Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

„Literaturen in Wendezeiten“

„Literaturen in Wendezeiten“ sind die Beiträge des wissenschaftlichen Teils der Ausgabe 2/2015 der Zeitschrift „Spiegelungen“ gewidmet. Der Themenschwerpunkt will einen konzisen Einblick in die Entwicklung der deutschen und deutschsprachigen Literatur im und über den Donau-Karpaten-Raum vor und nach der Wende von 1989 ermöglichen. In sieben Beiträgen wird versucht, eine Art Bestandsaufnahme literarischen Schaffens im Wandel zu präsentieren, auch wenn diese notwendigerweise selektiv bleibt.

Der erste Beitrag spannt den chronologischen Bogen bis 1945 zurück, um die Aushandlungsprozesse im Literaturbetrieb der Deutschen in Rumänien zu untersuchen. Die Überlegungen von Olivia Spiridon (Tübingen) zum Wandel der literarischen Kommunikation reflektieren jedoch über die Rahmenbedingungen des Literaturbetriebs hinaus auch seine öffentliche Wahrnehmung und Wirkung in Rumänien. Anknüpfend an die Frage der literarischen Zensur im Kommunismus, geht Katharina Kilzer (Frankfurt) in ihrem Beitrag auf die durch das Überwachungssystem des Regimes bedingte Existenzangst als literarischer  Topos in ausgewählten Werken der rumänischen Autorin Ana Blandiana ein und weitet damit den Blick auf anderssprachige Literaturen des Raumes. Réka Sánta-Jakabházi (Klausenburg) untersucht die Wandlungen der Themen und Motive in der deutschsprachigen Landschaftslyrik mit Rumänienbezug seit den Achtzigerjahren.

Laura Laza (Klausenburg) widmet ihren Aufsatz dem Schlüsselwerk einer anderen Gattung und untersucht Herta Müllers Atemschaukel. Die Überlegungen zur Poetik des Romans gehen auf mögliche literarische Vergangenheitskonstruktionen in einem transnationalen Raum ein. Der Beitrag von Erika Erlinghagen (Wien) richtet den Fokus auf die „jüngste Generation“ der deutschsprachigen ungarndeutschen Literatur nach 1989 und fragt nach dem Spannungsverhältnis zwischen Literatur und Identitätskonstruktionen, während die Studie von Raluca Rădulescu (Bukarest) am Beispiel von Nicol Ljubićs Heimatroman oder Wie mein Vater ein Deutscher wurde Anpassungsprozesse und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit aus der Perspektive der postkolonialen Literaturwissenschaft interpretiert. Der wissenschaftliche Essay von Monica Tempian (Wellington) zeichnet das literarische Profil des 2014 verstorbenen, aus der Bukowina stammenden jüdischen Schriftstellers Manfred Winkler nach.

Der zweite, der literarische Teil der Zeitschrift, bietet mit Gheorghe Săsărmans Quadratur des Kreises ein Stück rumänische Science Fiction in deutscher Übersetzung von Georg Aescht, mit Iris Wolff und Ursula Ackrill Texte zweier namhafter Vertreterinnen zeitgenössischer siebenbürgisch-deutscher Prosa. Wie gewinnbringend Interdisziplinarität auch auf dem künstlerischen Sektor ist, zeigt die Auseinandersetzung der Kronstädter Malerin Renate Mildner-Müller mit den Gedichten Sándor Kányádis (in der Übersetzung von Julia Schiff) und Manfred Winklers.

Neu ab dieser Ausgabe ist ein umfassender Kulturteil, der die Ressorts „Wissenschaft“ und „Literatur“ um feuilletonistische Texte, Korrespondenzen und Besprechungen ergänzt. In der thematischen Breite dieses neuen Angebots spiegelt sich die kulturelle Vielfalt des Donau-Karpaten-Raums wider. Regisseurin Claudia Funk berichtet über die Dreharbeiten zu ihrem Film „Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder“, in dessen Mittelpunkt die Bewohner eines siebenbürgischen Altenheims in Rumänien stehen, Hans Dama nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Karpatenreise, Wilhelm Droste stellt den Wiener Nischen-Verlag vor, der sich auf die Herausgabe ungarischer Literatur in deutscher Sprache spezialisiert hat, und Frieder Schuller zeichnet die ungewöhnliche Biografie des rumänischen Ex-Königs Mihai I. nach. Ein Interview mit der Intendantin der Deutschen Bühne Ungarn in Sechshard (Szekszárd) sowie ein Porträt des 2015 verstorbenen Philosophen Walter Biemel, Besprechungen, Nachrufe und Würdigungen von Jubilaren ergänzen den kulturellen Teil dieses Heftes.

Ab dieser Ausgabe fungiert der neue Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, Florian Kührer-Wielach, als Herausgeber. Dem Redaktionskollegium gehören an: Georg Aescht (Ressortleitung Literatur), Juliane Brandt, Enikő Dácz (Ressortleitung Wissenschaft), Konrad Gündisch, Sarah Hummler, Florian Kührer-Wielach (verantwortlicher Redakteur und Ressortleitung Kultur), Joachim Schneider und Anton Sterbling.

Auf 300 Seiten hält die Halbjahresschrift ein breitgefächertes Angebot an wissenschaftlichen und feuilletonistischen Beiträgen zur deutschen Geschichte und Kultur Südosteuropas, an literarischen Texten sowie Berichten für ihre Leserschaft bereit.    

Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, Jg. 10 (64), Heft 2/2015. Preis des Einzelheftes: 17 Euro, Jahresbezug: 28 Euro, jeweils zuzüglich Porto- und Versandkosten. Bestellung: Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, Tel. 0941 / 920220, E-Mail verlag@pustet.de