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Eine kompetente Einrichtung für Forschung und Lehre

Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen

Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen: Zentrum für die Erforschung der deutschen Kultur in Südosteuropa geplant. Eine äußerst positive Bilanz für das Jahr 2010 in den Bereichen Forschung und Lehre, Dokumentation und Öffentlichkeitsarbeit konnte der Leiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, Prof. Dr. Reinhard Johler, beim Forum Landsmannschaften am 15. April in Tübingen ziehen. Die Landsmannschaften waren vertreten durch die Bundesvorsitzenden der jeweiligen Verbände: Helmut Berner (Sathmarer Schwaben), Hans Supritz (Donauschwaben) und Peter-Dietmar Leber (Banater Schwaben). Für das Tübinger Institut nahm auch dessen Geschäftsführer Dr. Mathias Beer an der Besprechung teil.

Als erfolgreiches wissenschaftliches Vorhaben stellte der Institutsleiter das 2009 konzipierte Projekt mit dem Arbeitstitel „Hatzfeld. Ordnungen im Wandel“ vor, an dem alle Forschungsbereiche des Instituts beteiligt seien. Mittlerweile seien die Quellen sortiert und erste Forschungsschritte eingeleitet worden. Teilprojekte widmen sich den Bereichen „Soziale Ordnungen schaffen. Zur Entstehung von Kolonistendörfern im Habsburgerreich des 18. Jahrhunderts am Beispiel von Hatzfeld im Banat“ (Bearbeiterin Dr. Marta Fata), „Familien in Hatzfeld. Eine historisch-demografische Annäherung“ (Dr. Karl-Peter Krauss), „Ordnungen des Raumes von der Ansiedlung bis in die Gegenwart“ (Josef Wolf), „Literarische Auswege aus der Unordnung“ (Dr. Olivia Spiridon) und „Hatzfelder Grenzerfahrungen 1920 – 1944 – 1989“ (Dr. Mathias Beer). Als eingeworbenes Drittmittelprojekt hob Dr. Johler das Projekt „Sicherung, Konservierung und Erschließung von Archivbeständen in der Kreisdirektion Klausenburg mit Bezug auf die Geschichte der deutschen Bevölkerung Rumäniens hervor. Es wird in diesem Jahr mit einer Tagung abgeschlossen und soll als Modell für weitere Vorhaben dienen.

Zwei vom Institut erarbeitete Ausstellungen fanden eine positive Aufnahme, wobei die in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg von Dr. Mathias Beer erarbeitete Ausstellung „Ihr und Wir. Integration der Heimatvertriebenen in Baden-Württemberg“ gleich fünfmal mit Preisen bedacht worden ist. Die Ausstellung „Willy Pragher. Rumänische Bildräume 1924–1944“ von Josef Wolf in Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg konzipiert – wurde in Czernowitz, Innsbruck, Rastatt und Stuttgart gezeigt. Um seine Zusammenarbeit mit vergleichbaren Forschungseinrichtungen im süd-osteuropäischen Raum auszuweiten und gemeinsame Projekte zu entwickeln, hat das Tübinger Institut zwei Kooperationsverträge geschlossen (mit der Babes-Bolyai Universität in Klausenburg und der Akademie der Wissenschaften in Budapest). Sehen lassen kann sich auch die Publikationstätigkeit des Instituts. Hier einige Beispiele: Im „Jahrbuch für Geschichte und Kultur in den deutschen Siedlungsgebieten Südosteuropas Danubia Carpathica“, konzipiert von Josef Wolf, werden historische Regionen und das ethnische Gruppenbewusstsein thematisiert. Institutsmitarbeiter Dr. Karl-Peter Krauss ist Mitherausgeber des Bandes „Die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn. Beiträge zum Neuaufbau des Königreiches nach der Türkenzeit“, und Dr. Olivia Spiridon zeichnet für die Herausgabe des Bandes „Gedächtnis der Literatur. Erinnerungskulturen in den südosteuropäischen Ländern nach 1989“. Gut aufgenommen wurde der Tagungsband „Das Heimatbuch. Geschichte, Methodik, Wirkung“ von Dr. Mathias Beer.

Vielversprechend sind auch die Pläne des Instituts für die kommenden Jahre. So soll die Sammlungs- und Dokumentationsarbeit durch eine verbesserte Raumsituation aufgrund neuer Lagerräume ausgeweitet werden, die Sammlungen werden im Internet zugänglich gemacht, eine Juniorprofessur „Zur Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Europa“ mit dem Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert wird angestrebt, und das IdGL beteiligt sich an dem geplanten „Tübinger Zentrum für die Erforschung deutscher Kultur in Südosteuropa“, das vom Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaften vorangetrieben wird. Ebenfalls beteiligt ist das Institut an Projekten der Stadt Ulm, die das Jahr 2012 unter das Motto „Aufbruch entlang der Donau“ gestellt hat und damit an den Beginn der Auswanderung nach Südosteuropa erinnert. Zum 60. Geburtstag des Landes Baden-Württemberg 2012 ist eine Beteiligung der Heimatortsgemeinschaften der Landsmannschaften an dem Studien- und Ausstellungsprojekt „Donauschwäbische Grüße zum baden-württembergischen Geburtstag“ geplant. Der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber äußerte sich anerkennend zur Arbeit des Instituts, die eine bessere Aufnahme in der Öffentlichkeit und der Landsmannschaft verdient. Konkret sprach er Möglichkeiten an, um die Ergebnisse dieser Arbeit aus dem universitären Kreislauf heraus in die landsmannschaftliche Öffentlichkeit zu tragen. Zu diesem Zweck solle in der Banater Post öfters und ausführlicher über die Arbeit des Instituts berichtet werden. Er bat darum, den Sachverstand des Instituts bei den Projekten der Stiftung „Flucht, Vertreibung und Versöhnung“ in Berlin und anderen Einrichtungen adäquat einzubringen.