleiziffer und Patrick Hein. Für die weiß-schwarze Sanktannaer Tracht war wieder Regina Müller aus Nürtingen zuständig.

Nach dem Auszug der Trachtenpaare konnte mit Arlene Hell ein weiterer Überraschungsgast willkommen geheißen werden. Die in Billed geborene Hobby-Sängerin ist mit einem Sanktannaer verheiratet und wohnt seit mehr als 30 Jahren in Karlsruhe. Sie hat vor kurzem ihre erste CD mit Liedern von Andrea Berg, Helene Fischer, Francine Jordi oder Silvia Kaufmann aufgenommen und einige davon auf der Bühne der Göppinger Stadthalle gesungen. Moderiert wurde ihr Auftritt von Magdalena Schauer-Vidacic. Mit ihrer einzigartigen Stimme und Bühnenpräsenz hat Arlene Hell die Gäste begeistert, so dass es nicht bei diesem einen Auftritt am Nachmittag blieb. Am frühen Abend war sie noch einmal zu hören. Einen ebenso gelungenen Programmpunkt bestritt die Karnevalsgesellschaft „Noris Banatoris“ aus Nürnberg. Ihr Auftritt umfasste einen Showtanz der Juniorgarde, einen Soloauftritt des Tanzmariechens Daniela Fischer sowie eine Darbietung der Aktivengarde. Mit ihren temperamentvollen akrobatischen Darbietungen zogen die Mitwirkenden die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich, das die Auftritte begeistert verfolgte und jeweils eine Zugabe forderte. Die Tänzerinnen kamen dieser Bitte gerne nach.

Nach dem Kulturprogramm nahm die HOG Ehrungen vor. Die Jubiläumsmedaille in Bronze erhielten Katharina Hell, Anni Fay, Gerhard Fuss, Magdalena Schauer-Vidacic, Oscar Bleiziffer, Robert Frank, Johanna Reinholz, Christa Maria Witting, Markus Oster, Johann Teuber, Josef Höniges und Johann Marksteiner. Mit dem Ehrenbrief der HOG Sankt-anna wurden Bernhard Brüggen, Irmgard Teuber und Stefanie Oster ausgezeichnet. Im Anschluss standen die Verlosung von Hut und Tuch und des kleinen Straußes sowie die Versteigerung des großen Straußes an. Gewinner des kleinen Straußes war Christa Maria Witting, das Kopftuch ging an Christine Schmidt und der Hut an Herbert Aufmuth. Der große Strauß wurde von Gottfried Faulhaber aus Ingolstadt und Walter Henger aus Ravensburg ersteigert.
Während des Nachmittags bot Katharina Hell wieder ein spannendes Kinderprogramm mit Malen, Basteln und Geschichten an. Die Angebote kamen bei den Kindern gut an. Um 19 wurde das Märchen „Brotstunde“ von Marlis Notter mit Egli-Figuren nacherzählt und -gespielt. Ab 20 Uhr sorgte die Gruppe „Topklang“ für beste Unterhaltung.

Im Foyer der Stadthalle fiel den Teilnehmern eine Kunstausstellung von Rosemarie Henger Stancu angenehm auf. Die ausgestellten 16 Werke sind von der Künstlerin in Aquarell und Gouache abstrakt und gegenständlich in einem gearbeitet. Ihre bevorzugten Motive sind Stillleben, Landschaften, Tiere und Menschen. Rosemarie Henger Stancu gehört dem Arbeitskreis bildnerisch Schaffender auf dem Hunsrück „Die Hauderer“ an. Erste Malkurse besuchte sie an der Volkshochschule in Arad, von 1979 bis 1990 gehörte sie dem Künstlerverband „Ion Andreescu“ in Arad an. Nach ihrer Aussiedlung nach Deutschland trat sie den „Hauderern“ bei. Ihre Werke waren in mehreren Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen.

Der Bücherstand wurde von Hilde und Franz Hell sowie Bernhard Brüggen betreut. Unter anderem konnten zwei neue, zu diesem Treffen erschienene Publikationen erworben werden: der „Kirchenführer Sankt-anna“ von Karl Zirmer und Christa Maria Witting und die 27. Ausgabe des Sanktannaer Heimatbriefes.

Dem eingespielten Team bestehend aus Theresia und Michael Reiter, Katharina und Richard Zimmermann, Katharina und Walter Bissinger, Erika und Martin Kress, Annemarie und Markus Oster, Irmgard und Johann Teuber, das zum guten Gelingen des Treffens wesentlich beigetragen hat, gebührt ein herzlicher Dank. Auch diesmal wurde die Veranstaltung von Josef Rentz, Johann Frahler, Michael Schmidt und Richard Zimmermann dokumentiert. Die Doppel-DVD wird in Kürze zum Verkauf angeboten.

Für unsere Landsleute war das diesjährige Heimattreffen sicherlich, auch dank der schönen Überraschungen und der Anwesenheit von Stefan Hell, ein unvergessliches Erlebnis. Auch wenn die Besucherzahl diesmal geringer war, wird sich die HOG Sanktanna bemühen, diese Tradition fortzuführen. Denn Treffen dieser Art fördern, wie Oberbürgermeister Till richtig bemerkte,  nicht nur die Brauchtumspflege, sondern auch die Integration in der neuen Heimat und die Empathie für die Aussiedler und Spätaussiedler.