Liebe Weihnachtsfeiernde Banater Landsleute, Schwestern und Brüder im Herrn!
Wir alle kennen die berühmten Worte aus dem Prolog zum Johannes-Evangelium: 1,1-18. Sie sind ein fester Bestandteil zu jedem Weihnachtsfest. Hier zur Erinnerung den Anfang als „Kostprobe“:
„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.
Dieses war im Anfang bei Gott.
Alles ist durch das Wort geworden. Und ohne es wurde nichts, was geworden ist.
In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis. Und die Finsternis hat es nicht erfasst“.
Für uns muss durch diese Frohbotschaft eigentlich klar sein: Unser Gott ist kein Gott, der sich für seine Schöpfung nicht interessiert!
Ja, unser Gott lässt sich auf unser aller Leben ein, nimmt es selbst auf sich und teilt Freude und Leid mit uns. Anders gesagt: Gott wird Mensch, damit wir Menschen Gotteskinder werden.
Im Johannes-Prolog heißt es weiter: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh. 1,11). Beim Evangelisten Lukas wird es so auf den Punkt gebracht: „Maria gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“. (Lk. 2,7).
„Kein Platz in der Herberge“ – das müsste uns aufhorchen lassen!
Als Banater Heimatpriester von 1971-1981 in Neusanktanna erinnere ich mich, wie Kinder und Jugendliche zu Weihnachten spielend verkündend „Herbergssuche“ als Botschaft in jedes Haus trugen. Die Familien, jung- und alt, freuten sich beim Hausbesuch der Kinder mit dem „Jesulein“ und „Maria und Josef“ und sie wurden freudig aufgenommen.
Dies war für alle ein Glaubenszeugnis: In unseren Häusern und Familien ist Platz für Jesus, Maria und Josef, für das menschgewordenen Wort Gottes! So damals, vor nun schon über 40 Jahren!
Und liebe Landsleute,
wie steht es in unserer neuen Heimat? Haben wir in unserem Leben Platz für Gott, für das Weihnachtsgeschehen?
Leben wir so, dass Gott, Jesu Menschwerdung, seine Botschaft in unserem persönlichen Lebensumfeld Bedeutung, ja wirklich Platz in unseren Herzen und Familien hat?
Liebe Banater Landsleute,
ich wünsche jedem von uns, dass wir in unserer unfriedlichen, kriegsbedrohten und zukunftsgefährdeten Welt Raum, Zeit und Platz für das neu geborene Kind von Bethlehem haben.
Dann gilt für die Welt, für unsere Familien und für unsere Zukunft die Frohbotschaft der Weihnacht: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen guten Willens“.
Dafür betet und das wünscht von Herzen, auch ein gottgesegnetes Neues Jahr 2025!
Ihr alter Heimatpfarrer
Msgr. Andreas Straub, Bayreuth
Herbergssuche, eine schöne alte Tradition
In seiner Weihnachtsbotschaft erinnert Msgr. Andreas Straub an einen schönen Brauch aus unserer alten Heimat. Die „Herbergssuche“ ist ein traditionelles Krippenspiel, das jedes Jahr am Heiligen Abend in Neusanktanna aufgeführt wurde. Die Darsteller, Kinder und Jugendliche, ziehen von Haus zu Haus. Voraus geht ein Hirte und bittet um Einlass. Ihm folgen zwei Engel, gekleidet in weißen Gewändern mit Stern und Christbäumchen in der Hand. Maria und Josef kommen hinterher mit dem Jesuskind in der Krippe. So tragen sie die frohe Botschaft in jedes Haus. Symbolisch wird die Heilige Familie mit dem „Jesulein“ im Haus aufgenommen. Diese Tradition gab es wohl auch in anderen Dörfern des Banats. Im folgenden der Text der „Herbergssuche“ aus Neusanktanna, auf den sich Msgr. Straub bezieht:
Die zwei Engel treten in die Stube/Wohnzimmer und singen:
„Gelobt sei Jesus Christ! (Grüß Gott! Namen der Hausbewohner)
Zu euch komm ich gar spät! Vom hohen Himmel komm ich her!
Ich bring euch eine gute Mär.
Der guten Mär bring ich so viel,
von der ich singen und sagen will:
Tritt ein, tritt ein,
oh frommer Christusmann,
der Stuhl bereitet ist schon,
wo Christus sitzen soll.
Die Rechte hat er voll.
Kinder, Kinder, schaut,
das Christkind kommt!
Macht die Türe auf!“
Maria und Josef mit dem Jesuskind und der Hirt treten ein:
Alle: „Tretet ein in aller Ehr,
wir wollen nun singen die schöne Mär,
Oh, Jesulein süß, oh, Jesulein süß!“
Maria: „Heil’ger Josef mein!“
Josef: „Was schafft die Jungfrau rein?“
Maria: „Hilf mir wiegen das Kindelein!“
Josef: „Wie soll ich dir das Kindelein wiegen, ich kann meinen steifen Buckel kaum biegen.
Oh, Jesulein süß! Oh, Jesulein süß!“
Alle zusammen:
„Helft uns das Kindelein wiegen,
das Herz zum Krippelein biegen,
Oh, Jesulein süß! Oh, Jesulein süß!“
Josef: „Sag, guter Wirte,
darf man einkehren?“
Wirt: „Nein!“
Josef: „Sag, guter Wirte,
darf man einkehren?“
Wirt: „Nein!“
Josef: „Sag, guter Wirte,
darf man einkehren?“
Wirt: „Nein!
Geh‘ dort hinaus nach Bethlehem, dort seht ein alter Stall,
wo Jesus Christ, seine Herberg’ ist.“
Engel: „Was seh’ ich von Ferne, wie wunderschön steht,
wie wunderschön steht
Ein alter Stall, ein alter Stall!
Er scheinet und glänzet
gleich wie ein Kristall,
er scheinet und glänzet
gleich wie ein Kristall.
Die zarte Jungfrau rein,
sie kniet auf dem Heu!
Ein steinalter Hirte,
er kniet auch dabei.
Ein wunderschönes Kind,
ein wunderschönes Kind.
Dort liegt es in der Krippe,
das opferfromme Kind,
dort liegt es in der Krippe,
das opferfromme Kind.
Auf, auf, ihr Hirten nicht schlafet so lang, die Nacht ist vergangen,
es scheint schon die Sonn!
Ein Kindelein klein, ein Kindelein klein, dass unser Erlöser und
Heiland soll sein, dass unser Erlöser und Heiland soll sein.“
Alle: „Der Stern, der wollte nicht stille stehen,
auch wir woll’n heute noch weitergehen!
Wir haben besungen des Gottes Tat und wünschen euch all, eine gute Nacht!
Jetzt gehen wir fort, an ein’ anderen Ort,
jetzt gehen wir fort, an ein’ anderen Ort.
Gelobt sei Jesus Christus!
Wir wünschen euch: Frohe Weihnachten und ein gottgesegnetes Neues Jahr 2025!“