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„Fließende Räume. Karten des Donauraums 1650-1800“

Mit der „schönen blauen Donau“ verbinden wir spätestens seit dem Walzer von Johann Strauß eine europäische Landschaft, deren Zentren Wien und Budapest zugleich Mittelpunkte des Habsburgerreichs bildeten. Das war nicht immer so: Erst in den militärischen Auseinandersetzungen mit den Osmanen wurden im 18. Jahrhundert weite Teile Südosteuropas für den Kaiser erobert. Als „Türkenlouis“ erwarb sich Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, Oberbefehlshaber der Truppen, militärischen Ruhm.

Doch erst die Werke von Kartografen brachten die unbekannten Landschaften ins Bild und erschufen so neue Regionen. Die Donau war das verbindende Element, das die im Zug der Türkenkriege erworbenen Gegenden zu einem einheitlichen europäischen Raum verknüpfte: vom Ursprung des Flusses bei Donaueschingen bis zur Mündung in das Schwarze Meer.

In subtiler Weise legitimierten die neu geschaffenen Donaukarten herrschaftliche Ansprüche und kulturelle Abhängigkeiten. Das Feindbild des „heidnischen und barbarischen Türken“ fand auch auf diesem Weg schnelle Verbreitung. Es war nicht zuletzt die „Macht der Kartografen“, die den Donauraum erfand.

Das Generallandesarchiv Karlsruhe und das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen (IdGL) präsentieren vom 5. Juli bis 27. Oktober 2017 die Ausstellung „Fließende Räume. Karten des Donauraums 1650-1800“. Die Ausstellung zeigt anhand von 70 wertvollen, oft erstmals ausgestellten Stücken die Entwicklung der Kartografie des Donauraums von der Mitte des 17. bis Ende des 18. Jahrhunderts. Grundlage der Präsentation bildet die umfangreiche Sammlung von Karten und Plänen des Generallandesarchivs, die von den badischen Markgrafen zu militärischen Zwecken angelegt worden war. Stücke aus der Sammlung des Tübinger Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde und privater Leihgeber aus dem In- und Ausland bereichern diese einmalige Schau. Die Ausstellung lädt dazu ein, ein vielfach „unbekanntes Europa“ zu entdecken. Denn Südosteuropa war nicht nur militärisch umkämpft, es wurde seit dem 18. Jahrhundert für viele Auswanderer aus Südwestdeutschland zu einer neuen Heimat. Landkarten schufen dabei durch ihre Bildwelten einen gemeinsamen europäischen Erfahrungsraum.

Die Ausstellung wird am Dienstag, dem 4. Juli 2017, um 18.30 Uhr eröffnet. Nach der Begrüßung durch den Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe, Prof. Dr. Wolfgang Zimmermann, folgen Grußworte von Guido Wolf MdL, Minister der Justiz und für Europa des Landes Baden-Württemberg, und Emil Hurezeanu, Botschafter von Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland, sowie ein Vortrag von Prof. Dr. Reinhard Johler, Leiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen. Die Führung durch die Ausstellung übernimmt deren Kurator Josef Wolf (IdGL). Die Veranstaltung wird durch das Ensemble Claribel musikalisch umrahmt.

Die Ausstellung im Generallandesarchiv Karlsruhe, Nördliche Hildapromenade 3, 76133 Karlsruhe kann von Dienstag bis Donnerstag von 8.30 Uhr bis 17.30 Uhr, freitags von 8.30 Uhr bis 19 Uhr und sonntags von 13 Uhr bis 17.30 besichtigt werden. Montags und samstags ist sie geschlossen. Der Eintritt ist frei.

Zur Ausstellung erscheinen zwei Begleitpublikationen, beide im Verlag Schnell & Steiner Regensburg: der Ausstellungskatalog „Fließende Räume. Karten des Donauraums, 1650–1800“ (Herausgeber: Josef Wolf und Wolfgang Zimmermann) und der Aufsatzband „Die späten Türkenkriege. Wahrnehmen – Wissen – Erinnern“ (Herausgeber: Wolfgang Zimmermann und Josef Wolf). Begleitet wird die Ausstellung von vier Vorträgen, die rechtzeitig in der „Banater Post“ angekündigt werden.
Nach Karlsruhe macht die Präsentation als internationale Wanderausstellung Halt in zahlreichen Städten des Donauraums in Österreich, Ungarn, Rumänien, Serbien und Kroatien.