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Banater Schwaben zeigen Präsenz im Herzen Münchens (Teil 2)

Gruppenbild der Mitwirkenden im Festsaal des Neuen Rathauses, wo die 18. Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in Bayern ihren Ausklang fanden. Foto: Cornel Simionescu-Gruber

Auf dem Marienplatz, im Herzen Münchens, präsentierten rund neunzig Trachtenpaare Banater Brauchtum und Volkstanz.

Der Trachtenumzug führte an bekannten Stätten bayerischer Kultur und Geschichte wie hier am Max-Joseph-Platz vorbei. Fotos: Walter Tonța

Nach dem Gottesdienst verlagerte sich der Schauplatz des Geschehens auf den nahe gelegenen Marienplatz, das weltberühmte Zentrum der bayerischen Landeshauptstadt. Das Neue Rathaus mit seiner neugotischen Fassade und dem Glockenspiel, das Alte Rathaus und Geschäftshäuser umrahmen den Platz, in dessen Mitte die Mariensäule steht. Dieser belebte Ort, an dem sich Massen von Menschen – Touristen wie Einheimische – tummeln, diente den Banater Schwaben an diesem freundlichen Samstagnachmittag als große Schaubühne. Begleitet von den beiden Blaskapellen, die abwechselnd spielten, präsentierten die Trachtenpaare sowohl gruppenweise als auch gemeinsam traditionelle Volkstänze. Die vielen Trachten, die sich in ihrer ganzen Schönheit und Vielfalt darstellten, der bunte Tanzreigen und nicht zuletzt die stimmungsvolle Blasmusik lockten unzählige Zuschauer an. Und die waren von dem, was sich ihren Augen darbot, derart begeistert, dass sie unablässig fotografierten und filmten. Viele der geschossenen Bilder gingen wohl um die Welt. Es ist nicht vermessen zu behaupten, dass dieser Auftritt mit  anschließendem Umzug die bisher meistfotografierte Veranstaltung unserer Landsmannschaft war.

Während auf dem Marienplatz das bunte Treiben weiterging, begab sich eine Abordnung der Banater Schwaben – Funktionsträger, Vertreter der Trachtengruppen und Fahnenabordnungen – in den Kleinen Sitzungssaal des Neuen Rathauses. Hierher, in einen der schönsten Säle des Rathauses, hatte der Zweite Bürgermeister der Landeshauptstadt München, Josef Schmid (CSU), zu einem Empfang geladen. Der Raum beeindruckt durch seine reich geschnitzte Eichenholzdecke, seine Wandvertäfelungen, seinen imposanten Kamin und vor allem durch das von Wilhelm von Lindenschmit d. J. geschaffene Fresko „Münchens Aufblühen unter Ludwig I. in Kunst und Wissenschaft“.

Bürgermeister Schmid, in altbayerischer Tracht, hieß die Banater Schwaben im Münchner Rathaus, „im Herzen der Stadt“, willkommen und begrüßte namentlich seine Stadtratskollegin Dr. Manuela Olhausen, den Landtagsabgeordneten Andreas Lorenz, den Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, Prof. Dr. Andreas Otto Weber, den Bundes- und bayerischen Landesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, sowie den Münchner Kreisvorsitzenden Bernhard Fackelmann, Altstadträtin Ingeburg Milenovic und die Vorsitzende des BdV-Kreisverbandes München, Alma Bitz.

Als langjährigen Freund der Banater Schwaben freue es ihn ganz besonders, dass die Kultur- und Heimattage nach 25 Jahren wieder in München stattfinden, bekannte Schmid. Dass die Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft der Banater Schwaben seit mittlerweile 65 Jahren in München ansässig sei, versinnbildliche die enge und traditionelle Beziehung zwischen München und den Banater Schwaben. Der Bürgermeister würdigte den „gar nicht hoch genug zu schätzenden Beitrag“ der Heimatvertriebenen und Aussiedler, speziell der Banater Schwaben, zum Aufbau des Freistaates Bayern und seiner Landeshauptstadt. „Ohne sie wäre es nicht gelungen, Bayern zu dem Aufsteigerland zu machen, das wir heute sind“, sagte Schmid. Und nicht zuletzt hätten die Banater Schwaben auch das kulturelle Leben bereichert mit ihren wunderschönen Trachten, ihrer Musik, ihren Liedern und ihren Volkstänzen. „Ich danke Ihnen dafür“, so Bürgermeister Schmid, „verbunden mit der Bitte, ja fast schon der Aufforderung, gerade auch wenn ich die Jüngeren sehe, diese Traditionen weiterzugeben“.

Bundesvorsitzender Leber dankte Bürgermeister Schmid, „dass Sie heute die Tür des Rathauses für den Festakt geöffnet haben“ und wies darauf hin, dass Banater Schwaben seit 70 Jahren in München leben: „Sie hatten damals in München Zuflucht, Unterkunft und Arbeit gefunden, später auch Heimat. Sie sind Bürger der Stadt München geworden, das war eine Auszeichnung.“ Zudem befinde sich auch die Bundesgeschäftsstelle, „die Zentrale unseres Verbandes“, schon immer in München, von hier aus wirke der Verband in die ganze Welt.

Leber umriss die Schwerpunkte landsmannschaftlichen Wirkens heute und betonte dabei die Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit. Diese habe in den letzten Jahren neue, zukunftsweisende Wege eingeschlagen durch die Öffnung für alle, „die Interesse an uns Banater Schwaben, an unserem Brauchtum, unserer Gemeinschaft im Allgemeinen haben, unabhängig davon, wo ihre Herkunft zu verorten ist.“ Im Hinblick auf das Jubiläum „70 Jahre Banater Schwaben in Bayern“ sagte Leber: „Es darf uns mit Stolz erfüllen, dass der Landesverband Bayern unserer Landsmannschaft stets dort zu finden war, wo etwas bewegt und getan worden ist. Und ich wünsche mir und uns allen, dass dies auch in den nächsten 30 Jahren so bleibt, um dann das 100-jährige Jubiläum hier zu feiern.“

Der Empfang im Münchner Rathaus sei „für uns Banater Schwaben eine hohe Ehre“, betonte Kreisvorsitzender Bernhard Fackelmann. Es sei ein Zeichen der Wertschätzung, aber auch Ausdruck der „guten Verbindungen unseres Kreisverbandes zur Stadt München“. Als Bindeglied fungiere Stadträtin Dr. Manuela Olhausen, deren Vater aus dem Banat stammt. Fackelmann dankte der CSU-Politikerin dafür, dass dank ihres Einsatzes dieser Festakt hier im Rathaus möglich wurde, aber auch der Stadt München für ihre Solidarität und Unterstützung bei der Integration der hier ansässig gewordenen Banater Schwaben. „Wir sind stolz auf diese Stadt, die uns zur Heimat geworden ist“, sagte Fackelmann. Seine kurze Ansprache schloss er mit dem Bekenntnis: „Mir sein Banater Schwowe un da san mir dahoam.“

Zum Schluss wartete der Gastgeber mit einer Überraschung auf: Die Anwesenden durften den wegen den Meisterfeiern des FC Bayern berühmten Rathausbalkon betreten und einen Blick auf das bunte Treiben auf dem Marienplatz werfen, in dessen Mittelpunkt an diesem Nachmittag die Banater Schwaben standen.

Um 17 Uhr setzte sich vom Marienplatz aus der stattliche Trachtenzug mit Ehrengästen, Fahnenabordnungen und Musikkapellen Richtung Max-Joseph-Platz in Bewegung. Der Umzug durch die Altstadt gestaltete sich, wie auch schon zuvor der Auftritt der Trachtengruppen an der Mariensäule, zu einer öffentlichkeitswirksamen Demonstration Banater Brauchtums und Lebensfreude. Am Max-Joseph-Platz, mit dem Denkmal des thronenden Maximilian I. Joseph in der Mitte, passierte der Trachtenzug die Bayerische Staatsoper, das Residenztheater und den Königsbau der Residenz, um dann Richtung Altes Rathaus zu marschieren.

Im großen Festsaal des Alten Rathauses klang der Tag bei allgemeiner Tanzunterhaltung aus. Die Original Banater Dorfmusikanten spielten auf und sorgten mit ihrem abwechslungsreichen Repertoire für eine volle Tanzfläche.

Bundesvorsitzender Leber sagte im Rückblick auf die 18. Kultur- und Heimattage: „Es stimmt einen froh, zu sehen, wie stark wir Banater Schwaben in der Öffentlichkeit auftreten können, wenn wir zusammenstehen. Erst dadurch sind diese Tage zu Festtagen geworden, zu Tagen, an denen jeder Banater Schwabe, ob im Festzug oder am Straßenrand, ob in der Kirche oder im Rathaussaal, ob im Landtag oder bei der Lesung, stolz war, dazuzugehören. Man hat dies in vielen Gesichtern lesen können. Solche Tage prägen, da gedeiht was, da wächst was weiter, von dem, was wir in uns tragen.“

Zu danken gilt den Helfern im Hintergrund, dem gesamten Kreisvorstand München mit seinem Vorsitzenden Bernhard Fackelmann für die tatkräftige Unterstützung vor Ort sowie allen Mitwirkenden für ihren Beitrag zum Gelingen dieser 18. Kultur- und Heimattage.