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Der „kleine Schwab“ nun auch auf Rumänisch

Heinrich Lauer (1934-2010). Foto: Archiv BP

In seinem 1987 im Innsbrucker Wort und Welt Verlag erschienenen autobiographischen Roman „Kleiner Schwab – großer Krieg“ schildert Heinrich Lauer (1934-2010) das Schicksal eines Banater Flüchtlingskindes, das in die Mühlsteine der Kriegsereignisse gerät. Es handelt sich um „ein unverwechselbares Einzelschicksal, in packender Sprache, mit mundartlicher Einfärbung nacherzählt“ (Ewalt Zweyer). Mit diesem Werk erreichte der Autor, verbunden auch mit zahlreichen öffentlichen Lesungen, ein dankbares Lesepublikum und erlangte die verdiente Anerkennung der Fachkritik. Der Roman erlebte als Taschenbuch 1993 eine Neuauflage im Ullstein Verlag (Frankfurt am Main, Berlin). 2002 erschien er in französischer Übersetzung unter dem Titel „L’enfant de Timisoara“.

Nun liegt auch eine rumänische Übersetzung des Romans vor. Der Titel „Zvonul“ geht auf die ursprüngliche Absicht des Autors zurück, seine Erinnerungen unter dem Titel „Das Gerücht“ erscheinen zu lassen. Für die Übertragung des Buches ins Rumänische zeichnet die Temeswarer Autorin und Übersetzerin Henrike Brădiceanu-Persem verantwortlich. Übersetzung und Druck hat die Witwe des Autors, Ilse Lauer, auf eigene Kosten veranlasst. In dieser rumänischen Fassung geht naturgemäß die Dialektfärbung des Originals verloren, dennoch wird die Welt des „kleinen Schwaben“ anschaulich.

„Obwohl so viele Jahre seit den Erfahrungen, die der „kleine Schwab“ im Strudel der Ereignisse von 1944 bis 1946 gemacht hat, wie auch seit dem Verfassen des Romans in den Jahren 1980-1985 vergangen sind, sind wir der Überzeugung, dass das von der deutschsprachigen Leserschaft sehr geschätzte Werk – ein wahrer pikaresker Roman – nichts an Wert und Aktualität eingebüßt hat“, heißt es in einer editorischen Notiz von Ilse Lauer und Ewalt Zweyer. In seinen Erinnerungen setzt Heinrich Lauer seiner Heimatgemeinde Sackelhausen ein liebevolles Denkmal. Deshalb wäre „Zvonul“ auch für die heutigen rumänischen Bewohner des Dorfes eine lohnende Lektüre.

Heinrich Lauer hat sich als Journalist und Buchautor einen Namen gemacht. Von 1953 bis 1974 arbeitete er bei der Tageszeitung „Neuer Weg“ in Bukarest, danach bei der Zeitschrift „Volk und Kultur“ und bei der „Neuen Literatur“. 1980 ließ er sich mit seiner Familie in München nieder, wo er als Reporter und Publizist arbeitete. Nach dem Erzählband „Das große Tilltappenfangen und andere Schwabenstreiche“ und zwei Reportagebänden („Ein Trojanisches Pferd gesucht“ und „Nahaufnahme“), die noch in Rumänien erschienen sind, brachte Lauer in Deutschland sein Hauptwerk „Kleiner Schwab, großer Krieg“ sowie eine Auswahl seiner Essays, Porträts und Reportagen mit dem Titel „Vorsicht, Adjektive. Rumäniendeutsche Grenzgänge“ heraus. 1997 erhielt er den Donauschwäbischen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg.