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Außergewöhnlicher Einsatz für unsere Gemeinschaft

Nach ihrem temperamentvollen Auftritt im Steinernen Saal des Bayerischen Landtags posierte die Banater Trachtengruppe München mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm und weiteren Ehrengästen.

Präsidentin Barbara Stamm hielt die Festansprache beim Empfang der Landsmannschaft der Banater Schwaben im Bayerischen Landtag.

Laudatio des Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber zur Verleihung der Prinz-Eugen-Nadel an Landtagspräsidentin Barbara Stamm:

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, die Prinz-Eugen-Nadel ist die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Nur ganz wenige Politiker haben sie bisher erhalten: Hans-Dietrich Genscher, Erwin Teufel, Wolfgang Schäuble, Dr. Heinz-Günther Hüsch. Honorige Persönlichkeiten, die sich an den unterschiedlichsten Wegmarken unserer Geschichte durch außergewöhnlichen Einsatz um unsere Gemeinschaft verdient gemacht haben. Sie, Frau Präsidentin, haben diesen Einsatz über einen langen Zeitraum entlang ihres politischen Wirkens erbracht, in Kategorien der Politik ausgedrückt, über einen sehr langen Zeitraum. Sie sind diesen Weg konsequent gegangen, haben Zweifler, die es überall gab, durch Ihr Beispiel überzeugt und oft als Mithelfer gewinnen können. Im Kleinen haben Sie das Große gesehen, in der Hilfe für den Einzelnen den Dienst am Nächsten.

Aus Bad Mergentheim stammend, zogen Sie als gelernte Erzieherin 1972 für die Christlich-Soziale
Union in den Stadtrat von Würzburg ein. Es folgte der Einzug in den Landtag 1976 und noch unter Franz Josef Strauß wurden Sie 1987 Staatssekretärin im Sozialministerium. Es waren Jahre, in denen auch unsere Gemeinschaft vor harte Proben gestellt war: getrennte Familien, verzögerte Ausreisen, aber auch erste größere Projekte, wie das Banater Heimathaus in Würzburg, brachten unsere Landsmannschaft und Sie stets problemlösend zusammen, wie mir meine Vorgänger heute noch gerne bestätigen. Als die politische Wende 1989 auch den Menschen im Osten die ersehnte Freiheit brachte, die Aussiedlung bis dahin unvorstellbare Dimensionen erreichte, waren Sie es, die das von Ihnen
geführte Sozialministerium auf die Höhe der Erfordernisse brachte und hielten. Dabei war das nur ein kleiner Bereich Ihrer Arbeit.

Ein erster Besuch nach Rumänien führte Sie auch ins Banat. Sie lernten Menschen kennen, zu denen Sie bis heute den Kontakt bewahren. Der ersten Reise folgten weitere, ich glaube die Zahl hundert wird bald erreicht sein. Sie sahen die Not in den Kinderheimen und gründeten die Bayerische Kinderhilfe Rumänien, förderten Kinderheime, sorgten für Medikamente, engagierten ein Team ehrenamtlicher Helfer um sich und erreichten Änderungen im Denken und im Handeln. Ihr Aktionsradius dehnte sich aus, Ihren Namen verbanden viele, sehr viele Betroffene mit einer Hoffnung, die Sie in sehr vielen Fällen auch erfüllen konnten. Sie wurden Rumänienbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, gründeten eine Stiftung und zwei Fachschulen zur Ausbildung von Personal im pflegerischen Bereich, förderten ein Zentrum für Hämophilie in Busiasch und viele weitere Projekte. Als das soziale Gewissen des modernen Rumäniens hat sie mein Kollege Bernd Fabritius vor zwei Jahren in Dinkelsbühl bezeichnet. Ich glaube, es ist mehr: Sie haben zur Bewusstseinserweiterung beigetragen, haben gezeigt, dass dieses soziale Engagement nötig ist, dass es ein Kitt, der Kitt für die Gesellschaft ist, dort und auch hier. Und gezeigt haben Sie es nicht mit dem Zeigefinger, sondern schlicht und einfach durch Ihr Beispiel.

Während Ihrer Amtszeit als Sozialministerin haben Sie über das Haus des Deutschen Ostens in München zahlreiche Projekte unserer Landsmannschaft im Banat gefördert: die Renovierung des Lenau-Museums in Lenauheim, die Errichtung des Stefan-Jäger-Museums in Hatzfeld, die Sanierung der Dreifaltigkeitssäule auf dem Domplatz in Temeswar. Sie haben regelmäßig das Deutsche Altenheim in Temeswar besucht, zu den dortigen Bewohnern und Mitarbeitern freundschaftliche Beziehungen aufgebaut, die bis heute andauern. Soll ich noch sagen, dass Sie dort in Temeswar das Banat-Bayerische Oktoberfest eingeführt haben – mit Brezen, Weißwürsten und süßem Senf, so wie sich das gehört? Dass dieses Fest heute noch gefeiert wird, wenn es geht, mit Ihnen. Ja, es muss gesagt werden, denn so haben die Menschen Sie dort schätzen und lieben gelernt, so haben Sie Bürgernähe beispielhaft vorgelebt und die einfachen Menschen in ihrer Würde bestärkt. Sie haben Menschen geholfen, worüber nichts in den Zeitungen zu lesen oder sonst in der Öffentlichkeit zu erfahren war. Das ehrt Sie. Und genauso wie wir heute Ihre Verdienste für unsere Gemeinschaft herausstellen, könnten dies auch andere Bürger, andere Einrichtungen in anderen Situationen, an anderen Orten in Bayern ebenfalls machen.

Wir können heute der Politikerin, Mutter dreier Kinder, nur ein schlichtes Danke sagen für diese einmalige Leistung und verbinden dies mit der Verleihung dieser Auszeichnung. Vielen Dank, Frau Präsidenten, vielen Dank, liebe Frau Stamm.