Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Fesselnde Bilderreise, von Musik begleitet

Eine kleine Folklore- und volkskundliche Ausstellung im Foyer ergänzte den Bildvortrag.

Auf reges Interesse gestoßen ist die musikalisch begleitete Bildpräsentation über das Banat und die Maramuresch, zu der der Förderverein „Mutter-Anna-Kirche Sanktanna“ eingeladen hatte. Fotos: Karl Hell

Am 9. März fand im Kulturgebäude Leingarten ein Vortrag mit visuellen und auditiven Beiträgen über das Banat und die Maramuresch statt. „Das Reisen lehrt Toleranz“, wusste schon Benjamin Disraeli, denn Reisen ist nicht nur ein Ortswechsel. „Beim Reisen wechselt man seine Meinungen und Vorurteile“, zitierte Katharina Hell den französischen Schriftsteller Anatole France in ihrer Begrüßungsansprache.

Anton Bleiziffer stimmte mit dem Konzertwalzer „Donauwellen“ des aus Temeswar stammenden Komponisten Josef Ivanovici auf den Nachmittag ein, um dann mit der „Europahymne auf Balkan Art“ die grenzüberschreitende und menschenverbindende Wirkung der Musik zu verdeutlichen. Nach dem Motto „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“ nahm dann Josef Budean das Publikum auf eine virtuelle Reise mit. Stationen der Reise im Banat waren Städte wie Temeswar, einst auch „Klein-Wien“ genannt, die Stadt mit den meisten historischen Bauten in Rumänien, und Arad mit seinem imposanten Rathaus, das die Erinnerung an die Zeit der Doppelmonarchie aufleben lässt, dann Maria Radna, der größte Marienwallfahrtsort in Südosteuropa, zu dem auch heute noch Fußwallfahrten stattfinden. Und wie könnte es bei einem vom Förderverein veranstalteten Kulturnachmittag anders sein: Sanktanna mit dem alljährlichen größten Kirchweihfest im Banat und seinen beiden Kirchen, der Mutter-Anna-Kirche und der Herz-Jesu-Kirche.

Anton Bleiziffer ehrte sodann post mortem Johann Henger mit dem „Ferdinand Totterer-Heimatpfleger-Ehrenbrief“ für seine heimatliche Verbundenheit, die sich auf vielfältige Art und Weise äußerte. Vor allem sein Engagement für die Erhaltung des Banater Liedgutes sei bewundernswert gewesen, so Bleiziffer.

Ein beeindruckendes Bild bot Pankota, eine weitere Station auf der Reise durch das Banat und die Arader Region. Weithin bekannt ist das bunte Markttreiben in Pankota, das durch die große Vielfalt an Angeboten – Obst, Gemüse und andere Naturprodukte, Handwerkskunst und Tiere – besticht. All diese Orte präsentierte Josef Budean eingebettet in die Schönheit der Landschaft und von Anton Bleiziffer musikalisch umrahmt. Die beiden ließen das Banat von seiner besten Seite aufscheinen, wie es schon Peter Jung in einem seiner Gedichte beschrieben wurde: „Oh Land, du allerschönstes Land, / mein Heimatland, Banater Land, / auf Erden ist kein Land dir gleich, / als wärst du selbst das Himmelreich.“

Die Maramuresch war bestimmt für viele Besucher der Veranstaltung – neben Banater Landsleuten auch erfreulich viele Einheimische – kaum ein Begriff, was sich aber nach dem Vortrag geändert haben dürfte. Josef Budean und Anton Bleiziffer gelang es, die Besucher in den Bann einer wunderbaren Kulturlandschaft zu ziehen, der die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Holzkirchen, die unberührten Landstriche, die spezifische Wohnkultur und Arbeitswelt, die alte Handwerkskunst oder die gelebten religiösen Traditionen Einzigartigkeit verleihen. Ebenso faszinierend sind die Menschen dieser Region. Ob in der landestypischen Tracht dargestellt, auf der Bank vor dem kleinen Holzhäuschen sitzend oder sich der Musik hingebend, man konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, dass diese Menschen ein einfaches, aber zufriedenes Leben führen. Die Frauen, ob jung oder reich an Jahren, müssen es Josef Budean besonders angetan haben, hielt er doch in eindrucksvollen Bildern die Schönheit des Gesichtsausdrucks von Frauen unterschiedlichen Alters fest. Josef Budean hat nicht nur Land und Leute in Bildern festgehalten, er und seine Familie haben auch eine unglaubliche Gastfreundschaft erfahren. Die Herzlichkeit der Menschen in der Maramuresch hat sie so fasziniert, dass Freundschaften entstanden sind und weiterhin gepflegt werden.

Das Musizieren wird in der Maramuresch allerorten gepflegt, und auch im Banat war es einst nicht anders. Mit seinem Akkordeon vermittelte Anton Bleiziffer einen wunderbaren Einblick in die musikalische Welt hier und dort. Gekonnt wechselte er von den bekannten Liedern Banater Ursprungs im Zwei- und Dreivierteltakt zu den Stolper-Rhythmen der rumänischen ungeraden 7/16- und 5/4-Takte und in die modale Klangwelt der rumänischen Volksliedlandschaft. Nicht nur Dur- und Molltonarten kamen zu Gehör, sondern auch dorische und lydische Weisen.

Die beiden Referenten erfuhren langanhaltenden Beifall, haben sie doch den Besuchern einen wunderbaren Kulturnachmittag beschert. Josef Budean muss wohl über einen immensen Fundus von Bildern aus dem Banat und der Maramuresch verfügen. Eloquent vorgetragen, unterhaltsam präsentiert und mit Erlebnissen aus persönlichen Begegnungen mit den Bewohnern der Maramuresch gespickt, vermochte er das Publikum zu faszinieren. Bewundernswert auch, wie Anton Bleiziffer, aus einem reichen Schatz an Erfahrungen und Kenntnissen schöpfend, die visuelle Reise durch das Banat und die Maramuresch musikalisch begleitet hat.

Vor der Veranstaltung wie auch in der Pause zogen das große Kuchenbuffet und die Ausstellung zu beiden Kulturkreisen die Besucher wie ein Magnet an. Trachten und Folklore, handwerkliche Exponate und historische Heimatfahnen ergänzten die Ausstellung. Zusätzlich bot der Büchertisch viel Informatives über die Maramuresch und über die Banater Schwaben und ihre Geschichte. Die Veranstaltung wurde durch die Kulturreferentin für den Donauraum am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, Dr. Swantje Volkmann, gefördert, wofür ihr die Veranstalter ein herzliches Dankeschön aussprechen.

Der Kulturnachmittag wurde vom Förderverein „Mutter-Anna-Kirche Sanktanna“ und seinem großartigen Helferteam organisiert. Herzlichen Dank an alle Bäckerinnen, die uns den Nachmittag versüßten. Der Zustrom an Besuchern war so groß, dass kurzfristig noch zusätzlich aufgestuhlt werden musste. Der Eintritt war frei, aber – wie hätte es bei einem Förderverein anders sein können – Spenden waren natürlich erwünscht. Mit einem Zitat des Bankiers Jakob Fugger appellierte der Vorsitzende des Fördervereins Herbert Hellstern zum Schluss an die Besucher: „Niemand ist so arm, dass er nicht noch etwas abgeben könnte. Und niemand ist so reich, als dass er nicht noch etwas Geld gebrauchen könnte.“ Die Botschaft wurde gehört und es kam eine schöne Summe zusammen. Allen Spendern sagen wir Vergelt’s Gott.