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Herta Müllers Roman »Herztier« auf der Bühne

Solostück mit Andrea Nistor (Deutsches Staatstheater Temeswar/Badische Landesbühne Bruchsal) Fotos: © Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm

Am 12. Mai zeigt die Badische Landesbühne um 19 Uhr im Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm eine eigene Bühnenfassung von Herta Müllers Roman „Herztier“. 1993 erschienen, erzählt der Roman in der so eigenen bilderreichen Sprache der Literaturnobelpreisträgerin von den Beschädigungen durch ein totalitäres System, in dem jegliche Art von Freiheit undenkbar ist. Sechs Jahre nach ihrer Ausreise aus Ceausescus Rumänien nach Deutschland macht Herta Müller sich daran, diese sehr persönlichen Erfahrungen literarisch aufzuarbeiten. Anhand der Geschichte einer jungen Frau, die durch die Beobachtungen der Geschehnisse in ihrer Umgebung immer mehr Abscheu gegen das System empfindet, erzählt sie, wie prägend die ständige Überwachung und Unterdrückung auf Beziehungen, Gedanken und Sprache wirkt. Die junge Frau schließt Freundschaft mit einigen Gleichgesinnten, doch ein bedingungsloses Vertrauen ist in dieser Art von Gesellschaft nicht möglich.

Herta Müllers Roman ist stark autobiographisch geprägt, und so finden sich auch Parallelen zu Menschen in ihrem Leben darin. Edgar, Kurt und Georg heißen im Roman die engsten Vertrauten der jungen Frau. Für Edgar stand Müllers Ex-Mann Richard Wagner Pate und für Georg Rolf Bossert. Beide waren Mitglieder der literarischen Aktionsgruppe Banat und schrieben systemkritische Gedichte. Rolf Bossert reiste noch vor Müller und Wagner aus, wurde aber nur kurz darauf tot unter dem Fenster seiner Wohnung im vierten Stock eines Übergangsheims in Frankfurt aufgefunden. Kurt ist Roland Kirsch. Wie in „Herztier“ beschrieben, wurde er erhängt in seiner Wohnung aufgefunden. Carsten Ramms atmosphärische Inszenierung macht die alles begleitende Angst der Protagonistin, gespielt von der rumänischdeutschen Schauspielerin Andrea Nistor, greifbar. Ein ausgeklügeltes Lichtkonzept lässt die Schatten der Verfolgung auferstehen. Ein Verstecken, auch nur ein Rückzug ins Private, wird immer unmöglicher. Das Theaterprojekt ist eine Kooperationsveranstaltung mit der Kulturreferentin am Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm.