zur Druckansicht

Aufbruch entlang der Donau (IV)

Stadthaus Ulm

Symposium und Konzert - Am 12. Mai fand ebenfalls im Stadthaus auf Einladung der Europäischen Donauakademie das Symposium „Aufbruch entlang der Donau“ statt. Mit dem in Budapest lebenden Schriftsteller und Publizisten György Konrád, dem Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Christian Reder aus Wien und der Historikerin Dr. Gudrun Litz vom Ulmer Haus der Stadtgeschichte war der Kreis der Referenten prominent besetzt. Dr. Christian Reder, von 1985 bis zu seiner Emeritierung 2012 Professor an der Universität für angewandte Kunst Wien und Leiter des Zentrums für Kunst- und Wissens-transfer, unternahm einen Streifzug durch den Donauraum und vermittelte neue Sichtweisen auf die Kulturgeschichte des europäischen Südostens, die sich ihm als Ergebnis eines interdisziplinären Forschungsprojekts zu den kritischen Randzonen der Europäischen Union erschlossen haben. Publiziert wurden die Ergebnisse in dem essayistisch-enzyklopädischen Sammelband „Graue Donau, Schwarzes Meer. Wien – Sulina – Odessa – Jalta – Istanbul“ (2008). Einen geschichtlichen Zugang zum Thema des Symposiums wählte Dr. Gudrun Litz, Leiterin des Sachgebiets „Mittelalter und Frühe Neuzeit“ am Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm. Sie fasste die Ergebnisse des von ihr betreuten Forschungsprojekts zur wissenschaftlichen Aufarbeitung und Erschließung der Geschichte Ulms als Einschiffungsort tausender Auswanderer Richtung Südosteuropa im 18. Jahrhundert zusammen, die sowohl in der Open-Air-Ausstellung als auch ausführlich im Begleitbuch präsentiert werden.

Der bekannte ungarische Autor György Konrád, der bereits 1998 eine wegweisende Rede zur Eröffnung des ersten Internationalen Donaufestes in Ulm gehalten hatte, überschrieb sein Essay „Was sagt uns der große Fluss?“ Die Donau sei die Hauptschlagader Mitteleuropas, deren Charakteristikum die Vielfalt und Buntheit ist, betonte Konrád. Man sei nun, nach vielen Erschütterungen, unterwegs zu einer sich ihrer Selbst bewussten Donauregion, die vom freien Willen der Völker geformt wird. „Wer vor dem Fluss Achtung hat, der hat sie auch vor seinem Nächsten“, lautete eine seiner Kernaussagen.

Den Abschluss der Auftakt-veranstaltungen zum Ulmer Jubiläumsjahr bildete ein „Konzert der Donau entlang“ im Chorraum des Münsters, in dessen Mittelpunkt die deutsche Musikkultur im Südosten Europas stand. Mitwirkende waren der Jugendchor der Münsterkantorei, Mitglieder des Philharmonischen Orchesters der Stadt Ulm und die Sopranistin Maria Rosendorfsky. Die Gesamtleitung hatte Friedemann Johannes Wieland inne. Zu Gehör kamen Werke aus dem 18. bis 20. Jahrhundert von Komponisten aus den Donauländern wie Karl Ditters von Dittersdorf, Vaclav Pichl, Philipp Caudella, Conrad Paul Wusching und Richard Waldemar Oschanitzky. Die Intonationssicherheit der jungen Sänger und die souverän gesungenen Sopransoli machten das leider schwach besuchte Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis. Informationen zu den weiteren Veranstaltungen bietet das gedruckte Jahresprogramm „Aufbruch von Ulm entlang der Donau 1712 / 2012“ sowie die Internetseite www.aufbruch.ulm.de.