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Banater Blasmusik auf dem Stuttgarter Schlossplatz

Blasmusik vom Feinsten erklang am 25. Juli im Musikpavillon auf dem Stuttgarter Schlossplatz. In gut zwei Stunden bot die Donauschwäbische Blaskapelle Pforzheim rund 30 Titel dar. Foto: FDB

Er war früher der Paradeplatz des Königreichs Württemberg und ist heute noch einer der beliebtesten und schönsten Plätze im Ländle: der Stuttgarter Schlossplatz. 2004 fand hier das erste Platzkonzert des Vereins „Freundeskreis Donauschwäbischer Blasmusik“ in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Baden-Württemberg der Landsmannschaft der Banater Schwaben statt. Doch dann suchte man einen „ruhigeren“ Platz und fand ihn in der Konzertmuschel des schönen Herzogenriedparks in Mannheim. Nun, nach 17 Jahren und fast zweijähriger coronabedingter Pause, fand in Stuttgart wieder ein Platzkonzert statt, und zwar am Sonntag, dem 25. Juli, zur besten Flanierzeit zwischen 15 und 17 Uhr, anfangs bei trübem und dann gegen Ende bei sonnigem Wetter.

Bestritten wurde das Kulturereignis, welches nach langem Ringen des Vorsitzenden des Landesverbandes Baden-Württemberg Richard S. Jäger mit den Behörden zustande kam, von der Donauschwäbischen Blas-kapelle Pforzheim unter der Leitung von Franz Weinhardt. Moderiert wurde das Konzert, wie auch in den letzten Jahren, von Norbert Merkle aus Reutlingen, Manager und Conférencier des mährischen Orchesters Stříbrňanka, gleichzeitig auch Schriftführer des Freundeskreises Donauschwäbischer Blasmusik.

Begrüßt wurden die Gäste auf den Sitzplätzen der Gaststätten vor den prächtigen Korinthischen Säulen des Kronprinzenbaus, aber auch die Passanten auf der Königstraße vom Landesvorsitzenden Richard S. Jäger. Er stellte kurz die Ehrengäste vor und verlieh seiner Freude Ausdruck, dass nun endlich wieder ein Konzert, allerdings unter Einhaltung der nötigen Schutzmaßnahmen, stattfinden könne. 

In den etwas mehr als zwei Stunden wurden in dem schmucken Musikpavillon am Schlossplatz rund 30 Stücke dargeboten, teils traditionelle Titel, aber auch solche von lebenden Komponisten oder Bearbeitungen älterer Stücke – darunter auch von zwei aktiven Musikern sowie einigen tschechischen Blasmusik-Legenden. Es erklangen Melodien vom Klarinettisten der Kapelle Herwig Lehmann („Ella-Polka“, „Sophie-Polka“) und vom Baritonisten Franz Ihm (Zeitwandel, Geburtstagspolka). Zudem hat Herwig Lehmann viele alte Titel bearbeitet, darunter das klassische Solostück für ES-Klarinette „Zpěv skřivana“ (Gesang der Lerche), welches er für die B-Klarinette umgeschrieben hat und von ihm meisterhaft vorgetragen wurde. Selbstverständlich wurde hier vom Publikum eine Zugabe gefordert. Des Weiteren erklangen bekannte Melodien von Josef Konecný (1946-2020), Antonín Žváček (1907-1981), Metoděj Prajka (1898-1962), Ladislav Kubeš (1924-1998) und vom Kapellmeister der mährischen Profikapelle „Gloria“ Zdeněk Gurský (Jahrgang 1954), dessen virtuose Polka „Motýlek“ (Schmetterling) das Publikum zu Begeisterungsstürmen animierte. Speziell die Gesangstitel von Herwig Lehmann und Rudi Migra luden die Zuhörer zum Mitsingen und Schunkeln ein. Letzterer war auch für die Tontechnik verantwortlich und hat diese Aufgabe bravourös gemeistert.

Auch das Laufpublikum der Königstraße verweilte und zückte die Handys, um zu filmen und dies vielleicht später auch zu posten. Am Schluss wurde ein bekannter Titel von František Kotásek, den im vergangenen Jahr verstorbenen Komponisten aus Ratíškovice bei Hodonín (Göding), die Polka „Vám pratelé“ (Freunde lebt wohl) gespielt. Von den Zuhörern gefordert, spielte die Kapelle František Benetkas schönste Polka „Svatební cesta“ (Heut ist Hochzeitstag), die Vereinsmitglied und Orchesterlegende Robert Payer mit seiner Original Burgenlandkapelle bereits vor über fünfzig Jahren veröffentlicht hat, als Zugabe: Nun ade, bis bald, auf Wiedersehen.

Es war ein gelungenes Kulturereignis nach einer langen unfreiwilligen Pause. Dank gebührt dem Landesvorsitzenden Richard S. Jäger für sein Bemühen, das Konzert trotz widriger Umstände und mehrerer Absagen stattfinden zu lassen, dem Leiter der Pforzheimer Kapelle Franz Weinhardt für die Zusammenstellung des Programms, den Musikern, dem Moderator, dem Organisator vom Freundeskreis Donauschwäbischer Blasmusik Richard Hummel und dem tollen Publikum aus Stuttgart und Umgebung, welches dem Konzert beigewohnt hat.