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»Schwowischer Owed« in München

Die Kinder und Jugendlichen, unterstützt von Siegfried Schreier, machten den Anfang mit Liedern, die dem Musical „Joseph“ entlehnt waren, aber in „schwowischer“ Version dargeboten wurden.

Die Jugendtanzgruppe der Banater Schwaben in München unter der Leitung von Harald Schlapansky erfreute das Publikum durch eine Polka, die sich vielseitig präsentierte.

Ein Höhepunkt des »schwowische Owed«: Die Aufführung der Szenette »Naveta«. Fotos: W.W.

Mit vier- bis sechsstimmigem A-capella-Gesang bot die Singgruppe Sunnereen unter Leitung von Hildegard-Barbara Müller dem Publikum Lieder hauptsächlich in banatschwäbischer Mundart dar.

Eine wunderbare Symbiose all dessen, was banatschwäbisches Kulturgut ausmacht und sich in Sprache, Musik und Bewegung niederschlägt. Dieses optimale Ineinandergreifen inhaltlicher Art setzte sich auf menschlicher Ebene fort. Die Trachten- und Tanzgruppen der Banater Schwaben in München zeigten zusammen mit der Singgruppe Sunnereen ein abwechslungsreiches Programm in zwei Teilen. Den Anfang machten die Kinder und Jugendlichen, unterstützt von Siegfried Schreier, mit Liedern, die dem Musical „Joseph“ entlehnt waren, aber in „schwowischer“ Version dargeboten wurden. Auszüge aus einem „Banater Wörterbuch“ präsentierten die Kinder sozusagen in Hörbuchform, was das Publikum sehr amüsierte: „Die Unerhos is e Katjer“, „Spaziere hooßt flangiere“. Besondere Fertigkeiten im Spielen von Instrumenten bewiesen Andreas Kubon und Jakob Lenhardt (Trompete). Ihre neuen Alltagstrachten aus original Blaufärberstoffen aus Ungarn stellte die Kindertanzgruppe unter Leitung von Gerhard Kappler und Linda Dornstauder mittels der „Schwäbischen Tanzfolge“ dar. Damit bedankten sie sich für die Spenden, welche beim „Schwowische Owed“ 2009 eingegangen sind. Diese trugen nämlich zum Kauf dieser handbedruckten Baumwollstoffe bei. Genäht wurden die Blusen, Röcke und Leibchen dieser Alltagstrachten von talentierten Müttern, Großmüttern und Trachtenliebhaberinnen – selbstverständlich kostenlos.

Mit vier- bis sechsstimmigem A-capella-Gesang bot die Singgruppe Sunnereen unter Leitung von Hildegard-Barbara Müller dem Publikum Lieder hauptsächlich in banatschwäbischer Mundart dar. Aufgelockert wurden die Liedvorträge durch passend zum Text ausgewählte Mundartverse. Ein wunderbarer Übergang zum Tanz bildete folgendes Lied, welches Hildegard-Barbara Müller mehrstimmig gesetzt hat: „Oh Hans, bleib do, de Teiwl holt dich sowieso. / Oh Hans, bleib do, zum Tanze geht’s heit sowieso. / Krumme Absatz un in jedem Strump e Loch, / awer tanze, tanze, tanze tun mer doch.“

Die Jugendtanzgruppe der Banater Schwaben in München unter der Leitung von Harald Schlapansky erfreute das Publikum durch eine Polka, die sich vielseitig präsentierte. Abwechselnd zeigten die Jugendlichen unterschiedliche Tanzstile, wie man sie in verschiedenen Banater Ortschaften getanzt hat. Auch die Erwachsenen der Münchner Tanzgruppe waren nicht untätig: Mit selbstgebackenen Banater Spezialitäten verwöhnten sie in der Pause die Gaumen der Besucher. Hiermit sei allen fleißigen Helfern ein herzliches Dankeschön ausgesprochen. Dass sie jedoch nicht nur für die Organisation, Vorbereitung und das Aufräumen zuständig waren, bewiesen sie durch ihr Engagement beim Theaterspielen. Mit viel Schalk im Nacken präsentierten Hermann Wagner, Christine Rosenhoffer, Gerhard Kappler und Hilde Kubon eine Parodie auf Goethes „Erlkönig“.

Durch Zusammenarbeit entstanden und im großen Ensemble durch Jung und Alt wurde das Bühnenstück „Naveta“ präsentiert. Mit viel Witz verarbeitet es den Alltag der achtziger Jahre im rumänischen Teil des Banats. Die Anspielungen auf die unsozialen und von Misswirtschaft und Korruption geprägten Gegebenheiten waren jedoch nur dann in ihrer Gesamtheit verständlich, wenn man dort aufgewachsen und der rumänischen Sprache mächtig ist.

Es steckt viel Arbeit hinter dem, was dem Publikum in wenigen Minuten dargeboten wird. Viele Zuschauer wissen dies zum Teil aus eigener Erfahrung oder erahnen und schätzen es. Kulturgut zu erlernen und zu erleben klappt nur in der Gemeinschaft und bleibt durch das zwischenmenschliche Weitergeben lebendig. Vor allem aber: Es erfreut Geist und Seele.