Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Siegfried Jung − der Mann an der Tuba

Auf ihrer Debüt-CD sind Johanna und Siegfried Jung zusammen mit dem Orchester des Nationaltheaters Mannheim zu hören.

Johanna und Siegfried Jung mit ihren Instrumenten Foto: privat

Der in Temeswar geborene, sich als Jahrmarkter bekennende und im Rhein-Neckar-Kreis lebende Tubaspieler Siegfried Jung hat der Deutschen Sendung von Radio Temeswar letztes Jahr ein Interview gegeben. Der weltweit als Bläser und Lehrer agierende Musiker mit fester Stelle im Orchester des Nationaltheaters Mannheim stellte sein CD-Erstlingswerk „Paesaggio“ kurz vor. Er ist auf der Scheibe zusammen mit seiner Frau Johanna Jung, eine aus Ingolstadt stammende und im Philharmonischen Orchester der Hansestadt Lübeck musizierende Harfenistin mit vielen nationalen und internationalen Auszeichnungen, zu hören. Seine Ausführungen sind mit Tonbeispielen von der CD untermalt.

Er wolle „die Tuba weiterhin als vollwertiges Soloinstrument etablieren“, sagte Jung. Auf musikalische Familienbande angesprochen, meinte er: „Mein Vater war in der Blaskapelle Trompeter in Jahrmarkt [...] und dann lernt man ja seine Partnerin irgendwann im Orchester kennen. So war’s zumindest bei mir.“ Und er erzählte weiter über das Heimatgefühl, das vor einigen Jahren in ihm aufkam, als er Jahrmarkt und Temeswar besuchte, obwohl seine Eltern mit ihm auswanderten, als er noch ein Baby war.

Siegfried Jungs Vater war zwar Trompeter und Gitarrist in der Jahrmarkter Kaszner-Kapelle, er selber aber war Loris-Schüler in Osthofen, zu Beginn auch an der Trompete. Doch die sollte schon bald der Tuba weichen und ein bislang erfolgreiches Musikerleben konnte seinen Anfang nehmen. Der Weg führte nach Weimar zu Walter Hilgers, einer der profiliertesten Tubisten der deutschen Musikszene und mittlerweile eine feste Größe auch im rumänischen Musikbetrieb.

Beim 32. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ bot Siegfried Jung zusammen mit Elke Loris am Klavier die ihre ersten Kindheitsjahre ebenfalls in Jahrmarkt erlebte – ein sehr anspruchsvolles Programm. Mathias Loris, bei dem Sigi Jung seine ersten musikalischen Gehversuche machte, und Oswald Windrich, sein erster Tubalehrer (beide aus Jahrmarkt kommend), hatten für ihre Schützlinge ein für Tuba und Klavier bearbeitetes Horn-Stück von Wolfgang Amadeus Mozart sowie je ein Werk von Frank Bencriscutto und Girolamo Frescobaldi gewählt. Die damals in Aalen erscheinende Wochenzeitung Der Donauschwabe schrieb dazu in ihrer Ausgabe vom 15. Oktober 1995: „Die Preisrichter verliehen Elke Loris und Siegfried Jung je einen zweiten Preis für ihre insgesamt sehr ausgewogene Darbietung der drei Werke aus drei verschiedenen Stilepochen: Renaissance, Klassik und Musik des 20. Jahrhunderts.“ Auch die Banater Post hatte damals das Engagement des jungen Instrumentalduos gewürdigt. In einem Beitrag vom 10. Juli des gleichen Jahres hieß es: „Die sechs Juroren im Großen Saal der Stadthalle Fürth waren am 5. Juni von der künstlerischen Darbietung des jungen Duos überzeugt.“

Mittlerweile sind 23 Jahre ins Land gegangen und aus den jungen Talenten wurden reife Künstlerpersönlichkeiten. Elke Loris hat einen anderen Berufsweg gewählt, ist der Musik als Laienmusikerin aber treu geblieben, während Siegfried Jung sich zum Orchestermusiker und Solisten auf der Tuba weiterentwickelt hat.

Ohne Partner fühlt sich aber anscheinend auch der erfolgreichste Solist nicht in seinem Element. Für Siegfried Jung gilt das im wahrsten Sinne des Wortes gleich in doppelter Hinsicht: Mit seiner Gattin Johanna teilt er nicht nur die Freuden und Mühen des Familienalltags, sondern auch die Erfolge auf den Bühnen der Konzertsäle und in den Tonstudios. Hier haben sich zwei gefunden, die mit Vorurteilen beladene Instrumente spielen: die Tuba (Siegfried) und die Harfe (Johanna). Und die beiden sind seit geraumer Zeit unterwegs, um zu beweisen, dass sowohl Tuba als auch Harfe mehr als Begleitinstrumente sind und hervorragend zu Solointerpretationen taugen. Ja mehr noch, dass beide Instrumente trotz ihrer so unterschiedlichen Timbres sowohl klanglich als auch rhythmisch hervorragend harmonieren können. Keiner besonderen Beweisführung bedarf allerdings die Rolle beider Instrumente in großen Orchesterwerken und Opern. Zum Beispiel Wagner-Festspiele ohne Harfe und Tuba sind schlichtweg unvorstellbar. Siegfried Jung erlebt in diesem Sommer mit seinem Einsatz im Bayreuther Festspielorchester die Krönung seiner bisherigen Laufbahn.

Sich dessen bewusst, dass Kunst nur Sinn macht, wenn sie auch mit der Zeit geht, pflegt Siegfried Jung
eine eigene Homepage, die sowohl seinen Werdegang als auch seine zukünftigen Projekte dokumentiert. Ein Besuch auf dieser Internetsite kann einen digitalen Musikgenuss vermitteln. Es lohnt sich, bei Siegfried Jung unter www.siegfriedjung.de vorbeizuschauen. Und wenn nach diesem Besuch der eine oder andere Musikliebhaber zu einem Konzertbesuch oder dem Erwerb der CD „Paesaggio“ angergt wird, kann das nur zu beidseitiger Zufriedenheit geschehen: des Musikers wie des Zuhörers.

Am 17. November 2018 sind Johanna und Siegfried Jung Gastsolisten des Ingolstädter Kammerorchesters. Bei diesem Gastspiel erlebt das „Divertimento für Tuba, Harfe und Orchester“ von Willi März seine Uraufführung.