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Vielseitiges Angebot an Vorträgen, Kunst, Musik und Tanz

Schulleiterin Helene Wolf stellte bei einem Symposium im Rumänischen Generalkonsulat in München vor zahlreichem Publikum die Temeswarer Lenauschule vor. Foto: Walter Tonţa

Die Temeswarer Tage in München vom 17. bis 19. April stellten eine Premiere dar. Das von Karl-Wilhelm Agatsy initiierte Projekt verfolgte das Ziel, die Hauptstadt des Banats – Temeswar bewirbt sich für den Titel einer Kulturhauptstadt Europas 2021 – in der Landeshauptstadt des Freistaates Bayern vorzustellen. In München und Umgebung leben heute viele Banater Schwaben und hier gibt es auch eine starke rumänische Gemeinde. Nicht wenige von ihnen stammen, wie auch Karl-Wilhelm Agatsy, aus Temeswar. Agatsy, seit über drei Jahrzehnten Violinlehrer an der Städtischen Sing- und Musikschule München, pflegt seit vielen Jahren enge Kontakte zum Kunstkolleg „Ion Vidu“ (ehemaliges Musik-lyzeum), zur Musikhochschule und zur Lenauschule in Temeswar. Auf seine Initiative geht auch das Partnerschaftsabkommen zwischen der Städtischen Sing- und Musikschule München und dem Temeswarer Kunstkolleg „Ion Vidu“ zurück, das am 16. März in Temeswar und am 18. April in München unterzeichnet wurde. Zudem vermittelte Agatsy umfangreiche Ausstattungsspenden für das Kunstkolleg und die Lenauschule. Der Musiker ist auch Mitglied der Kommission zur Vorbereitung der alljährlichen Rumänischen Kulturtage in München.

Was lag da näher, als mittels eines vielseitigen Kulturprogramms seine Heimatstadt Temeswar in München vorzustellen? Agatsy setzte alles in Bewegung, um sein Projekt  zu verwirklichen und gewann das Rumänische Generalkonsulat München, die Landsmannschaft der Banater Schwaben, die Heimatortsgemeinschaft Temeschburg, die Städtische Sing- und Musikschule München sowie das Demokratische Forum der Deutschen in Temeswar als Kooperationspartner. Schlussendlich warteten die Temeswarer Tage in München mit einem vielfältigen Programmangebot auf, das eine Kunstausstellung, ein Symposium mit schul- und kulturgeschichtlichem Schwerpunkt, ein Konzert mit Werken Temeswarer Komponisten und einen Volkstumsnachmittag umfasste. Um es vorweg zu nehmen: Sämtliche Veranstaltungen waren inhaltlich niveauvoll gestaltet und gut besucht. Von Vorteil erwies sich die Verknüpfung der Temeswarer Tage mit dem Tag der offenen Tür in der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft der Banater Schwaben, zu dem der Verband am 18. April eingeladen hatte.

Aus Temeswar ist eine dreißigköpfige Delegation unter der Leitung von Dr. Johann Fernbach, dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat (DFDB) angereist, der neben Mitgliedern des Jugendtrachtenvereins „Banater Rosmarein“ und jungen Musikern auch die Direktorin der Lenauschule, Helene Wolf, die Leiterin der Jugendvolkstanzgruppe des Temeswarer Forums, Edith Singer, die Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Jugend, Sorana Beică, sowie Robert Tari und Zoltán Pázmány von der „Banater  Zeitung“ angehörten.

Zum Auftakt der Temeswarer Tage fand am Freitagabend im Generalkonsulat von Rumänien in München die Vernissage der Ausstellung „Temeswarer Seelenpastelle“ von Fred Zawadzki statt. Die hier präsentierten Werke des gebürtigen Temeswarer Malers – der im Zivil-beruf Zahnarzt in Reutlingen ist und ehrenamtlich als Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Temeschburg wirkt – sind eine künstlerische Hommage an seine Heimatstadt, der er sich nach wie vor sehr verbunden fühlt. Konsulin Dr. Carmen Agoutin begrüßte zur Ausstellungseröffnung den Hausherrn, Generalkonsul Anton Niculescu, den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, den DFDB-Vorsitzenden Johann Fernbach, Dr. Alfred Zawadzki sowie das zahlreich erschienene Publikum. Vorgestellt wurde der Künstler und sein Werk vom Kunstpädagogen Johann Burger. Junge Musiker aus Temeswar und München umrahmten die Vernissage musikalisch.

Am Samstagnachmittag wurden die Temeswarer Tage mit einem schul- und kulturgeschichtlichen Symposium im Rumänischen Generalkonsulat fortgesetzt. In dessen Mittelpunkt stand das deutsche Schulwesen in Temeswar in Vergangenheit und Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung der Lenauschule. Unter den zahlreichen Zuhörern befanden sich auch Prof. Dr. Günter Kappler, Ehrenvorsitzender des Vereins der Freunde der Lenauschule, Mitglieder des Vereinsvorstandes und ehemalige Lenauschüler. Zunächst umriss Halrun Reinholz die Geschichte des deutschen Schulwesens in Temeswar und die Entwicklung der Lenauschule von ihrer Gründung im Jahr 1870 bis zur Wende von 1989. Schulleiterin Helene Wolf ging sodann auf die Entwicklung des Nikolaus-Lenau-Lyzeums seit der Wende und die aktuellen Probleme der Bildungseinrichtung ein. Anschließend stellte Prof. Dr. Franz Quint den im Jahr 2008 gegründeten Verein der Freunde der Lenauschule und dessen vielseitige Tätigkeit zur Unterstützung und Förderung der Schule und ihrer Schüler vor.

Der Musikwissenschaftler Dr. Franz Metz präsentierte in einem weiteren Vortrag „Bedeutende Musikpädagogen der multiethnischen Kulturmetropole Temeswar“. Seine Ausführungen lieferten sozusagen den theoretischen Unterbau für das am Abend stattfindende Konzert.

Zum Abschluss des Symposiums stellte die Gründerin der Rumänischen Schule in München, Despina Leonhard, ihr Projekt vor. Es handelt sich um eine Wochenendschule, deren Ziel es ist, Kindern die rumänische Sprache und Kultur zu vermitteln.

Der zweite Veranstaltungstag klang mit einem Konzert in der Münchner Sankt-Pius-Kirche aus. Die mitwirkenden Musiker – Franz Metz (Orgel), Johann Fernbach (Geige), Karl-Wilhelm Agatsy (Geige), Petruţa Küpper (Panflöte), die 13-jährige Ana Maria Cristina Popan von der Musikschule „Ion Vidu“ (Geige), ein Streichquartett, bestehend aus Studenten der Temeswarer Musikhochschule sowie die beiden Vokalsolisten Alpinia Albeşteanu (Sopran) und Adrian Sandu (Tenor) – brachten unter anderem Werke von Guido von Pogatschnigg, Alfred Mendelsohn, Franz Limmer, Conrad Paul Wusching, Eugen Cuteanu und Wilhelm Schwach zu Gehör.

Zum Abschluss der Temeswarer Tage in München fand am Sonntag im Festsaal der Kirchengemeinde St. Margaret ein Volkstumsnachmittag statt, bei dem die Temeswarer Gruppe „Banater Rosmarein“ und die Banater Trachtengruppe München in getrennten und gemeinsamen Auftritten ihr tänzerisches Können zeigten. Mit von der Partie war auch die Gruppe „Südwind“ der Städtischen Sing- und Musikschule München unter der Leitung von Hans Peter Pairott.

Mehr über die einzelnen Veranstaltungen, die im Rahmen der Temeswarer Tage in München stattgefunden haben, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe unserer Zeitung.