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Zusammenhalt über das Band der Blasmusik

Nach der Instrumenten-Übergabe beginnt schon der Aufbau.

Die Jugendlichen freuen sich zusammen mit (v.l.) Anton Groo, Kulturreferentin Rozalia Paşca, Dirigent Dan Miculiț, Vizebürgermeister Cornel Gligor, Johann Kerner und Bürgermeister Daniel Tomuța über die Geschenke. Foto: Valores

Ein musikalischer Wiederbelebungsversuch der Sanktannaer Blasmusiktradition ist erfolgreich gestartet. „Was wir einst mit Stolz besessen, war über 20 Jahr‘ verklungen, aber nicht vergessen.“ An dieses leicht abgewandelte Zitat knüpfte ich immer wieder an bei meinen Vorträgen anlässlich der schon seit Jahren in Sanktanna stattfindenden Kulturtage der HOG. So auch 2012 beim Antrittsbesuch der Vertreter der HOG und des Vereins „Valores“ bei der neu gewählten Stadtobrigkeit. Die damals geführten Gespräche und gemeinsam geschmiedeten Pläne beginnen nun zu fruchten. Bürgermeister Daniel Tomuţa hatte versprochen, sich persönlich für die Gründung eines neuen Blasmusikorchesters einzusetzen, um die vor über 20 Jahren unterbrochene Tradition weiterzuführen. Und er hat  Wort gehalten. In Sanktanna wird also der Blech- und Hölzerklang wieder durch die Lüfte wehen.

Sanktanna war einst ein sehr erfolgreiches Musikantendorf und dank einer hervorragenden musikalischen Ausbildung der Bauern- und Handwerkersöhne nicht nur auf lokaler und nationaler Ebene beliebt und gefragt. Die Billeder Steiner-Dynastie ließ sich in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Sanktanna nieder und führte die gerade in Mode gekommene Banater Blasmusik auf ungeahnte Höhen. In die Fußstapfen des unvergesslichen Lambert Steiner wollen die jungen Stadtbürger von heute treten. Das städtische Jugend-Blasorchester wird seinen Namen tragen und die Blasmusiktradition in Sanktanna weiterführen. Es wird zwar ein langer und steiniger Weg werden, aber diese Investition in die Zukunft lohnt sich allemal. Auch wir haben zur Verwirklichung dieser lobenswerten Initiative des Sanktannaer Bürgermeisters beigetragen – in Form von Blasmusikinstrumenten, Partituren und fachlicher Unterstützung. Johann Kerner, erster Vorsitzender des Vereins „Valores“, konnte am 16. Mai rund 30 gebrauchte und teilweise auch neue Instrumente der Stadt Sanktanna übergeben, vertreten durch Bürgermeister Tomuţa, Kulturreferentin Rozalia Paşca und Dirigent Dan Miculit. Kerner selbst, in Begleitung seiner Frau Anneliese, hatte die Instrumente von Neumarkt nach Sanktanna transportiert. Keine leichte Aufgabe, aber die Mühen haben sich gelohnt. Überglücklich waren sowohl die lernwilligen Jugendlichen als auch Musiklehrer Dan Miculiţ. Dieser stammt aus Buteni, eines der musikalisch traditionsreichsten Dörfer des Kreises Arad, das selbst schon auf eine hundertjährige Blasmusiktradition zurückblicken kann. Ebenso groß war die Freude beim letzten in Sanktanna verbliebenen Blasmusikanten Anton Groo. Er wird den Neuanfang des Blasmusikorchesters mit seiner langjährigen Erfahrung begleiten. Wir wünschen allen ein gutes Gelingen und viel Freude und Spaß beim Musizieren.

Das Projekt „Musikinstrumente für Sanktanna“ erfuhr bisher vielfache Unterstützung. Der Freundeskreis Donauschwäbische Blasmusik stellte Blasmusikpartituren von Richard Hummel zur Verfügung, ebenso die Eisenbahner-Musikanten aus Freiburg, die zudem auch gebrauchte Instrumente gespendet haben. Der Verein „Valores“ stiftete durch Ankauf ein neuwertiges Tenorhorn. Vom Freiburger Singkreis wurde ein komplettes Schlagzeug gestiftet, das den Namenszug „Jugend-Blasorchester Lambert Steiner“ auf der großen Trommel trägt. Einige ehemalige Sanktannaer Blasmusikanten gaben ihre nun nicht mehr gebrauchten Instrumente gerne ab, um dieses Projekt zu unterstützen. So kam von Kapellmeister Josef Wunderlich ein Tenorhorn, von Karl Schmidt ein Es-Klarinette, von Anton Deutsch ein Euphonium, von Patrick Schiller und Michael Zimbrodt je eine Trompete. Auch namhafte Banater Musiker steuerten gebrauchte Instrumente bei: Josef Zippel aus Freiburg (F-Tuba und Trompete) und Werner Zippel aus Augsburg (Zugposaune, Waldhorn, Bariton). Weitere Instrumentenspenden gingen nach Aufrufen in der Presse von verschiedenen Bürgern aus Neumarkt in der Oberpfalz und Umgebung ein. Diesem Aufruf folgten auch die Städtische Sing- und Musikschule Neumarkt, der Musik-Markt Neumarkt sowie verschiedene Vereine. Es ist ein beispielhaftes Zusammenwirken von Menschen, die das Band der Blasmusik verbindet. Und es ist eine grenzüberschreitende Liebeserklärung mit völkerverbindendem Charakter, die hier gedeiht.

Weitere Musikinstrumente werden gerne von Johann Kerner entgegengenommen. Ein Tenorhorn steht schon wieder bereit, gespendet wurde es von dem Neumarkter Musiklehrer Bernhard Hilbich. Allen, die einen Beitrag zum Gelingen des Projekts geleistet haben, sei an dieser Stelle gedankt.