Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

Wiener Abend im alten Theater von Orawitza

Beim Konzert mit Franz Metz (Klavier), Wilfried Michl (Bariton) und Herbert Christoph (Viola)

Das Theater in Orawitza wurde vor einigen Jahren saniert

Konzert mit Franz Metz (Klavier), Wilfried Michl (Bariton) und Herbert Christoph (Viola)

Im Rahmen des Internationalen Festivals der Orawitzaer Musiktage, das heuer zwischen dem 8. und dem 16. August bereits seine dritte Auflage hatte, fand am letzten Abend unter der Mitwirkung von Dr. Franz Metz (Klavier), Wilfried Michl (Bariton) und Herbert Christoph (Viola) – alle drei aus dem Banat stammende deutsche Musiker – ein Wiener Abend statt. Auf dem Programm standen Werke von Franz Schubert, Franz Limmer, Robert Schumann, Giuseppe Verdi, Heinrich Weidt, Emmerich Kalman und Robert Stolz.

Im ersten Teil des Konzertes, das im wunderschönen alten Theater von Orawitza (es wurde vor einigen Jahre restauriert) ein zahlreiches Publikum versammelte, sang der deutsche Bariton Wilfried Michl mit kräftiger und in allen Lagen harmonischen Stimme bekannte Lieder von Franz Schubert (1797–1828): „Auf dem Strom“, „Arpeggione“, „Ständchen“, „An die Musik“, „Der Lindenbaum“ und „Der Wegweiser“. Danach interpretierte Franz Metz die Ouvertüre der Oper „Die Alpenhütte“ von Franz Limmer (1788–1857), nach einem Klavierauszug vom Interpreten selbst bearbeitet für Klavier. Der Violinist Herbert Christoph interpretierte zwei Sätze aus den „Märchenbildern“ (op. 113) von Robert Schumann (1810–1856), ein Werk, das zu den bedeutendsten Schöpfungen für Bratsche und Klavier zählt. Zum Abschluss des ersten Teils des Konzertes sang der Bariton Wilfried Michl zwei Arien von Giuseppe Verdi (1813–1901) zum Andenken an den berühmten Lugoscher Tenor Traian Grozavescu (1895– 1927), der einst im Orawitzer Theater, begleitet von Dr. Josef Willer, zur großen Begeisterung des Publikums die schönsten Tenorarien der Musikliteratur gesungen hat (z. B. „La donna e mobile“ aus „Rigoletto“), und zwar: „In solitaria stanza“ (d. h. „In einsamer Stube“) und „Nell’ aboror di notte oscura“ („Im Schutz der dunklen Nacht“).

In der Pause des Konzertes stellte Dr. Franz Metz die Ausstellung „Das musikalische Orawitza“ vor, in welcher zahlreiche Programme und Plakate der musikalischen Veranstaltungen zu sehen waren, die im Laufe der Zeit (zwischen 1880 und 1930) im alten Theater von Orawitza stattgefunden haben. Viele dieser Dokumente stammen aus London, Paris, Wien und Straßburg. Selbst ein Stimmheft mit der damaligen österreichischen Volkshymne („Gott erhalte Franz den Kaiser“) war zu sehen, aus dem vermutlich im Jahre 1817 anlässlich des Besuches des Kaiserpaares in Orawitza anlässlich der Eröffnung des Theaters musiziert wurde. Ausgestellt waren auch einige Abschriften von Mozarts Messen, die noch zu dessen Lebzeit in der katholischen Kirche der Stadt aufgeführt wurden.

Im zweiten Teil des Konzertes sang der Bariton Wilfried Michl, in Begleitung von Franz Metz am Klavier, Lieder des in Temeswar wirkenden Komponisten Heinrich Weidt (1824–1901): „Willst vom grünen Walde lernen“, „Mein treuer Stern“ und „Wie schön bist du“. Weidt war u. a. im Jahre 1871 Gründungsmitglied der Temeswarer Philharmonischen Vereins und wirkte als Kapellmeister und Komponist in vielen europäischen Musikzentren. Gegen Ende seines Lebens kam er ins Banat zurück, wirkte einige Jahre in Werschetz, bevor er nach Graz gezogen ist und dort im Jahre 1901 starb. Es folgten zwei Arien aus der Operette „Gräfin Mariza“ von Emmerich Kalman (1882–1953) „Grüß mir mein Wien“ und „Komm Zigany!“ und „Im Prater blühn wieder die Bäume“ von Robert Stolz (1880–1975). Die Operette spielte in der langen Geschichte des Orawitzaer Theaters schon immer eine wichtige Rolle. Dass diese Musik dem zahlreichen Publikum gut gefallen hat, bewiesen die langanhaltenden Ovationen am Ende des Konzertes. Mit diesem Konzert haben die drei Interpreten die Seele des Orawitzaer Publikums erreicht, und dieser Abend wird noch lange den Zuhörern in bester Erinnerung bleiben.

Zum Schluss des Konzertes wiederholten die Interpreten die Arie „Grüß mir mein Wien“ von E. Kalman, die der Seele des Festivals, Frau Manuela Iana-Mihailescu, zum Geburtstag gewidmet war. Der sehr gut besuchte Wiener Abend sowie das gesamte Festival sind vom Kulturverein „Kratima“ aus Temeswar, vom Orawitzaer Bürgermeisteramt, vom lokalen Stadtrat, vom Alten Theater „Mihai Eminescu“ und von der römisch-katholischen Kirche in Orawitza unterstützt und gesponsert worden. Das Konzert der drei deutschen Musiker wurde von dem Beauftragten für Kultur und Medien über das Kulturreferat für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum (Ulm) und vom Deutschen Forum Temeswar gefördert.