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Fruchtbarer Dialog für beide Seiten von Vorteil

Das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, eine dem Innenministerium des Landes Baden-Württemberg nachgeordnete Einrichtung, wurde 1987 gegründet. Foto: Archiv BP

Das „Forum Landsmannschaften“, ein informelles Gremium für den Dialog zwischen den donauschwäbischen Landsmannschaften und dem Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (IdGL) Tübingen, tagte am 17. Juni. Dabei handelt es sich um eine im Jahr 2008 eingerichtete Gesprächsplattform, die dazu dient, einerseits die  Landsmannschaften über die jeweiligen Tätigkeitsschwerpunkte des Instituts zu informieren, und andererseits deren Vertretern die Möglichkeit zu bieten, auf direktem Wege spezifische Anliegen an das Institut heranzutragen. An der diesjährigen Sitzung waren die Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber (Landsmannschaft der Banater Schwaben) und Hans Supritz (Landsmannschaft der Donauschwaben) sowie der Leiter des Instituts, Prof. Dr. Reinhard Johler, Geschäftsführer Dr. Mathias Beer, und Prof. Dr. Carl Bethke beteiligt.

Professor Johler berichtete über den Stand der vor einem Jahr vom Wissenschaftlichen Beirat eingeleiteten Evaluation des Instituts. Deren Ziel ist eine kritische Ausleuchtung der Struktur, Arbeit und Leistungs-fähigkeit des Instituts, die wiederum Anhaltspunkte für seine Weiterentwicklung liefern soll. Zu dem vom Institut erstellten standardisierten Selbstbericht kam die vom Wissenschaftlichen Beirat am 20. März 2015 durchgeführte Begehung hinzu. Auf dieser Grundlage wird der Beirat
einen Bericht erstellen, der im Juli 2015 vorliegen soll.

Die Aktivitäten des Instituts im Jahr 2014 wurden von Dr. Mathias Beer vorgestellt, der auf die laufenden Forschungsprojekte, die Lehrveranstaltungen und Publikationen der Institutsmitarbeiter sowie auf die vom IdGL durchgeführten Tagungen verwies. Hervorgehoben wurden die Fortschritte bei der elektronischen Erfassung der Archivbestände und der Sammlungen sowie der 2014 erstmals durchgeführte Tag der offenen Tür.

In der Diskussion würdigten die Vertreter der Landsmannschaften den Selbstbericht und zollten der Arbeit des Instituts ihre Anerkennung. Begrüßt wurde die Berücksichtigung aller donauschwäbischen Siedlungsgebiete im Bereich der Forschung. Angesichts des sehr positiven Echos auf den Tag der offenen Tür regten die Landsmannschaftsvertreter an, einen solchen Tag jährlich durchzuführen. Sie sprachen sich auch für eine stärkere Präsenz des Instituts in der landsmannschaftlichen Presse aus.

Hinsichtlich der bevorstehenden Veranstaltungen wies Dr. Mathias Beer insbesondere auf die von Josef Wolf vorbereitete Jahrestagung 2015 (29.-31. Oktober) hin, in deren Mittelpunkt die Türkenkriege des 18. Jahrhunderts stehen. Dr. Beer selbst bereitet eine Tagung in Kooperation mit der Universität Klausenburg vor, die vom 8. bis 10. Oktober stattfindet. Dabei steht das Thema „Nationalstaat und ethnische Homogenisierung. Rumänien und Ungarn im Vergleich 1919/20-1950“ im Mittelpunkt.

Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber verwies im letzten Teil der Sitzung, der den Berichten der Landsmannschaften vorbehalten war, auf die Öffnung des von ihm geführten Verbandes gegenüber allen, die sich für Geschichte, Kultur und Brauchtum der Banater Schwaben interessierten. Bemerkbar mache sich dies im hohen Anteil der bereits in Deutschland geborenen Mitarbeiter in den Jugendgruppen und einigen Kreisverbänden. Innerhalb dieses Personenkreises sei das Interesse für das heutige Banat sehr groß, was sich in der wachsenden Teilnahme von Mitgliedern der Landsmannschaft und der DBJT an den Heimattagen der Deutschen im Banat widerspiegle. Die Heimatortsgemeinschaften würden vielfach historische Jubiläen wahrnehmen, um Veranstaltungen im Banat zu organisieren, so Leber. Gerade in der Zusammenarbeit mit den Kommunen, der Kirche und dem Demokratischen Forum der Deutschen im Banat seien neue Projekte (Gedenksteine, Gedenktafeln, Austausch von Jugendgruppen) entwickelt worden. Weitere Vorhaben, wie die Erforschung und Dokumentation der Flucht aus dem kommunistischen Rumänien, sollen als EU-Projekt mit einer Universität in Bukarest durchgeführt werden, teilte Leber mit. Begrüßt werde das wachsende Interesse der deutschen Politik und Wirtschaft am Banat, das sich im Besuch des Innenministers von Baden-Württemberg, Reinhold Gall, und wiederholten Besuche des Bundes-beauftragten Hartmut Koschyk MdB äußere, sowie die Schaffung neuer Strukturen zur Unterstützung der deutschsprachigen Lenau-Schule in Temeswar, die zwei Nobelpreisträger aus den Reihen der Banater Schwaben vorweisen könne.