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Mosaiksteine zur Lugoscher Kulturgeschichte

Das bunte Bild auf dem Buchdeckel weckt Interesse und lässt das Herz eines jeden Menschen höher schlagen, der im Laufe seines Lebens einen wie auch immer gearteten Bezug zur Stadt an der Temesch geknüpft und sich bewahrt hat.

Ein generationenübergreifendes Werk der malenden Kunst, welches zum Verweilen einlädt, noch bevor man als Leser sich dem Inhalt des Buches widmen möchte. Es wurde von Hedwig Schwertner 1987 gemalt, trägt den Titel „Die Stadt meiner Erinnerungen“ und ist durchaus auch als Mosaik begreifbar. Es drückt in stilisierter Form das Spezifische der Stadt Lugosch aus: die Temesch als Lebensader, die Brücken und nicht zuletzt die Gebäude, welche dieser Stadt zu ihrem unverwechselbaren Gepräge verholfen haben. Stellvertretend für das reizvolle Umland wurde auch der „Weinberg“ bedacht, der im letzten Jahrhundert als beliebtes sonntägliches Ausflugsziel in aller Munde gewesen war. Jeder Mensch, der über kurz oder lang einmal in Lugosch gelebt hat und dem dieses Bild vor Augen gehalten wird, hat mit Sicherheit zu vielen dieser kunstvoll gemalten Mosaiksteinchen seine eigenen Geschichten sofort abrufbar.

Die Brücke zum Bild schlagend, hat Heinrich Lay den Titel seines neuesten Werkes gewählt: „Lugoscher Mosaik“. Erst der Untertitel verrät Genaueres, nämlich, dass es sich bei dem neuen Buch des bekannten Banater Heimatforschers um eine Sammlung von Beiträgen zur Kulturgeschichte der Stadt an der Temesch handelt. Den Grundstock dieses kulturgeschichtlichen Mosaiks bildet der „Lugoscher Anzeiger“, die anfangs alle zwei Wochen und später einmal im Monat erschienene Beilage der „Neuen Banater Zeitung“ (NBZ). Die in Temeswar erscheinende Tageszeitung war seinerzeit neben dem „Neuen Weg“ das wohl bekannteste und weitverbreitetste Blatt im Banat gewesen.

Im Sommer des Jahres 1970 waren es die beiden NBZ-Redakteurinnen Maria Stein und Rosl Fink, die im Auftrag des Chefredakteurs Nikolaus Berwanger erste Kontakte zu Lehrkräften der beiden deutschen Lehranstalten der Stadt knüpften. Diesen wurde das Vorhaben vorgestellt, ein Periodikum in das Angebot der NBZ aufnehmen zu wollen, welches sich schwerpunktmäßig kultur- und
gesellschaftspolitischen Themen der Stadt Lugosch widmen sollte. Die erste Ausgabe des „Lugoscher Anzeigers“ erschien in der Ausgabe der NBZ vom 10. Juli 1970. Heinrich Lay zählte zu den Mitarbeitern der ersten Stunde. Diese Aufgabe nahm er bis zum 29. April 1984 wahr. Danach durfte Heinrich Lay nicht mehr für das Blatt schreiben, weil er und seine Familie sich dazu entschlossen hatten, einen Ausreiseantrag zu stellen. Gute fünf Jahre später und noch vor dem Sturz der kommunistischen Diktatur war am 31. Oktober 1989 auch für den „Lugoscher Anzeiger“ nach 247 Ausgaben der letzte Vorhang gefallen. Heinrich Lay ist im Besitz aller erschienenen Ausgaben des „Lugoscher Anzeigers“ und ließ diese zu einem Buchband in Originalgröße binden: ein außergewöhnliches Dokument zur Zeitgeschichte der Stadt Lugosch und ihres deutschen Bevölkerungsanteils. Ergänzt wird der Inhalt des Buches mit Zeitdokumenten aus der Zeit vor 1970 beginnend mit der Ausgabe des ersten und ältesten „Lugoser Anzeigers“ aus dem Jahre 1853. In Anlehnung daran war schließlich knapp achtzig Jahre später der Name der Lugoscher Beilage der „Neuen Banater Zeitung“ schnell gefunden.

Was erwartet den geneigten Leser dieses Buches, worauf darf er sich freuen? Passend zum Titel ist auch der Inhalt eine bunte Mischung zu den vielfältigsten gesellschaftlichen Themen der jeweiligen Zeit geworden. Es sind größere und kleinere Episoden unterschiedlicher Zeitfenster zu den verschiedensten Themen, die Zeitgeschehen, Zeitgeist und Begrifflichkeiten jener Perioden in Bezug zueinander bringen. „Was verbirgt sich hinter einem ‚General-Pardon‘?“, um nur ein Beispiel zu nennen.

In dem gut dreihundertseitigen Werk wird die Stadt Lugosch schwerpunktmäßig aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: Lugosch, wie sich aus einem Marktflecken ein Handelszentrum entwickelte oder Lugosch, die Stadt der Handwerker, Zünfte und Innungen. Und was es in diesem Zusammenhang mit einem Wanderbuch auf sich hat. Das Gesundheitswesen im Wandel der Zeit, geprägt durch Epidemien und Seuchen, ist ebenso Schwerpunktthema wie das Einhergehen zwischen dem aufkommenden Pressewesen und dem Druckereiwesen der Stadt: „Was verbirgt sich wohl hinter den Männern der schwarzen Kunst?“ Nicht zuletzt, Lugosch, die Stadt der Kultur, des Theaters: In 21 Episoden werden Auszüge aus der Geschichte des Theaters erzählt, ergänzt durch die Premierenschau beginnend mit der ersten aus dem Jahre 1970 und abschließend mit dem letzten Vorhang im Jahre 1988.

Sehr spannend lesen sich die Episoden zu den zahlreichen Ortsteilen der Stadt an der Temesch, gespickt mit wahren Geschichten und Legenden, wobei sich die Anteile an Dichtung und Wahrheit im Laufe der Jahre mehrmals verschoben haben dürften. Von Bukin und Bicskaváros ist die Rede, Neumann-Telep und Tirol werden erwähnt, was es mit den Namen auf sich hat und wieso sich nicht immer der amtliche Name des Stadtteils mit der vom Volksmund geprägten Namensgebung deckt.

Neben weiteren hier nicht namentlich erwähnten Beiträgen wird dieses Buch schließlich mit einem bebilderten „Verzeichnis der verdienst- und ehrvollen, rühmlichen und lobenswerten Lugoscher Persönlichkeiten“ abgerundet, beginnend mit Heinrich Anwender bis hin zu Konrad Paul Wusching.

Das Buch „Lugoscher Mosaik“ kann schriftlich oder telefonisch bei Heinrich Lay bestellt werden. Der Preis pro Buch beträgt 25 Euro, Verpackung und Versand sind darin inbegriffen. Die Bestellanschrift lautet: Heinrich Lay, Altdorfer Straße 8, 84513 Töging am Inn, Tel. 08631 / 98258.