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Ein bisschen Radna in München

In einer feierlichen Prozession wurde die Kopie des Gnadenbildes von Maria Radna an ihren Ehrenplatz in der Ramersdorfer Wallfahrtskirche gebracht. Fotos: Walter Wolf

Partnerschaft zweier Wallfahrtsorte über Grenzen hinweg

Maria Radna in München? Kann das sein? Am letzten Augustsonntag konnte man diesen Eindruck gewinnen, in der Münchener Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf. Hier erklangen die vertrauten Radna-Lieder, wie sie jeder Banater Schwabe noch von den Wallfahrten in der alten Heimat in Erinnerung hat, hier sprach der Erzdechant der Kathedrale Maria Radna zu den zahlreichen Festgottesdienstbesuchern – unter ihnen viele Banater Schwaben –, hier stand eine Kopie des Gnadenbildes von Maria Radna an einem Ehrenplatz vor dem Altar.

In den letzten Jahren war die Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf in München immer wieder Anlaufstelle für viele Marienverehrer unter den Banater Schwaben. Maiandachten und Gottesdienste, besonders während des Frauendreißigers, machten auch für unsere Landsleute diese Kirche zum Pilgerziel. Es ist die Zeitspanne zwischen den Festen Mariä Himmelfahrt am 15. August und Mariä Namen am 12. September, die im Veranstaltungskalender der katholischen Kirche als besondere Gnadenzeit Eingang gefunden hat. Am 28. August war es jedoch ein besonderes Ereignis, das die Christen von nah und fern hier zusammenführte: Im Rahmen eines Festgottesdienstes wurde eine Partnerschaft zwischen zwei Wallfahrtsorten besiegelt, eine freundschaftliche Verbindung zwischen Maria Radna im Banat und Maria Ramersdorf in Bayern. Sowohl der Erzbischof des Bistums München-Freising, Kardinal Dr. Reinhard Marx, wie auch Diözesanbischof Martin Roos in Temeswar haben diese Partnerschaft befürwortet. Sie kam zustande auf Initiative des Gerhardforums Banater Schwaben (Vorsitzender Dr. Franz Metz), des Münchener Pfarrverbandes Sankt Pius – Maria Ramersdorf (Pfarrer Harald Wechselberger) und des Visitators der Donauschwaben und Deutschen aus Südosteuropa, Erzbischöflicher Geistlicher Rat Andreas Straub.

In einem Grußwort des Temeswarer Bischofs Martin Roos, das beim Festgottesdienst vorgelesen wurde, gab dieser seiner Freude Ausdruck, dass Marienverehrer über Grenzen hinweg zusammengefunden haben und in freundschaftlicher Verbundenheit ihren Glauben leben: „Durch die Initiative einiger getreuer Marienverehrer kam die Partnerschaft zwischen Maria-Ramersdorf in der Erzdiözese München und Freising sowie Maria Radna in unserem Bistum Temeswar zustande. Beides alte Wallfahrtsorte seit Jahrhunderten – und zugleich vielbesuchte Gnadenorte. Diese Initiative hat nun neben der Zustimmung beider Ordinariate auch darin ihren Ausdruck gefunden, dass eine Kopie der Radnaer Karmel-Madonna einen Platz in der Pfarrkirche zu München-Ramersdorf erhalten soll. Für unseren bescheidenen Wallfahrtsort ist dies eine hohe Ehre, denn weder historisch, noch was die künstlerische Ausstattung oder die Bedeutung des Ortes betrifft, kann Radna mit Ramersdorf mithalten. Wir wissen dieses Entgegenkommen von Pfarrer Harald Wechselberger und erst recht von seiten des Erzbischöflichen Ordinariats München und Freising sehr zu schätzen und fühlen uns auch für die Zukunft in die Pflicht genommen. Dafür sind wir von Herzen dankbar und froh, denn die Verehrung der Gottesmutter in der Kirche kennt ohnehin keine Grenzen. Zur Segnung der Kopie des Gnadenbildes von Maria Radna habe ich unseren Domkapitular Andreas Reinholz, den derzeitigen Pfarrer von Maria Radna, beauftragt, der auch zu den Initiatoren der Partnerschaft zwischen beiden Wallfahrtskirchen gehört. Diesem Auftrag schließt sich auch mein herzlicher Segenswunsch an alle an, die bei der Feier anwesend sind, an die Gemeinde Maria-Ramersdorf mit ihrem Pfarrer, an alle Landsleute, die aus dem Bistum Temeswar in den deutschen Bistümern und Ländern eine neue Heimat gefunden haben, und nicht zuletzt an alle anwesenden Mitbrüder im priesterlichen Dienst sowie an die Mitglieder des Gerhardsforums, dem ebenfalls ein entscheidender Anteil bei dem Zustandekommen dieser Partnerschaft zukommt.“ Als „einen Tag der großen Freude und der Verbundenheit im Glauben“ bezeichnete Pfarrer Wechselberger in seinen Grußworten die feierliche Partnerschaftsbesiegelung.

Pfarrer Andreas Reinholz ging in seiner Predigt kurz auf die Geschichte der beiden Wallfahrtsorte ein, auf deren Bedeutung für die Stärkung des Glaubens. Bezugnehmend auf den Schicksalsweg der Donauschwaben im vergangenen Jahrhundert, als es viele der Landsleute infolge von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung auch nach Bayern verschlagen hat, sprach er von der Bedeutung des Glaubens bei der Heimatfindung. In diesem Sinne habe auch Maria Ramersdorf einen Beitrag dazu geleistet, und durch die Besiegelung der Partnerschaft zwischen zwei „Wallfahrtsorten des Herzens“ werden Menschen einander näher gebracht und gemeinsam in ihrem Glauben bestärkt.

Höhepunkt der Feier war die Segnung der Kopie des Gnadenbildes von Maria Radna. In einer feierlichen Prozession wurde sodann das Bild an seinen Ehrenplatz gebracht, wo es künftig zu sehen sein wird. Die Fahnenabordnungen des Katholischen Frauenbundes Ramersdorf und des Kreisverbandes München der Landsmannschaft der Banater Schwaben, eine Abordnung der Banater Trachtengruppe München und die Original Banater Dorfkapelle München (Leitung Helmut Baumgärtner) verliehen dem feierlichen Akt zusätzlichen Glanz. Der eindrucksvolle Gottesdienst wurde in Konzelebration gefeiert mit Harald Wechselberger, Monsignore Andreas Straub, Domkapitular Andreas Reinholz, Pfarrer Robert Dürbach, Pfarrer Robert Schindlbeck, Pfarrvikar Christoph Zirkelbach und Diakon Dr. Franz Reger. Musikalisch wurde die Feier vom Kirchenchor und Banater Chor Sankt Pius mitgestaltet. Besonders hervorzuheben ist der Beitrag der Kantorin von Maria Radna, der Solistin Andrea Iliuta, und die des Organisten Franz Metz, denen es gelang, musikalisch eine Brücke der Erinnerung an die Banater Wallfahrt von einst zu bauen.