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Tanzgruppen aus Reutlingen und Singen mit von der Partie

Zum Abschluss der 12. Heimattage der Banater Deutschen in Temeswar zogen die Trachtenträger aus dem Banat und aus Deutschland nach der Andacht im Dom durch das Stadtzentrum und boten auf dem Freiheitsplatz für alle Schaulustigen banatschwäbische Tänze dar. Foto: Banater Knipser, Reutlingen

Sowohl die Tanzgruppen aus Singen und Reutlingen als auch einzelne Mitglieder der Trachtengruppen aus München, Crailsheim und Nürnberg fanden sich nach einer nächtlichen Busfahrt beziehungsweise Privatanreise am Donnerstag, dem 28. Mai, zu den Heimattagen der Banater Deutschen ein, die am letzten Mai-Wochenende in Temeswar stattfanden. Als Gast der Tanzgruppe „Banater Rosmarein“ traf man sich zum ersten gemeinsamen Mittagessen in einem Temeswarer Lokal. Anschließend hatten wir Gelegenheit, die Stadt zu erkunden, wonach es ins Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus ging. Unsere Gastgeber, die „Rosmareiner“, erwarteten uns mit leckerem Kuchen und Getränken. Nach der netten Begrüßung durch die Leiterin des Jugendtrachtenvereins Edith Singer, die Tanzleiterin Sorana Beică und den DBJT-Vorsitzenden Harald Schlapansky wurden die Gemeinschaftstänze „Veilchenblaue Augen“, „Kathiländler“ und „Mein Banater Land“ geprobt. Anschließend gab es Tanz für alle. Den ganzen Abend über herrschte fröhliche Stimmung, was auch für die Gruppen die besten Voraussetzungen bot, sich näher kennenzulernen oder bereits bestehende Freundschaften zu pflegen. Am späten Abend trennten sich die Wege: Während die einen ins Hotel gingen und sich zur Ruhe legten, machten die anderen das Temeswarer Nachtleben unsicher.

Am nächsten Morgen folgte nach dem Frühstück im Hotel „Cina“ pünktlich um 8 Uhr die Abfahrt nach Sackelhausen zur 250-Jahr-Feier. In der dortigen Schule legten wir die aufwändigen Kirchweihtrachten an und bildeten mit den anderen mitwirkenden Gruppen – den „Rosmareinern“, der Jugendtanzgruppe „Warjascher Spatzen“ und der Kindertanzgruppe „Die lustigen Lenauschüler“ – einen stattlichen Trachtenzug. In Begleitung der „Original Donauschwäbischen Blaskapelle Reutlingen“ unter der Leitung von Johann Frühwald marschierten die Trachtenpaare durch Sackelhausen und brachten an jeder Kreuzung ein „Kerweihstickelche“ dar. Nach der Einladung des Bürgermeisters begab man sich zum Festgottesdienst in die Dorfkirche. Die heilige Messe wurde von Monsignore Johann Dirschl, Generalvikar der Temeswarer Diözese, zelebriert und von der Reutlinger Blaskapelle musikalisch mitgestaltet. Gesungen wurde die Deutsche Messe von Franz Schubert.

Nach Kranzniederlegungen am Kriegerdenkmal folgte ein besonderer feierlicher Augenblick: Zu Ehren der Gründer und der ehemaligen deutschen Dorfbewohner wurde ein Obelisk vor der Kirche enthüllt. Weiter ging es zum Kulturheim, wo je eine Gedenktafel für den Kunstkritiker Ernst Kannengießer und den Schriftsteller Egidius Haupt enthüllt wurden. Zu den Klängen der Blasmusik folgte anschließend die Vorführung banatschwäbischen Kirchweihbrauchtums mit Kirchweihspruch und Vortanz des Vortänzerpaares Elfriede und Michael Huschitt. Danach führten alle mitwirkenden Gruppen ihre Tänze vor.

Schließlich fuhren wir zum gemeinsamen Festessen ins Restaurant „Majestic“. Der Saal war festlich hergerichtet, und das Essen schmeckte, vor allem nach einem so anstrengenden, aber sehr schönen Tag. Frisch gestärkt fuhren manche Tretboot draußen am Teich, andere wiederum tanzten zur Blasmusik oder ruhten sich einfach nur aus. Am späten Nachmittag gab es eine von Ignaz Bernhard Fischer gehaltene und von der Blaskapelle begleitete Andacht mit Kranzniederlegung auf dem Friedhof zum Gedenken an die Verstorbenen. Viele Jugendliche und auch Junggebliebene, ob aus Deutschland oder aus Rumänien, schwangen unterdessen das Tanzbein im Schulhof. Trotz Müdigkeit haben sie sich den Spaß am Tanzen nicht nehmen lassen. Nach einer weiteren Stärkung in der Schulkantine begann schließlich der Tanzabend im Kulturhaus, zu dem die Original Donauschwäbische Blaskapelle Reutlingen aufspielte. Jung und Alt unterhielten sich bis spät in die Nacht hinein. Den krönenden Abschluss des Tages bildete ein Feuerwerk, das ganz Sackelhausen aufblicken ließ.

Am nächsten Tag (Samstag, dem 30. Mai) wurden um 11 Uhr die Heimattage in der Temeswarer Oper feierlich eröffnet. Nach Grußworten, Festreden und Ehrungen – für die zusammenfassend das von Ignaz Bernhard Fischer, Vorstandsmitglied des Banater Deutschen Forums und Vorsitzender des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten, ausgegebene Motto „Mir Banater Schwowe, wu immer mr uff de Welt sin, mir losse uns nett!“ gelten kann – zum gemeinsamen Mittagessen über. Wieder zurück im Hotel, bereiteten sich die Trachtenträger für die Aufführungen im Capitol-Saal vor. Dort folgte ein Festprogramm, an dessen Gestaltung zahlreiche Kulturgruppen (Chöre, Blaskapellen, Tanzgruppen) mitgewirkt haben. Nach dem Abendessen fand der Schwabenball im Adam-Müller- Guttenbrunn-Haus statt, welcher wieder von der Blaskapelle aus Reutlingen begleitet wurde.

Unser letzter Tag begann mit der Aufstellung der rund 200 Trachtenpaare aus dem In- und Ausland im AMG-Haus. Von dort aus zogen wir mit Marschmusik zur Andacht mit Bischof Martin Roos im Hohen Dom zu Temeswar. Danach folgte der Trachtenumzug durch das Zentrum der Stadt, mit Zwischenstopp am Denkmal für die Opfer der Revolution von 1989 vor der orthodoxen Kathedrale mit Kranzniederlegung. Auf dem Freiheitsplatz wurden dann die Gemeinschaftstänze vorgeführt.

Wieder zurück im AMG-Haus, verabschiedeten wir uns nach der Überreichung unseres Gastgeschenkes an die „Rosmareiner“ mit dem Lied „Wahre Freundschaft“, zumal es nicht lange dauern wird, bis die „Rosmareiner“ zu Gast bei uns in Reutlingen am 11. Juli zur Banater Kirchweih weilen werden. Als im Hotel alles gepackt und in den Bus verladen worden war, machten wir uns wieder auf den Weg nach
Sackelhausen. Auf der „Ruga“ präsentierte die Reutlinger Trachtengruppe zwei Tänze, wonach wir von Familie Neu mit einem leckeren Gulasch und frischen Langosch empfangen wurden. Einen schöneren Abschied hätte man sich kaum vorstellen können, zumal die Blas-kapelle zu spielen anfing und noch ein paar Tänze folgten.

Das Fest in Sackelhausen und die Heimattage in Temeswar werden allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben. Denn es ist immer wieder schön, in der Heimat unserer Eltern und Großeltern zu weilen, die freundschaftlichen Beziehungen der Gruppen untereinander zu pflegen und auch neue Freundschaften zu schließen.