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Neue Konzepte und neue Wege entlang der Donau

Donauschwäbisches Zentralmuseum: Blick in einen der Räume der Dauerausstellung. Quelle: www.dzm-museum.de

Die Visualisierung vermittelt einen Eindruck vom künftigen Donaurundgang. © Studio It’s about

Unter den erforderlichen Bedingungen der Corona-Pandemie (Teilnehmerlisten, zugewiesene Plätze, Abstand, kein Händeschütteln, keine offenen Getränke und Speisen, großer und ständig durchlüfteter Sitzungsraum) fand am 14. Juni 2020 in Ulm unter Vorsitz von Oberbürgermeister Gunter Czisch die Sitzung des Stiftungsrates des Donauschwäbischen Zentralmuseums statt. Zum ersten Mal wurde nicht in die Räume des Museums eingeladen, sondern es musste, wegen Corona, in einen größeren Raum ausgewichen werden. Zentrales Thema der Sitzung war die Neukonzeption des Donauschwäbischen Zentralmuseums, das in diesem Jahr – aus den bekannten Gründen ohne Festakt – sein zwanzigjähriges Bestehen feierte (die Banater Post berichtete). Darüber und über die Arbeit des Stiftungsvorstandes berichtete die Vorsitzende des Vorstandes Kulturbürgermeisterin Iris Mann. Die donauschwäbischen Landsmannschaften sind als Stifter des Museums im Stiftungsrat durch ihre jeweiligen Bundesvorsitzenden vertreten. Im Stiftungsvorstand vertritt der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Donauschwaben Hans Supritz die Interessen der landsmannschaftlichen Verbände.

Die Umsetzung der Neukonzeption des Museums kostet 1,6 Millionen Euro, die Summe wird je zu
einem Drittel von der Stadt Ulm, dem Land Baden-Württemberg und dem Bund getragen. Darüber hinaus stellt die Stadt Ulm weitere 850000 Euro für Brandschutzmaßnahmen, diverse Sanierungsarbeiten und den Aufbau eines Internetnetzwerkes für alle Räume im Museum bereit. Sehr viel Geld also und gerade in diesen schwierigen Zeiten keine Selbstverständlichkeit. Weil das Museum mit mittlerweile knapp 50000 Exponaten aus allen Nähten platzt, stellt die Stadt Ulm dem Museum weitere Depoträume außerhalb des Museumsgebäudes zur Verfügung.

Ein wichtiger Punkt der Neukonzeption ist die Überarbeitung von bestimmten Bereichen der Dauerausstellung. Allgemein kann festgestellt werden, dass die jüngere Geschichte nach 1945 aufgrund der Neukonzeption umfassender und in ihrer gesamten Vielfalt dargestellt wird. Aussiedlung, Freikauf, Neuanfang in Deutschland, Banater Schriftsteller, aber auch der Fortbestand deutschen Gemeinschaftslebens in den Städten nach der politischen Wende wird seinen Niederschlag finden. Lebensgeschichten von Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten und mit den verschiedensten Biografien, von ihnen selbst erzählt, sind ein Thema. Neue Medien und neue Medientechnik werden gezielt eingesetzt. Auch der Auswanderung nach Amerika werde ein größeres Augenmerk geschenkt, so Museumsdirektor Christian Glass bei der Vorstellung des Konzeptes.

Darüber hinaus erarbeitet das Museum eine neue Dauerausstellung, die sich der Donau als Fluss, mit den Regionen, den Menschen am Fluss widmet. Dabei werden Themen wie die Donau als Fluss der Auswanderer im 18. Jahrhundert präsentiert, die Donau als wirtschaftlicher Faktor mit Mühlen, Fischfang und Schifffahrt, die Insel Ada Kaleh, aber auch die Donau als blutige Grenze in der Zeit des Kommunismus mit gelungenen oder vereitelten Fluchtversuchen werden thematisiert. An bestimmten Punkten sind beide Ausstellungen verflochten, man hoffe, dass die Besucher einer Ausstellung über ein Thema auch auf die andere Ausstellung neugierig werden, sagte Projektmitarbeiterin Kathinka Engels.

Die Zielrichtung ist auch klar: Weil die Zahl der Besucher aus der Gruppe der Donauschwaben zurückgeht, stellte man sich auf neue Zielgruppen ein. Das Konzept wurde vom Wissenschaftlichen Beirat des Museums begutachtet und als zukunftsorientiert befunden.

Neu und attraktiver gestaltet wird auch der Eingangsbereich. Das Museum wird aufgrund der Umbauarbeiten zeitweise geschlossen sein. Die Neueröffnung ist für den 18. November 2021 angesetzt.

Zu Beginn der Sitzung wählte der Stiftungsrat unter der Leitung von Oberbürgermeister Gunter Czisch
einen neuen Vorsitzenden. Es ist der Amtschef im Innenministerium Baden-Württemberg, Ministerialdirigent Andreas Schütze, der während seiner Schul- und Jugendzeit in Backnang erste Kontakte zu den dort zahlreich lebenden Deutschen aus Ungarn hatte und als Erster Bürgermeister der Stadt Sindelfingen zu den Donauschwaben im weiteren Sinne. Seine Stellvertreterin als Vertreterin des Bundes ist Ministerialrätin Dr. Susanne Olbertz aus dem Büro der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien im Bundeskanzleramt, ebenfalls neu im Stiftungsrat vertreten.

Den Finger in die durch die Corona-Pandemie gelegte Wunde legte nach ihrem Bericht die Kulturreferentin am Donauschwäbischen Zentralmuseum Dr. Swantje Volkmann. Wie viele andere Einrichtungen, musste auch sie alle öffentlichen Veranstaltungen absagen, das Problem des Wegbrechens eines gesamten grenzüberschreitenden Netzwerkes in den Donauländern stelle sich, so die Referentin, die viel mit den Jugendlichen in der Region zusammenarbeitet. Das Problem bestehe, trotzdem rief der neue Stiftungsratsvorsitzende zu Disziplin und Verantwortung auf, da gerade die Leiter von Institutionen und Verbänden eine Vorbildfunktion ausübten. Eine Aussage, die auch für unsere Landsmannschaft mit allen Gliederungen und deren Vorstände gilt.