Der Hieronymusring, eine Auszeichnung des Verbandes deutschsprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke, für besondere Leistungen in der literarischen Übersetzung, geht 2025 an Ernest Wichner. Er erhält den Ring für seine Übertragungen bedeutender rumänischer Prosa und Lyrik. Zu den von ihm übersetzten Autoren zählen M. Blecher, Mircea Cărtărescu und Norman Manea, Ștefan und Daniel Bănulescu, Ion Mureşan, Nora Iuga und Varujan Vosganian.
Ernest Wichner wurde am 17. April 1952 in Guttenbrunn geboren, er besuchte das Nikolaus Lenau Lyzeum, studierte Germanistik und Rumänistik an der Universität Temeswar und war Gründungsmitglied des Schriftstellerkreises „Aktionsgruppe Banat“. An der Freien Universität Berlin absolvierte er danach ein Studium der Germanistik und Politikwissenschaft. Seit 1975 lebt er in Berlin, dessen literarisches Leben er (Ausstellungskurator und Herausgeber, von 2003 bis 2017 als Leiter des Literaturhauses,) jahrzehntelang mitgeprägt hat. Bereits 2020 wurde Wichner für seine Übersetzungen rumänischer Literatur ins Deutsche mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung ausgezeichnet. Seine übersetzerische Arbeit zeichnet sich durch Facettenreichtum, Subtilität und Kreativität aus. Wichner, der die Sprachkunst nicht nur lesend und übersetzend, sondern auch als Schriftsteller erkundet und zudem besonders innig mit der rumänischen Geschichte, Kultur und Lebenswirklichkeit vertraut ist, gelingt es, mit seinen vorzüglich ausgewählten Übertragungen rumänischer Prosa und Lyrik, die er überdies oft vermittelnd begleitet, die deutsche Sprache, Kultur und Gesellschaft zu bereichern, zu erfrischen und zu inspirieren.
Der Hieronymusring wurde 1979 vom VdÜ gestiftet und erstmals vergeben. Möglich wurde dies durch Zuwendungen des Rowohlt Verlags und durch den Einsatz von Verleger Heinrich Maria Ledig-Rowohlt und Helmut Frielinghaus, dem damaligen Lektor und Leiter der Übersetzungsabteilung. Er wird alle zwei Jahre weitergereicht. Wer ihn trägt, entscheidet über die Auswahl der oder des Nachfolgenden. Der Ring ist keine Auszeichnung für ein übersetztes Werk, sondern soll als Ehrung eines Übersetzers verstanden werden. Der Name der Auszeichnung erinnert an den Kirchenvater Hieronymus (347-420), dessen Neuschöpfung des lateinischen Bibeltextes, genannt Vulgata, ein wichtiges Dokument der christlichen Kirche wurde. Deshalb gilt Hieronymus vielen Menschen im Westen als der Schutzpatron der Übersetzer.
Die undotierte Auszeichnung wird am 28. Juni 2025 um 19 Uhr im Rahmen der VdÜ-Jahrestagung in der Landesmusikakademie Niedersachsen in Wolfenbüttel von der derzeitigen Trägerin Claudia Sinnig überreicht.