Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Ein Fest für Herz und Gemüt, ein Fest der menschlichen Nähe Gottes

Weihnachtskrippe in der Elisabethstädter Kirche in Temeswar

Weihnachten ist ein Fest für Herz und Gemüt. Warum? Weil die Geburt eines Kindes etwas Großartiges, ein wunderbares Ereignis ist. Für gläubige Christen ist Weihnachten das Geburtsfest Jesu Christi, unseres Retters und Erlösers. Für Fernstehende und Nichtchristen wird es zum „Fest der Familie“, weil auch sie intuitiv das Wunderbare erahnen, wenn ein Menschenkind geboren wird. Alle sehen in der Geburt eines Kindes ein großes Geschenk. Und daher gibt es Grund zum Feiern!

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke von Erfurt, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, erzählte uns bei einer Visitatorenkonferenz begeistert, wie im Erfurter Dom alle Jahre wieder am Heiligen Abend etwa 600 Teilnehmer sich zu einer Andachtsfeier versammeln, um Weihnachten als „Fest der Bescherung“ für ihre Familien zu feiern. Sie ahnen, als Nichtchristen, dass Leben, neues Leben in der Geburt eines Kindes, ein wunderbares Geschenk ist. So wird Weihnachten ein Fest fürs Herz und Gemüt, wenn unter dem „Weihnachtsbaum“ – für Glaubende „der Christbaum“ – und der aufgebauten Weihnachtskrippe mit Weihnachtsliedern und Gebeten, mit Geschenken und Festessen gefeiert wird. Ein Ausspruch des „Gesellenvaters“, des Heiligen Adolph Kolping, trifft hier zu: „Herz und Gemüt werden immerdar die Quellen des Großen und Guten sein“.

Zu Herz und Gemüte gehend soll die Frohbotschaft von Jesu Geburt durch Maria, der Jungfrau, in der Fülle der Zeit sein. Der Evangelist Lukas berichtet uns anschaulich von dem so vertrauten und dennoch geheimnisvollen Geschehen: „Als sie dort – im Stalle von Betlehem – waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war … Da trat der Engel des Herrn zu ihnen – den Hirten auf freiem Feld – und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr; der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren: er ist der Messias, der Herr ...“ (Lk 2,1–20)

Was hier berichtet wird, hat die Menschheitsgeschichte verändert. Denn in diesem kleinen, wehrlosen Kind kommt Gott zu uns, damit wir zu ihm kommen können. Erlösung und Heil wird allen zuteil, die guten Willens sind. So wird Weihnachten nicht nur ein Fest fürs Herz und Gemüt, sondern auch das Fest der Nähe Gottes, ein Neuanfang für die ganze Welt, für Gottes Schöpfung und Menschheit. Die von den Propheten angekündigte Erlösung durch Gott selber in Jesu Menschwerdung wird Wirklichkeit. Die Sehnsucht nach Frieden, Heil und Rettung aus der Finsternis wird wahr! Was die Propheten verheißen haben, geschieht: „Der Herr wird kommen, um die Welt zu erlösen. Volk Gottes, mach dich bereit. Höre auf ihn, und dein Herz wird sich freuen.“ (Jes. 30, 19-30)

Noch leben wir in Wartehaltung und Wartestellung, im Advent unseres begrenzten Lebens. Aber Menschsein und Menschenleben haben Sinn und Ziel: Denn durch Jesu Geburt wurde uns die von Anfang an gottgeschenkte Würde und Hochheit des Menschseins zurückgeschenkt. Das ist das Licht und die Hoffnung von Weihnachten. Das ist das Licht, welches über den Stall von Betlehem für alle in der Finsternis Lebenden erstrahlt: für die Schwachen, für die Armen, für die Erniedrigten, für die Sünder und für alle Suchenden! Der große Theologe Karl Rahner, der sonst in seinen Werken eher nüchtern und sachlich ist, zeigt Herz und Gemüt, wenn er über die Heilige Nacht – die Weihnacht schreibt:

Ich bin deine Freude – Fürchte dich also nicht, froh zu sein!
Ich bin in deiner Not; denn ich habe sie selbst erlitten.
Ich bin in deinem Tod; denn heute, als ich geboren wurde,
begann ich mit dir zu sterben.

Ich gehe nicht mehr weg von dir.
Was immer dir geschieht, durch welches Dunkel dein Weg
dich auch führen mag – glaube, dass ich da bin!

Glaube, dass meine Liebe unbesiegbar ist!
Dann ist auch für dich Weihnacht.
Dann ist auch deine Nacht Heilige Nacht.
Dann zünde getrost die Kerzen an –
sie haben mehr Recht als alle Finsternis“

In dieser Gesinnung, mit viel Herz und frohem Gemüt: Trostvolle und gnadenreiche Weihnachten und ein gottgesegnetes neues Jahr 2013, ein „Jahr des Glaubens“, wünscht und erbetet für alle Landsleute und alle Menschen guten Willens

Ihr Heimatpfarrer und Landsmann Monsignore Andreas Straub