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Ave Maria – Musik für die Seele

Der Münchner Verlag Edition Musik Südost des Kirchenmusikers und Musikwissenschaftlers Dr. Franz Metz legte vor kurzem die CD „Ave Maria – Musik für die Seele“ vor. Produziert wurde die CD im Auftrag des Gerhardsforums Banater Schwaben. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben hat die Produktion der CD gefördert. Die Einspielung erfolgte in der Kirche Sankt Pius München, an der Franz Metz als Organist tätig ist.

Die CD umfasst 21 Vertonungen des Gebets „Ave Maria“, das wie das Vaterunser zu den Grundgebeten katholischer Christen gehört und einen hervorragenden Platz im Gebetsschatz der Kirche und der Volksfrömmigkeit einnimmt. Der lateinische Gebetstext wurde im Laufe der Jahrhunderte von vielen Komponisten vertont, einige dieser geistlichen Werke erfreuen sich bis heute großer Popularität und Beliebtheit. Auf dieser CD sind jedoch nicht die bekannten, oft aufgeführten Vertonungen großer Komponisten zu hören, sondern Schöpfungen von Musikschaffenden, die im Banat als Kantoren, Chorleiter, Pädagogen und Komponisten tätig waren. Manchen unter ihnen sind auch Ave-Maria-Vertonungen zu verdanken, die zum Teil erst in den 1990er Jahren dank der Nachforschungen von Dr. Franz Metz und seiner Bemühungen um die Sicherung von Kirchenmusikbeständen im Banat entdeckt wurden. Mit der vorliegenden CD-Produktion werden diese bisher wenig bekannten oder gar unbekannt gebliebenen Kompositionen der Vergessenheit entrissen und einem breiten Interessentenkreis vermittelt. Darüber hinaus enthält die CD auch einige im Banat verbreitete Ave-Maria-Vertonungen anderer Komponisten.

Interpretiert werden die Stücke von Nina Laubenthal (Sopran), Wilfried Michl (Bariton), Hermina Szabó (Violine), Eva Maria Wagner (Violine) und Franz Metz (Orgel).

Das 16-seitige Beiheft der CD, dessen Titelbild eine Maria-Immaculata-Darstellung aus der katholischen Kirche in Guttenbrunn schmückt, enthält eine kurze Hinführung zum Thema „Das Ave Maria in der Musik“ von Franz Metz sowie Kurzbiografien der Komponisten und Interpreten. Den Booklet-Text von Franz Metz veröffentlichen wir nachfolgend in leicht veränderter Form.

Das Ave Maria in der Musik

Ave Maria, gratia plena, / Dominus tecum; / benedicta tu in mulieribus, / et benedictus fructus ventris tui, Iesus. / Sancta Maria, Mater Dei, / ora pro nobis peccatoribus / nunc et in hora mortis nostrae. / Amen.

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, / der Herr ist mit dir. / Du bist gebenedeit unter den Frauen / und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. / Heilige Maria, Mutter Gottes, / bitte für uns Sünder / jetzt und in der Stunde unseres Todes. / Amen.

Ave Maria – Gegrüßet seist du, Maria: Viele Komponisten aus allen Epochen, unabhängig von ihrer religiösen Einstellung, haben uns Vertonungen dieses Gebetes hinterlassen, das neben dem Vaterunser zu den bekanntesten Gebeten der Christenheit zählt. Einen besonderen Stellenwert haben dabei die Vertonungen von Giovanni Pierluigi da Palestrina, Jacques Arcadelt, Luigi Cherubini, Anton Bruckner, Camille Saint-Saëns, Giuseppe Verdi, Franz Liszt und Pietro Mascagni. Zu den beliebtesten Werken der Musikgeschichte gehören aber die beiden Ave Maria von Johann Sebastian Bach/Charles Gounod und Franz Schubert, obwohl deren Entstehung mit dem marianischen Gebet kaum etwas zu tun hat.

Neben diesen bekannten geistlichen Musikwerken gibt es aber unzählige weitere kleinere und größere Vertonungen dieses Gebets, die aus verschiedenen Gründen keine Verbreitung finden konnten, sich aber trotzdem großer Beliebtheit erfreuten. Deren Schöpfer waren meist Kantoren oder Kirchenmusiker, die weitab von großen Musikzentren und Verlagsorten wirkten, die sich aber mit großer Hingabe ihrem Beruf zuwandten. Zu diesen Komponisten zählen viele Kantoren des Banats, ein südosteuropäischer Kulturraum, der eine abwechslungsreiche Geschichte aufzuweisen hat und infolge der neuen Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Rumänien, Jugoslawien und Ungarn dreigeteilt wurde.

Zu den Ethnien dieses „von Gott gesegneten Landes“, wie der Pianist und Komponist Wilhelm Kienzl das Banat während seiner Konzertreise 1881 bezeichnete, zählen die Rumänen, Deutschen, Ungarn, Serben, Kroaten, Tschechen, Bulgaren und Slowaken, von denen viele der römisch-katholischen Konfession angehören. Ihre Kantoren und Lehrer (Kantorlehrer) genossen eine gediegene Bildung, viele konnten sich in Budapest, Wien oder Prag weiterbilden und gaben ihr Wissen an ihre Schüler weiter. Durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs (Deportation, Vertreibung, Unterdrückung des katholischen Lebens, Kommunismus, Auswanderung eines großen Teils der katholischen Christen) gerieten ihre meist handschriftlich erhaltenen kirchlichen Kompositionen in Vergessenheit. Erst nach der Wende von 1989 konnten viele kleinere und größere kirchenmusikalischen Werke gerettet, gesichert, erforscht und veröffentlicht werden. Zu diesen zählen auch die 21 Ave-Maria-Vertonungen dieser CD-Produktion. Jedes einzelne Werk könnte seine eigene Entstehungs- und Entdeckungsgeschichte erzählen. Und das geschieht in vielen Fällen durch die Musik selbst.

Viele dieser Vertonungen sind nach 1854 entstanden. Die „Unbefleckte Empfängnis Mariens“ (Immaculata) wurde am 8. Dezember 1854 durch Papst Pius IX. zum Dogma erhoben. Dieser Vorgang hat eine Erneuerung der Marienfrömmigkeit in der gesamten katholischen Welt ausgelöst. Auch in der bildenden Kunst und in der Musik sind in der Folgezeit unzählige Immaculata-Darstellungen entstanden.

Wenn der Text des Ave-Maria-Gebets unverändert in jedem Werk dieser CD vorzufinden ist, so unterscheidet sich der musikalische Stil doch wesentlich voneinander. In den meisten Fällen handelt es sich aber um ein flehendes Gebet an die Mutter des Herrn, an die Mutter unseres Erlösers, das seinen Höhepunkt in dem Wort „Jesus“ findet und im „ora pro nobis“ (bitte für uns) ausklingt. Die einzelnen Werke entstanden zwischen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie entstanden in Friedenszeiten und in Zeiten der Not und Hoffnungslosigkeit. Aber immer strahlten diese kleinen Kirchenmusikwerke Hoffnung und Zuversicht aus. Man kann in dieser Musik spüren, dass die Komponisten fest an das glaubten, was sie vertonten. Ihre Namen sollen dem Vergessen entrissen werden: Guido von Pogatschnigg, Johann Irsay, Jakob Hillier, Vincens Maschek, Anton Horner, Wilhelm Schönweitz, Franz Limmer, Franz Waschek, Stefan Ochaba, Carl Scharf, Josef Weikert, Eugen Cuteanu, Josef Linster, Wilhelm Schwach. Daneben erklingen noch einige auch im Banat verbreitete marianische Vertonungen von Julius Fučik, Mathilde Marchesi, R. P. Raph. Illovszky, Gusztáv Hazslinszky und Luigi Bordese.

Die CD „Ave Maria – Musik für die Seele“ kann zum Preis von 12 Euro zuzüglich Versandkosten beim Musikverlag Edition Musik Südost (E-Mail FranzMetz@aol.com, Tel./Fax 089 / 45011762) und bei der Landsmannschaft der Banater Schwaben (E-Mail landsmannschaft@banater-schwaben.de, Tel. 089 / 2355730) bestellt werden.