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Bayerische Auszeichnung für Herta Müller

Herta Müller bei ihrer Lesung in Heidelberg (Foto: Jürgen Griebel)

Herta Müller wurde am 13. Juni mit dem Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Stellvertretend für Ministerpräsident Horst Seehofer händigte Kunstminister Dr. Wolfgang Heubisch der Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin die hohe Würdigung des Freistaates Bayern in München aus. In seiner Laudatio würdigte Heubisch Herta Müller als herausragende deutschsprachige Schriftstellerin der Gegenwart. Gegen alle Wahrscheinlichkeit sei Herta Müller über ihre vielfach belastete Kindheit und die Schrecken der Ceausescu-Diktatur nicht verstummt, sondern habe das Sprechen gewählt. Weder in ihrem Leben noch in ihrem Werk habe Herta Müller die sogenannten Gegebenheiten jemals als unabänderlich hingenommen. Ihr Werk sei meisterhaft erzählt und widme sich existenziellen Fragen: Es zeige, wie Menschen durch Unterdrückung, Sprech- und Denkverbote, aber auch durch Lebenslügen deformiert werden, insbesondere dem Verleugnen von geschichtlicher Schuld. Darüber hinaus verdeutliche es, dass ein Menschenleben ohne Freiheit nicht gelingen kann und Sprache die wirksamste Form des Widerstands und der Selbstbehauptung ist. Ihr großer Roman „Atemschaukel“ widme sich auf besonders eindringliche Weise dem bedrohten Ringen um Wahrhaftigkeit und Menschenwürde. Damit besitze er Gültigkeit weit über das Bezugsfeld der rumänischen Diktatur hinaus.

Herta Müller war 2007/08 Stipendiatin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg. In dieser Zeit arbeitete sie auch an ihrem Roman „Atemschaukel“. Ihre Bücher erscheinen im Hanser-Verlag, München.

„Ich freue mich – was soll ich sonst sagen?“, meinte Herta Müller bei der Verleihung der Auszeichnung. So viel habe sie für Bayern ja eigentlich gar nicht getan. Allerdings habe sie als Stipendiatin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg durchaus viel gearbeitet. Viel gearbeitet habe sie vor allem deshalb, weil sie mit ihren chinesischen Mitstipendiaten, die sie als systemtreu und unkritisch empfand, nichts zu tun haben wollte. Mitgefühl zeigte die Autorin mit dem vom kommunistischen Regime in China verfolgten Gegenwartskünstler Ai Weiwei. Er sei  „schlimm dran“, so Müller.

Der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst, die höchste Auszeichnung des Freistaates, geht auf König Maximilian II. zurück und wurde in seiner heutigen Form 1980 geschaffen.