zur Druckansicht

Prinz-Eugen-Nadel für Landtagspräsidentin Barbara Stamm

Die Donauschwäbische Singgruppe Landshut unter der Leitung von Reinhard Scherer führte musikalisch durch die Feierstunde im Maximilianeum. Fotos: Walter Tonţa

Bei einem Festakt im Senatssal des Bayerischen Landtags überreichte Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber Landtagspräsidentin Barbara Stamm die Prinz-Eugen-Nadel, die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Foto: Walter Tonţa

Dem Empfang im Senatssaal des Bayerischen Landtags wohnten zahlreiche Landespolitiker, Vertreter befreundeter Vereine und in Bayern lebende Banater Landsleute teil.

Es ist die höchste Auszeichnung, die die Landsmannschaft der Banater Schwaben zu vergeben hat: die Prinz-Eugen-Nadel. Nur wenige Politiker haben sie bisher erhalten, so zum Beispiel der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Nun wurde der Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, diese Auszeichnung verliehen – für ihren langjährigen Einsatz für die Banater Schwaben und das Banat.

Die Landsmannschaft hatte nach München zu einem Empfang im Bayerischen Landtag eingeladen. Dieser fand am 20. Juni statt, dem Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung, der in diesem Jahr erstmals in ganz Deutschland begangen wurde. Zudem war der feierliche Empfang ein Bestandteil der diesjährigen Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in Bayern, die 2015 in München stattfinden.

„Die Geschichte der Banater Schwaben umfasst mittlerweile auch 70 Jahre Geschichte in Bayern“, betonte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Peter-Dietmar Leber, bei der Begrüßung. Unter diesem Motto stand die ganze Veranstaltung: „70 Jahre Banater Schwaben in Bayern – gelungene Integration, gelebte Tradition“. Leber konnte eine ganze Reihe von Ehrengästen aus der Politik und aus anderen Verbänden willkommen heißen (siehe Kasten auf Seite 4). Vor allem begrüßte er natürlich Landtagspräsidentin Barbara Stamm „ganz herzlich in unserer Mitte, in der Sie seit mehr als 25 Jahren ja immer gewesen sind“.

Die Landtagspräsidentin betonte übereinstimmend die „freundschaftliche Beziehung, die sich zwischen der Landsmannschaft der Banater Schwaben und mir entwickelt hat“. Sie sprach die politischen Umwälzungen an, die vor 25 Jahren die Welt in einem nicht für möglich gehaltenen Ausmaß verändert hätten. 1989 seien 23 000 Aussiedler aus Rumänien nach Deutschland gekommen, 1990, nach der Revolution, 111000. Dies zeige, wie unhaltbar die Zustände in Rumänien damals gewesen seien. Barbara Stamm erinnerte daran, dass die ersten Banater Schwaben schon 1945 nach Deutschland gekommen seien und würdigte deren Aufbauarbeit in der Nachkriegszeit. Den Banater Schwaben sei die Integration auf bewundernswerte Weise gelungen, so die Landtagspräsidentin: „Ihnen ist die Quadratur des Kreises gelungen: gute Bürgerinnen und Bürger Deutschlands zu sein und gleichzeitig die Traditionen Ihres Herkunftsgebietes zu pflegen.“ Ganz besonders dankte sie den Frauen, die oft still und im Hintergrund gewirkt und dabei viel für die Erhaltung der Kultur, zum Beispiel der Trachten, geleistet hätten. Die Banater Schwaben hätten die Erfahrung gemacht, dass Heimat zur Fremde werden kann, wenn man sich unverstanden fühle, dass aber auch die Fremde zur zweiten Heimat werden könne, wenn man freundlich und offen aufgenommen werde. Barbara Stamm schloss ihre Ansprache mit einer Bitte an die Banater Schwaben: „Geben Sie Ihre Traditionen und Werte auch an Ihre Kinder weiter!“

Peter-Dietmar Leber blickte in seiner Laudatio auf den Werdegang und die Berührungspunkte zwischen Barbara Stamm und dem Banat zurück. Zur Zeit der Wende war sie Staatssekretärin im bayerischen Sozialministerium. Bei einem ersten Besuch in Rumänien sah sie die Not in den Kinderheimen und gründete die Kindernothilfe Rumänien. Stamm wurde Rumänienbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung und 1994 Sozialministerin. „Über das Haus des Deutschen Ostens haben Sie zahlreiche Projekte im Banat gefördert, haben regelmäßig das deutsche Altenheim Temeswar besucht und das Oktoberfest in Temeswar ins Leben gerufen. Sie haben einfache Menschen in ihrer Würde bestärkt. Sie haben Menschen geholfen, auch wenn darüber nichts in den Zeitungen zu lesen war – das ehrt Sie“, so Leber. Die Landsmannschaft könne dafür nur Danke sagen und verbinde dies mit der höchsten Auszeichnung, der Prinz-Eugen-Nadel.

Das Thema Integration beleuchtete der Soziologieprofessor Anton Sterbling, geboren in Großsanktnikolaus. Gelungene Integration von Zuwanderern, stellte Sterbling nüchtern fest, sei aus sozialwissenschaftlicher Sicht nicht selbstverständlich, sondern eher unwahrscheinlich. Die Integration der Banater Schwaben hingegen gelte als geradezu mustergültig gelungen, was man heute ablesen könne an Wohlstand und Bildung, aber auch an der Zufriedenheit der Banater Schwaben mit ihrem Leben in Deutschland und ihrer hohen Loyalität ihrem zweiten Heimatland gegenüber. Sie hätten gute Voraussetzungen für eine gelungene Integration mitgebracht, so Sterbling: eine solide Ausbildung und hohe Leistungsbereitschaft, viele soziale Gemeinsamkeiten mit der deutschen Gesellschaft, eine hohe Loyalität dem freiheitlich-demokratischen Staat gegenüber und natürlich gute Deutschkenntnisse. Dies sei mit guten Aufnahmebedingungen zusammengetroffen, denn häufig hätten in Deutschland bereits Verwandte gelebt. Und es bestand „eine realistische Möglichkeit zur Teilhabe am allgemeinen Wohlstand sowie zur Mitwirkung an Politik und Gesellschaft“.

Mit Blick auf die heutige Situation in Europa sagte Sterbling: „Eine unverzichtbare Voraussetzung für gelungene Integration ist die Übereinstimmung in grundlegenden Wertefragen.“ Ohne diese Werteintegration sei eine erfolgreiche Integration nicht denkbar, es entstünden Parallelgesellschaften und massive soziale Spannungen. „Die Zukunft stellt viele Aufgaben“, so Sterbling. „An einer Lösung wollen wir konstruktiv mitwirken.“

Musikalisch umrahmt wurde der Empfang von der Donauschwäbischen Singgruppe aus Landshut
unter der Leitung von Reinhard Scherer, die mit der erstklassigen Qualität ihrer Darbietungen begeisterte. Beim anschließenden Empfang zeigte die Banater Trachtengruppe München unter der Leitung von Harald Schlapansky mehrere Volkstänze zu den Klängen der Original Banater Dorfmusikanten aus München unter der Leitung von Helmut Baumgärtner. Auch Landtagspräsidentin Stamm nahm sich Zeit für ein Tänzchen mit Peter-Dietmar Leber und die übrigen Gäste taten es ihnen gerne nach, so dass der feierliche Empfang gesellig und gut gelaunt ausklang.