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Hans Jakoby – immer gern auf der Bühne

Der junge Darsteller Hans Jakoby Mitte der 60er Jahre in der Rolle des Rică Venturiano in dem Caragiale-Schauspiel „Eine stürmische Nacht“, in Temeswar erfolgreich aufgeführt in der Regie von Raimund Binder.

Nicht nur Darsteller: Der Sketch „Ein Missverständnis“ – hier beim Gastspiel in Augsburg – ist eine Bearbeitung von Hans Jakoby, im Bild mit Annemarie Reimholz. Foto: Nikolaus Dornstauder

Ein Jahrzehnt nach der Gründung des Temeswarer Deutschen Staatstheaters (DSTT) brauchte das Gründungs- und Stammensemble jüngere Darsteller. Zu dieser jungen, zweiten Generation Schauspieler an der Temeswarer deutschen Bühne zählte damals mit Rudolf Bellgrasch, Albert Kitzl, Niky Wolcz, Robert Jereb, Michael Bleiziffer, Franz Faulhaber und den Frauen Isolde Meyer-Voiculescu, Monika Baialici-Nagy sowie etwas später die Schwestern Ida und Ildiko Jarcsek (ab 1973), Schauspielerin-Tochter Tatiana Sessler und andere, als einer der ersten (1962) Hans Jakoby. Der gelernte Eisendreher bei „Electromotor“ Temeswar, dann mit Abitur am Lenaulyzeum (1962) und später studierter Biologielehrer, hatte sich beworben und wurde ins Team aufgenommen. Dr. Horst Fassel schätzt in seiner umfangreichen Dokumentation über das halbe Jahrhundert Temeswarer Deutsches Staatstheater (1953-2003) etwa 200 Angestellte bei diesem Szene-Ensemble. In Verbindung mit Aufführungen der 60er Jahre wird darin mehrfach auch Jakoby genannt. Nun steht der Bühnenkünstler mit ganz kurzen Unterbrechungen seit über einem halben Jahrhundert auf der Bühne.

Im April dieses Jahres konnte der Freiburger Schauspieler seinen 80. Geburtstag begehen und ist wohl der einzige aus der Generation des „alten“ DSTT, der dem aktiven Bühnenspiel trotz offiziellen Renteneintritts zum 1. September 2000 noch immer treu verbunden ist. Im Spätherbst dieses Jahres steht die nächste Premiere an, und zwar im Wallgraben-Theater im Freiburger Rathauskeller, das, wie die Temeswarer deutsche Bühne, 1953 gegründet wurde. So Corona es zulassen wird, will das Ensemble mit Jakoby die Produktion „Wir sind die Neuen“ spielen, eine beliebte Komödie nach dem gleichnamigen Film von Ralph Westhoff.

Fest und gern steht der Schauspieler aber nicht nur als Darsteller mit „Profis“ in berufsmäßigen Darbietungen der Schauspielhäuser auf der Bühne, die kleinen Szenen sind ihm nicht zu klein und die Amateurgruppen seiner Banater Landsleute nicht zu minder. So konnten ihn zahlreiche Zuschauer – ausverkaufter Saal – im Vorjahr auf der Bühne im Augsburger Ortsteil Firnhaberau sehen bei einem Unterhaltungsabend mit der Banater Laienspielgruppe aus Freiburg. Hans Jakoby hatte Hauptrollen übernommen in dem Abendprogramm mit dem von ihm bearbeiteten unterhaltsam-kritischen Sketch „Missverständnis“ und in der lustigen Szenette „Kusch Mucki“ von Franz Keller. Auch dazu musste der Schauspieler den Text anpassen für die Gruppe, aber auch inhaltlich, denn fast alle früheren Stücke banatdeutscher Autoren sind nicht mehr zeitgemäß, ein Problem für Laienspielgruppen. Die ungebrochene Begeisterung für diesen Beruf führte auch dazu, dass sich Jakoby – eine Zeit gemeinsam mit seiner Ehefrau Helga, Lehrerin, die ihm immer im Berufsleben wichtigste Stütze war – über ein Jahrzehnt mit Schülergruppen beschäftigte und das Interesse am Bühnenspiel förderte. Es wurden nicht nur Theaterfreunde herangebildet, sondern auch angehende Schauspieler.

Das Leben des Banaters Hans Jakoby, Sohn eines Schmieds aus Kleinjetscha, verlief so, dass er sich ungewollt öfter die Frage stellen musste, ob er nicht doch die berufliche Szene wechseln sollte. Im Begriff es zu tun, war er öfter, aber es siegte die „Theater-Pantemie“ (Zitat Jakoby). Denn zum Schluss entschied er sich trotz schwieriger Umstellungen und Neuanfängen immer wieder für das Schauspiel, auch nach dem Abschied von der Temeswarer Bühne im Jahr 1977, wo er 15 gute Berufsjahre erlebt und Bühnenleben mitgestaltet hat. „Eine schöne, lehrreiche Zeit: Das Fundament für die Neigung zum Theater wurde damals gelegt.“ Die Verbindungen zum Banat hat das Ehepaar Jakoby nicht abgebrochen, es machte beispielsweise bei Banat-Tourneen mit oder auch beim 60. Gründungsfest des DSTT im Jahr 2013 in Temeswar.

Freiburg im Breisgau stand am Anfang des Neubeginns nach der Ausreise 1977, am Stadttheater erhielt Jakoby den ersten längeren festen Vertrag (1978 bis 1983). Es folgten noch viele Bühnen-Stationen im süddeutschen Raum, so sieben sehr gute Jahre am Stadttheater Pforzheim (1985-1997). Hinzu kamen Rollen in Filmen und ab 1992 viele Tourneen durch ganz Deutschland nach dem Eintritt in die freiberufliche Bühnenarbeit.

In den letzten Jahren ist das Wallgraben-Theater in Freiburg zur Hauptbühne geworden. Da will Schauspieler Jakoby gerne noch eine Weile mitmachen. Gern aber auch mit seinen Banater Landsleuten, denn beispielsweise waren die 15 Jahre Zusammenarbeit mit Anton Bleiziffer – unter anderem an den Antoni-Treffen – für ihn schöne, unvergessene Erlebnisse.