zur Druckansicht

Zu Gast bei den Deutschen aus Ungarn

Beim 60. Bundesschwabenball der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn in Gerlingen präsentierte sich eine Gruppe Sanktannaer in Festtags- und Kirchweihtracht. Foto: Pauline Huschitt

Am 18. April fand der 60. Bundesschwabenball der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn (LDU) in deren Patenstadt Gerlingen bei Stuttgart statt. Auf Einladung des Landesvorsitzenden der LDU in Baden-Württemberg, Rudolf Fath, nahm auch eine Trachtengruppe aus Sanktanna an diesem Jubiläumsfest teil.

Nach der Begrüßung der Gäste durch Bürgermeister Georg Brenner zogen die Trachtenpaare zu den Klängen des Prinz-Eugen-Marsches in den Saal ein. Schier endlos schien der Trachtenzug, sodass der Marsch mehrmals wiederholt werden musste, bis auch die letzten Paare den Saal umrundet hatten. Die über 800 Gäste waren von dem Aufmarsch so beeindruckt, dass sie stehend den Trachtenträgern, mehrheitlich Jugendliche und Kinder, applaudierten. Angeführt wurde der Trachtenzug vom stellvertretenden Landesvorsitzenden und Vorsitzenden des Kulturkreises Elek, Joschi Ament, mit Ehefrau.

Der Bundesvorsitzende der LDU, Klaus Loderer, eröffnete den 60. Bundesschwabenball, wonach die einzelnen Trachtengruppen die Bühne betraten und vorgestellt wurden. Das Publikum hatte somit Gelegenheit, sachkundige Details über die jeweilige Tracht zu erfahren, die mit viel Stolz und Anmut von Jung und Alt zur Schau gestellt wurde.

Die Sanktannaer Trachtengruppe war eine gemischte Gruppe, bestehend aus Festtags- und Kirchweihtrachten. Die neugierigsten Blicke galten natürlich der Kirchweihtracht, zumal die Kunst der in Rundfalten gelegten Röcke von keiner anderen Tracht überboten wird. Der Sanktannaer Gruppe gehörten an: Theresia und Michael Reiter (Nürtingen), Katharina und Richard Zimmermann (Grafenberg), Erika und Martin Kress (Göppingen), Wilhelmine und Gerhard Fuss (Heilbronn) sowie Maria und Anton Mayer (Wiesenbach). Anwesend war auch der Vorsitzende der HOG Sanktanna, Josef Lutz.

Ehrengast des Jubiläumsfestes war der Sprecher der ungarndeutschen Minderheit im Budapester Parlament, Emmerich Ritter. Gut achtzig Jahre nach Jakob Bleyer habe die ungarndeutsche Minderheit nun wieder einen Fürsprecher im ungarischen Parlament, betonte Ritter, der die Grüße der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen überbrachte. Auch der Generalkonsul der Republik Ungarn in Stuttgart, János György Berényi, richtete ein Grußwort an die Gäste des Schwabenballs.

Nach dem offiziellen Akt wurde den Gästen ein vielfältiges Kulturprogramm geboten. Die Lieder und Tänze wurden von den mitwirkenden Gruppen mit großer Hingabe dargeboten, wobei auch auf Originalität Wert gelegt wurde. Einen ganz besonderen Beweis hierfür lieferte die Tanzgruppe Lochberg aus Schambek mit der Vorführung einer Schambeker schwäbischen Hochzeit nach altem Brauch. Die Aufführung hat das Publikum buchstäblich gefesselt, und es war, als spürte man den Odem der Ahnen im Raum. Weitere Höhepunkte des Abends waren die Auftritte der Kindertanzgruppe Lochberg, des Egressy-Chors aus Tata, der Tanz- und Folkloregruppe der Donauschwaben Gomaringen sowie des Ungarndeutschen Folklore-Ensembles aus Wernau. Am Ende des Programms luden „Die Adlersteiner“ aus Werischwar alle zum Tanz ein.

Der Bundesschwabenball der Deutschen aus Ungarn brachte Tanz-, Trachten- und Gesangsgruppen aus verschiedenen ehemaligen donauschwäbischen Siedlungsgebieten zusammen und verdeutlichte die kulturellen Gemeinsamkeiten aufgrund unserer zweihundertjährigen gemeinsamen Geschichte. Es war ein schöner Abend, den wir bei unseren Nachbarn, den Deutschen aus Ungarn, verbracht haben, und er wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.