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Johann Mathis: Große Erfolge als Komponist und Texter gefeiert

73 Jahre nach seiner Flucht besuchte Johann Mathis 2017 wieder seinen Heimatort Billed. Foto: HOG Billed

Der Komponist und Texter Johann Mathis war einer der ganz Großen in der volkstümlichen Musikbranche Österreichs. Rund 1300 auf Tonträgern erschienene Lieder aus seiner Feder, die Zusammenarbeit mit vielen Spitzenformationen, die seine Lieder in ihr Repertoire aufnahmen, die weite Verbreitung seiner Kompositionen im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus und nicht zuletzt 30 Goldene- und zwei Platinschallplatten bezeugen sein erfolgreiches künstlerisches Schaffen. Am 30. März ist Johann Mathis im 84. Lebensjahr in seiner Heimatstadt Ried im Innkreis, die ihm vor einigen Jahren auch das Goldene Ehrenzeichen verliehen hatte, gestorben.

Johann Mathis stammte aus der Banater Heidegemeinde Billed. Dort, in der Vertgass, wurde er am 7. September 1938 geboren. Er war erst sechs Jahre alt, als er mit seiner Mutter im Herbst 1944 nach Westen flüchtete. In der oberösterreichischen Stadt Ried im Innkreis fand die Familie ein neues Zuhause. Hier lebte und arbeitete Johann Mathis bis an sein Lebensende. Ried und Österreich werden ihm zur Heimat.

Bald stellte sich heraus, dass Hansi, wie er gerufen wurde, musikalisch sehr begabt ist. Obwohl weitgehend Autodidakt, verfügte er dennoch über eine solide musikalische Bildung. Sie war die Grundlage für eine erfolgreiche Musikerkarriere. Noch während der Schulzeit hatte er begonnen, mit einem Trio in Bars zu spielen, um sich ein Taschengeld zu verdienen. 1959 gründete Mathis die mit fünf Musikern besetzte Tanzkapelle „Melodia“, die auf Bällen und Hochzeiten spielte. 1965 wurde die Formation, deren Name auf „Johann Mathis-Combo“ geändert wurde, durch seine Schwester Anneliese als Sängerin verstärkt. Sie bestand bis 1990.

Schon früh begann Johann Mathis Lieder zu komponieren und die Texte dazu zu schreiben – vorerst nur für die eigene Kapelle, später immer öfter für andere Kapellen und Sänger. 1964 gelang ihm mit dem Lied „Abschied von der Mutter“, das er für Jahn Berthold, einen befreundeten, damals noch unbekannten Sänger geschrieben hatte, sein erster großer Erfolg. Dieses Lied wurde zum Renner bei allen Wunschkonzerten des ORF und landete auf Platz 4 in der Hitparade. Die Firma Ariola brachte den Titel sofort auf Schallplatte heraus. Die Single verkaufte sich 50000 Mal. „Abschied von der Mutter“ wurde zu einem Volkslied, das vor allem bei Hochzeiten im Osten Österreichs gespielt wird. Als „altösterreichisches Volkslied“ fand es Eingang in Band 1 (1983) der vom Österreichischen Volksliederwerk herausgegebenen Reihe „Corpus Musicae Popularis Austriacae“. Erst später erfuhr dessen Autor, der Volksmusikforscher Professor Walter Deutsch, dass der Komponist und Texter des Liedes noch lebt und Johann Mathis heißt. 

Mit seinen Kompositionenmachte sich Mathis einen Namen in der Szene der populären Unterhaltungsmusik, er wurde ein gefragter Komponist und Texter. Mitte der 1960er Jahre wurde der Komponist Werner Brüggemann auf Mathis aufmerksam und es begann eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Es entstanden Lieder für die legendären Linzer Buam und die Hitparadenstürmer D՚ Kasermandln. Fortan komponierte Mathis für viele erfolgreiche Gruppen wie Die Stoakogler, das Original Alpenland Quintett, das Original Tiroler Echo, Oesch’s die Dritten, die Zillertaler Schürzenjäger, die Kastelruther Spatzen oder das Duo Sigrid & Marina.

Johann Mathis landete mehrere Megahits, darunter das von Brüggemann komponierte Lied „Bergkameraden“, dessen Text von ihm stammt. Mehrere Gruppen haben dieses Lied gesungen, 1976 auch Klaus & Ferdl (D՚ Kasermandln). Die LP mit diesem Lied war im April 1977 an erster Stelle der Österreichischen LP-Hitparade. Dafür gab es eine Platin-Schallplatte. Die „Bergkameraden“ sind längst zum Volkslied mutiert, das bei entsprechender Stimmung auf den Berghütten gesungen wird. Mathis՚ meistgespielter Titel war „Ich liebe die Berge meiner Heimat“, gesungen von den Zillertalern Schürzenjägern. Die LP-Produktion mit diesem Lied brachte es ebenfalls zu Platin. Das von Mathis für die Kastelruther Spatzen komponierte Lied „Die Frau von einem Musikant“ (auf dem 1990 erschienenen Album „Feuer im ewigen Eis“) wurde eine Million Mal verkauft. Es war sein größter CD-Verkaufs-Erfolg.

„Ich habe in meinem Leben nie gearbeitet – lediglich meinem Hobby gefrönt: Musizieren, Musiklehrer, Musikgeschäft, Texten und Komponieren. Es gibt nichts Schöneres auf Erden, als wenn man mit Liedern und Musik Menschen Freude bereiten kann“, bekannte Mathis einmal. Freude bereitete er auch seinen Billeder Landsleuten. Obwohl er seine Heimat im Kindesalter verlassen und im Innkreis eine neue Heimat gefunden hatte, bekannte er sich immer zu seiner Herkunft. Dank seiner Mutter, die ihm viel von Billed und der Banater Heimat vermittelte, fühlte er sich auch als Billeder. Seinem Heimatort widmete er das Lied „Ich denk so gerne an daheim – an Billed im Banat“. 1981 erstmals vorgetragen, wurde es zur Hymne der Billeder.

Die Heimatortsgemeinschaft Billed verneigt sich vor der Lebensleistung von Johann Mathis und trauert um ihren verdienstvollen Landsmann.