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Ein Vierteljahrhundert im Dienst für die Gemeinschaft

Bundesvorsitzender Bernhard Krastl wurde 60

Am 24. August feierte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Bernhard Krastl, in Kirkel im Saarland seinen 60. Geburtstag. Das Amt des Bundesvorsitzenden trat er mit 51 Jahren an. Er war einer der wenigen Vertreter der mittleren Generation, die früh und mitten im Berufsleben stehend, Verantwortung übernehmen wollten und sich in Gemeinschaft und Verband einbrachten. Lang ist die Zahl seiner Ämter in der Landsmannschaft und in verbandsnahen Organisationen, unspektakulär aber beständig und auf Ausgleich bedacht seine Amtsführung.

Bernhard Krastl wurde 1950 in Guttenbrunn im Banat geboren. Obwohl er bereits 1971 im Alter von  21 Jahren ausgesiedelt ist, den weitaus größten Teil seines Lebens also im Saarland verbracht hat, sind ihm Guttenbrunn und das Banat immer nahe geblieben. Er geht durch die Straßen seines Heimatortes, kennt die Häuser und die Geschichte der Menschen, die darin wohnten, sucht aber auch das Gespräch mit den Personen, die heute darin daheim sind. Ein Widerspruch? Für manchen von uns vielleicht, für Bernhard Krastl nicht, denn er sieht unsere Geschichte mit all ihren Widersprüchlichkeiten immer in größeren Zusammenhängen, denen wir alle ausgesetzt sind. Seine Kindheit verbringt er in einer Dorfgemeinschaft, die nach dem Schock der Enteignung und Entrechtung darum bemüht war, ihre Lebensgrundlagen neu zu ordnen. Ein fester Wertekanon half ihr dabei. Dazu gehörte bald auch schon der Wunsch nach Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland. Bernhard Krastl beendete zwar noch das Lyzeum in Lippa, nicht jedoch sein Studium am Polytechnikum in Temeswar.

1971 siedelt er mit seiner Familie aus und setzt im Saarland seine Ausbildung fort. Er studiert Physik an der Universität des Saarlandes für das Lehramt des höheren Dienstes an beruflichen Schulen. Parallel dazu macht er eine Ausbildung im Bereich Kraftfahrzeugstechnik. Seine beruflichen Stationen absolviert er als Lehrer am Berufsbildungszentrum in Sankt Ingbert und an der Staatlichen Meisterschule in Saarbrücken. Zur Zeit ist er Leiter der technisch-gewerblichen Abteilung am Berufsbildungszentrum Sankt Ingbert.

Bereits im Alter von 35 Jahren übernahm Bernhard Krastl das Amt des Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaft Guttenbrunn, ein Amt das er bis heute inne hat. Fürth entwickelte sich in dieser Zeit zur festen Größe für die Guttenbrunner, die Treffen waren hier mehr als anderswo in das öffentliche Leben der Gemeinde eingebettet. Tagungen, Ausstellungen, Kirchweihfeste aber auch die Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrages zwischen den Gemeinden Fürth im Odenwald und Guttenbrunn im Banat (2003) fallen in diese Zeit. 1987 wird er Vorsitzender des Landesverbandes Saar der Landsmannschaft der Banater Schwaben und 1993 Mitglied im Bundesvorstand der Landsmannschaft als Sprecher der Heimatortsgemeinschaften. In dieser Zeit wurde den Heimatortsgemeinschaften ein stärkeres Mitspracherecht im Verband eingeräumt, womit man ihrer wachsenden Bedeutung in der landsmannschaftlichen Arbeit Rechnung trug.

1998 wählte ihn die Hauptversammlung zum Stellvertretenden Bundesvorsitzenden, am 12. Januar 2001 trat er in Ulm die Nachfolge von Jakob Laub im Amt des Bundesvorsitzenden an. Dieses Amt brachte ihm bald weitere Mandate, was zeigt, dass die Landsmannschaft der Banater Schwaben nach wie vor ihre Aufgabe ernst nimmt, das kulturelle Erbe der Banater Schwaben zu pflegen und zu vermitteln. Im Patenschaftrat der Stadt Ulm, im Stiftungsrat des Donauschwäbischen Zentralmuseums Ulm, im Verein Haus der Donauschwaben in Sindelfingen, in der Adam Müller-Guttenbrunn-Stiftung in Temeswar, im Beirat des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde sowie im Stiftungsrat der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg wirkt der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben mit. Darüber hinaus aktiviert Bernhard Krastl im Präsidium des Bundes der Vertriebenen und ist Präsident des Weltdachverbandes der Donauschwaben. Landsmannschaftliche Ämter sind Ehrenämter. Jeder aus unseren Reihen, der ein solches Amt übernimmt, ist sich dessen bewusst, dass die Satzung unseres Verbandes den Aktiven eine relativ große Freiheit zur Ausgestaltung der Ziele und Zwecke des Vereins gibt.

In der nunmehr 60jährigen Geschichte der Landsmannschaft hat sich dies von Vorteil erwiesen. Der Verband konnte schnell auf die Erfordernisse der Zeit reagieren. Nicht immer erfolgreich, dass muss gleich hinzu gefügt werden, aber meistens auf der Höhe der Zeit. Natürlich weiß auch der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, dass landsmannschaftliche Arbeit heute schwieriger geworden ist. Bernhard Krastl reist oft zu Veranstaltungen der Gliederungen, er weiß um die Situation in manchen Kreisverbänden oder Heimatortsgemeinschaften, die bei immer weniger Teilnehmern stetig wachsende Ausgaben stemmen müssen. Er kennt jedoch auch Kreisverbände, in denen beherzte Landsleute sich zusammen tun, die Landsleute gezielt und direkt ansprechen und plötzlich wieder Zulauf haben. Er muss für diese da sein, aber auch für jene, die sich langsam aus der Gemeinschaft verabschieden.

Bernhard Krastl lebt seit nunmehr knapp 40 Jahren in Deutschland. Man kann ihn gewiss als „integriert“ bezeichnen. Er ist Stellvertretender Ortsvorsitzender der CDU in Kirkel-Limbach und Mitglied im Ortsrat seines Wohnortes Limbach. Hier heiratete er seine Frau Veronika, geborene Schmidt, die aus Jahrmarkt im Banat stammt, hier wurde ihr Sohn, Markus, geboren. Alle drei haben es jedoch verstanden, ihre Prägung im Herkunftsland, in der Familie, in ihre Persönlichkeit zu integrieren. Nicht zu verleugnen, nicht abzulegen, sondern einzubringen. Ihr Sohn ist Theologe und hat sich für die Berufung zum Priester entschieden. Seinen Primizgottesdienst hatte er im heimischen Saarland und in den Heimatgemeinden seiner Eltern im Banat gefeiert - für ihn eine Selbstverständlichkeit.

Wenn eine Gemeinschaft als solche bestehen will, so müssen ihre Mitglieder mehr dafür tun, als das, was gemeinhin im öffentlichen Leben notwendig ist. Wenn eine Gemeinschaft wie die der Banater Schwaben, die ihr Umfeld, ihre Strukturen, ihre engen Bindungen verloren hat, noch bestehen will, so müssen ihre Mitglieder noch mehr einbringen. Bernhard Krastl macht dies seit 25 Jahren und aus Überzeugung. Sicher, das Engagement wurde öffentlich gewürdigt: mit der Ernennung zum Ehrenbürger seines Heimatortes Guttenbrunn 2002, mit der Verleihung des Ehrenzeichens in Silber der Handwerkskammer des Saarlandes 2004, mit der Verleihung der Ehrenplakette in Bronze der Gemeinde Fürth im Odenwald 2005 sowie der Verdienstmedaille in Gold der Landsmannschaft der Banater Schwaben 2000, aber eine größere Genugtuung gab und gibt Bernhard Krastl die Gewissheit, etwas für seine Landsleute und seine Gemeinschaft getan zu haben.

Die Mitglieder der Landsmannschaft gratulieren ihrem Bundesvorsitzenden zu diesem Festtag und sagen Danke für ein Vierteljahrhundert Dienst für die Gemeinschaft. Der Dank gilt auch der Familie, die dieses Wirken stets vorbehaltlos unterstützt hat.