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»Morgenröten, die noch nicht geleuchtet haben«

Aus Hatzfeld stammenden Poet, Schriftsteller und Übersetzer, Uwe Detemple.

Die bereits im zehnten Jahrgang erscheinende Edition der Frankfurter Bibliothek zählt zu den verbreitetsten Lyrikanthologien der letzten Jahrzehnte. Der klassische Band wird in den weltweit bedeutendsten Bibliotheken in Wien, Paris, Berlin, Washington usw. eingestellt und dokumentiert den Wert der Beiträge und die Bedeutung der darin vertretenen Autoren.In der aktuellen Ausgabe des Editionsprojektes, das erneut den Versuch einer umfassenden Beschreibung der lyrischen Kultur unserer Gesellschaft wagt, fand auch das programmatische Gedicht Was war des aus Hatzfeld stammenden Poeten, Schriftstellers und Übersetzers Uwe Detemple seinen verdienten Platz.

Ausgehend von der Lektion, die uns der Philosoph Friedrich Nietzsche erteilt hat, indem er postulierte, man lebe nicht für die Zukunft, sondern „damit uns eine Vergangenheit bleibt“, hebt Detemple den Wert des Vergangenen nahezu ins Absolute. Der Autor fordert uns deutlich auf, uns lachend von der Zukunft zu trennen, denn sie sei nur Illusion, die in Auflösung begriffen sei. Aber welches wäre dann die Perspektive? Schaut man genauer hin, ist auch die Gegenwart wichtig, denn es zählt auch „was ist“. Detemple lässt dadurch Nuancen zu, die durchaus zu einem anderen Ausgang führen können, denn, wie ebenfalls Nietzsche bekannte: „Es gibt so viele Morgenröten, die noch nicht geleuchtet haben.“ Mit seinem Gedicht „Was war“ befriedigt Detemple nicht nur ästhetische Bedürfnisse, sondern regt den Leser zum Nachdenken über die eigene Vergangenheit und – warum nicht – Zukunft an. Aufgeworfen wird nämlich nichts Geringeres als die Frage nach dem Sinn des Lebens.

Detemple, Uwe (2011): Was war. In: Schmidt-Mâcon, Klaus/Emden, Leopold von (Hrsg.): Frankfurter Bibliothek 2011. Jahrbuch für das Neue Gedicht I, 24, Die Illusion. Seite 1002–1003, Frankfurt a. M.; Brentano-Gesellschaft.