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Das Verbandsleben mit neuen Akzenten bereichern

Die traditionelle Verbandstagung im Donauschwabenhaus in Frankenthal, an der die Vorsitzenden der Landesverbände, der Kreisverbände und der Heimatortsgemeinschaften teilnahmen, beschäftigte sich mit aktuellen Fragen der landsmannschaftlichen Arbeit und ermöglichte einen intensiven Informations- und Erfahrungsaustausch. Foto: Walter Tonţa

Mit rund 170 Teilnehmern − Vertreter der Landesverbände, Kreisverbände und Heimatortsgemeinschaften sowie Gäste − verzeichnete die diesjährige Verbandstagung im Donauschwabenhaus in Frankenthal am 7. und 8. März einen Teilnehmerrekord. Zur Eröffnung der Tagung trat der Chor der Donaudeutschen Landsmannschaft Frankenthal unter der Leitung von Katharina Eicher-Müller mit einem kurzen Programm auf. Foto: Walter Tonţa

Traditionsgemäß treffen sich alljährlich unsere Verbandsvertreter – die Vorsitzenden der Landesverbände, der Kreisverbände und der Heimatortsgemeinschaften – im Donauschwabenhaus in Frankenthal, um im Sinne eines konstruktiven Informations- und Erfahrungsaustausches  aktuelle Fragen der landsmannschaftlichen Arbeit zu erörtern. Im Mittelpunkt der diesjährigen Verbandstagung, die am 7. und 8. März stattfand, standen wieder Vorträge  und Diskussionen zu verschiedenen Aspekten des Verbandslebens sowie Berichte der landsmannschaftlichen Gliederungen. Seit einigen Jahren hat es sich eingebürgert, dass sich in Frankenthal auch wissenschaftliche Einrichtungen vorstellen, die sich mit Themen unserer Geschichte und Kultur befassen, sowie verbandsnahe Organisationen, die im Sinne unserer Landsmannschaft wirken. Diesmal waren es eine Forschergruppe aus Temeswar, die die Friedhöfe der deutschen Gemeinschaften im Banat   untersucht hat, das Hilfswerk der Banater Schwaben sowie der Verein der Freunde der Lenauschule. Vorgestellt wurden zudem Projekte und Initiativen von landsmannschaftlichen Gliederungen, Vereinen und Einzelpersonen. Ein breitgefächertes Tagungsprogramm also, das auf eine lebendige Gemeinschaft und ein reges Vereinsleben schließen lässt.

Zur Eröffnung der Tagung, zu der sich rund 170 Teilnehmer – so viele wie noch nie – eingefunden hatten, begrüßte Franz Schlechter, Sprecher der Heimatortsgemeinschaften, die  Mitglieder des Bundesvorstandes, den Bundesehrenvorsitzenden Bernhard Krastl, den stellvertretenden Landesvorsitzenden der Donaudeutschen Landsmannschaft Rheinland-Pfalz, Adam Lulay, den Vorsitzenden des Hilfswerks der Banater Schwaben, Nikolaus Rennon, und den Ehrenvorsitzenden Peter Krier, die anwesenden Verbandsvertreter und ganz besonders die neugewählten Funk-
tionsträger sowie die Gäste aus dem Banat. Schlechter  dankte Bundesvorstandsmitglied Walter Keller für die Organisation der Tagung sowie dem Frankenthaler Kreisvorsitzenden Johann Schmaltz und seinem Team für die Bewirtung der Tagungsteilnehmer. Die Anwesenden gedachten sodann der seit der letzten Tagung verstorbenen Funktionsträger unseres Verbandes, wonach der Chor der Donaudeutschen Landsmannschaft Frankenthal unter der Leitung von Katharina Eicher-Müller mit einem Potpourri von Heimatliedern musikalisch auf die Tagung einstimmte.

Neue Akzente in der Verbandsarbeit setzen

Grundsätzliche Überlegungen über die aktuellen Aufgaben, Zielsetzungen und Perspektiven der Landsmannschaft der Banater Schwaben stellte Peter-Dietmar Leber in seinem Einführungsvortrag an. Der Bundesvorsitzende verglich die Entwicklung im landsmannschaftlichen Bereich mit jener des 1950 gegründeten Sozialverbandes VdK Deutschland, der heute 1,6 Millionen Mitglieder zählt. Während der VdK es geschafft habe, seine in Jahrzehnten erworbene Kernkompetenz auf sozialem Gebiet für neue Generationen attraktiv zu halten und zu erweitern, stünden die Landsmannschaften heute – was Mitgliederzahl und -struktur sowie Kompetenzausweis betrifft – wesentlich schlechter da. „Wir können diese Entwicklung beklagen und so weiter machen wie bisher oder wir können versuchen, neue Akzente zu setzen“, sagte Leber. Grundvoraussetzung für eine Neuausrichtung sei eine positive Einstellung gegenüber unserer landsmannschaftlichen Arbeit, die es mit positiven Begriffen zu besetzen gilt. Aus dieser Einstellung heraus müsse man versuchen, neue Aspekte in die landsmannschaftliche Arbeit einzubringen. Der Bundesvorsitzende zeigte eine ganze Palette von diesbezüglichen Möglichkeiten auf.

Leber gab bekannt, dass die im Jahr 2013 von der Landsmannschaft erworbene Immobilie in München, die die Bundesgeschäftsstelle beherbergt, mittlerweile abbezahlt ist. Dies konnte dank der Erbschaft von Edith Alster, der vielen Spenden von Gliederungen und Privatpersonen – wofür der Bundesvorstand allen dankte – und der vorgenommenen Einsparungen bewerkstelligt werden.

Auszüge aus der Ansprache des Bundesvorsitzenden werden in der nächsten Ausgabe veröffentlicht.

Deportationen im kollektiven Gedächnis

Stefanie Dolvig, seit vergangenem Herbst Mitarbeiterin der Bundesgeschäftsstelle, stellte in ihrem Vortrag „Deportationen im kollektiven Gedächtnis der Banater Schwaben“ die Ergebnisse ihrer Masterarbeit vor. Als Quellengrundlage dienten vornehmlich die „Banater Post“ und die Heimatbücher der von den Deportationen betroffenen Ortschaften. Innerhalb einer jeder Gemeinschaft gebe es einen gemeinsamen Vergangenheitsbezug, gemeinsame prägende Erinnerungen, die das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft stärken. Die Erinnerung an die Deportationen in die Sowjetunion und in die Bărăgan-Steppe sei ein prägendes Element des kollektiven Gedächtnisses der Banater Schwaben, betonte die Referentin. Durch die schriftliche Fixierung der mündlichen Überlieferungen, die Errichtung von Denkmälern und das Begehen von Jahrestagen werde dafür Sorge getragen, das kollektive Gedächtnis zu bewahren und auch die nachfolgenden Generationen daran teilhaben zu lassen.

Die Friedhöfe im Banat aus zwei Blickwinkeln

„Der Friedhof als Element in der Entwicklung der Kulturlandschaft  bei den deutschen Gemeinschaften im Banat“ lautete das Thema der Präsentation von Architekt Vladimir Obradovici. Er ist Mitglied eines Forscherteams von der Gesellschaft der Landschaftsarchitekten aus Rumänien, das sich seit geraumer Zeit der Untersuchung der Banater Friedhöfe im ländlichen Raum widmet und dazu bisher drei Studien vorgelegt hat. Die erste, auf die ländlichen Friedhöfe im Allgemeinen bezogene Studie wurde Anreger zur detaillierteren Erforschung der Friedhöfe der einzelnen ethno-konfessionellen Gemeinschaften im Banat. 2013 waren es die rumänisch-, serbisch- und ukrainisch-orthodoxen Friedhöfe,  später wurden in einem weiteren Projekt die römisch-katholischen Friedhöfe der deutschen Dorfgemeinschaften untersucht. In Frankenthal stellte Obradovici, der mit drei weiteren Teamkollegen aus Temeswar angereist war, dieses Projekt und die daraus hervorgegangene druckfrische Publikation „Cimitirul ca element în evoluţia peisajului cultural. Comunităţi germane din Banat“ (Der Friedhof als Element in der Entwicklung der Kulturlandschaft. Deutsche Gemeinschaften im Banat) vor. Eine ausführliche Präsentation des Bandes, der demnächst auch ins Deutsche übersetzt werden soll, folgt in der nächsten Ausgabe unserer Zeitung.

Über die Friedhöfe im Banat, diesmal aus der Perspektive der Heimatortsgemeinschaften, die sich die Friedhofspflege zur Aufgabe gemacht haben, berichtete Bundesvorstandsmitglied Werner Gilde am Beispiel der Heimatortsgemeinschaft Billed. Nach einem kurzen geschichtlichen Überblick über die beiden Billeder Friedhöfe (Neugässer Friedhof und Sauerländer Friedhof), erläuterte er die von der HOG seit Anfang der 1990er Jahre unternommenen Maßnahmen zu deren Instandhaltung sowie die verschiedenen Renovierungs- und Erneuerungsarbeiten. Gilde berichtete auch über die Finanzierungsmodalitäten, so zum Beispiel stellt die HOG jährlich 600 Euro für die Friedhofspflege zur Verfügung. Die HOG Billed sei in der komfortablen Lage, dass sie mit Adam Csonti einen Mann vor Ort habe, der die Arbeiten koordiniert und überwacht, so Gilde. Deshalb machten die beiden Friedhöfe einen sehr gepflegten Eindruck, was auch  die präsentierten Bilder vermittelten.

Tonträger mit Trauermusik aus dem Banat

Einen Tonträger mit Trauermusik aus dem Banat will der Freundeskreis Donauschwäbische Blasmusik in diesem Jahr produzieren. Der Musiker und Musikpädagoge Mathias Loris sprach über das von ihm federführend betreute Projekt. Nach einer längeren Findungs- und Vorbereitungsphase, in der entsprechende Stücke ausgewählt und für Blasorchester arrangiert sowie Musiker und ein Tonstudio gesucht wurden, stehe die Realisierung der CD nun bevor, berichtete Loris. Ausschlaggebend bei der Auswahl der Stücke sei deren Bekanntheit im ganzen Banat gewesen. Die CD wird etwa 20 Titel umfassen (Kirchenlieder, Marienlieder, Trauerchoräle, Trauer- und Prozessionsmärsche) und von zehn Musikern sowie einem Gesangsduo Ende März in Osthofen aufgenommen. Mathias Loris verwies auf die kulturhistorische Bedeutung dieses Tonträgers und auf die Einzigartigkeit einer solchen Produktion und warb gleichzeitig für eine möglichst weite Verbreitung der CD.

Hilfswerk der Banater Schwaben

Seit Oktober 2014 ist Nikolaus Rennon Vorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben. Bei der
Tagung in Frankenthal nahm er die Gelegenheit war, sich und den von ihm geleiteten sozial-karitativen Verein vorzustellen. Rennon beleuchtete zunächst die Anfänge des Hilfswerks, das 1985 innerhalb der Landsmannschaft zwecks Unterstützung der hilfsbedürftigen Landsleute im Banat gegründet worden war und 1989 ein eigenständiger Verein wurde, um dann einen Überblick über die Einrichtungen der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung im Banat zu geben, in denen etwa 430 alte, bedürftige Landsleute betreut werden.

Den Schwerpunkt seiner Ausführungen legte Rennon auf das 1999 eingeweihte Banater Seniorenzentrum „Josef Nischbach“ in Ingolstadt. Derzeit bietet die Einrichtung im Betreuten Wohnen 37 Zwei- und 13 Einzelzimmerwohnungen und in der Stationären Altenpflege 36 Einzel- und zwei Doppelzimmer. Das Haus sei eine „blühende Oase“ mit einer Konzentration von Banatschwäbischem und einer einzigartigen Atmosphäre, wie es sonst nirgendwo mehr auf der Welt zu finden sei, sagte Rennon.

Bei vielen Landsleuten herrsche die Vorstellung, wonach das Nischbach-Haus ein Altenheim sei, was aber auf den Bereich Betreutes Wohnen nicht zutreffe. Der Vereinsvorsitzende wies auf die vielen Vorteile hin, die die Bewohner der Einrichtung genießen, sowie auf die unzähligen Veranstaltungen im Jahreslauf, an denen sie teilhaben können. Es sei wichtig, so Rennon, dass das Haus mit Banater Landsleuten belegt werden könne, damit es seinen Charakter als „banatschwäbische Insel“ noch lange bewahre.

Alben mit historischen Fotos über das Banat

Emil Banciu, Inhaber eines Verlags für elektronische Medien, der auf die Nachbearbeitung von Papierfotos, historischen Bildern und Gemälden sowie alten Ansichtskarten über das Banat spezialisiert ist, stellte das von seinem Verlag in Zusammenarbeit mit dem Temeswarer Verein „Enciclopedia Banatului“ initiierte Projekt „Historische Fotoalben über das Banat“ vor. Ziel sei es, mittels Bildmaterial die ehemaligen schwäbischen Ortschaften im Banat, das Leben und die Leistungen der Banater Schwaben zu dokumentieren, so Banciu. Geplant sei die Herausgabe einer Reihe von zwei- oder mehrsprachigen Fotoalben (nach dem Muster des im vergangenen Jahr herausgebrachten Albums über Alt-Temeswar), die sowohl in digitalem als auch in Druckformat erscheinen sollen. Banciu betonte, dass auch kleine Auflagen möglich seien, zudem könnten Postkartensets, Kalender und andere Druckformate erstellt werden. Das Angebot richte sich insbesondere an die Heimatortsgemeinschaften.

Internetauftritt der Landsmannschaft

„Der Internetauftritt der Landsmannschaft der Banater Schwaben“ war Thema des Beitrags von Jürgen Griebel, stellvertretender Bundesvorsitzender und Administrator der Website www.banater-schwaben.de.  Die 2010 neu gestaltete Internetpräsenz wurde Anfang dieses Jahres
aktualisiert. Anhand der wachsenden Zahl der Zugriffe (2010 waren es 37605, im Jahr 2014 schon 119304) lasse sich belegen, dass sich die Homepage der Landsmannschaft zur zentralen Anlaufstelle für all jene entwickelt habe, die nach Informationen über die Banater Schwaben suchen, sagte Griebel. Dies deute auch darauf hin, dass die Landsmannschaft weltweit als Vertretung der Banater Schwaben wahrgenommen werde. Die Internetseiten bieten nicht nur eine Fülle an Informationen über den Verband und die Banater Schwaben, sondern auch einen Terminkalender, der von immer mehr Gliederungen und verbandsnahen Einrichtungen genutzt wird,  sowie die Möglichkeit, Publikationen online zu bestellen bzw. Anzeigen online aufzugeben. Der Auftritt der Landsmannschaft ist seit einiger Zeit auch auf Facebook hinterlegt und zählt derzeit rund 1300 Freunde. Aus all diesen Gründen sei es umso wichtiger, so Griebel, dass sich alle Kreisverbände und Heimatortsgemeinschaften einerseits auf der Internetseite präsentieren und andererseits ihre Daten regelmäßig aktualisieren.   

(Der Tagungsbericht wird in der nächsten Ausgabe fortgesetzt.)