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Unermüdlich im Dienste der Kirche und der Menschen

Generalvikar Johann Dirschl feierte 40jähriges Priesterjubiläum. Foto: Archiv der Diözese Temeswar

Generalvikar Johann Dirschl (Dritter v. re.) zelebrierte beim Heimattag der Banater Schwaben 2012 in Ulm die Heilige Messe mit seinen mittlerweile verstorbenen Priesterkollegen Peter Zillich, Egon Topits und Andreas Straub. Foto: Cornel Simionescu Gruber

In der Diözese Temeswar hat Johann Dirschl das zweithöchste Amt inne, trotzdem hat er sich, was alle großen Persönlichkeiten auszeichnet, seine zutiefst menschliche, beschiedene, selbstlose und unkomplizierte Art bewahrt. Am 23. Juni feierte er sein 40jähriges Priesterjubiläum.

Johann Dirschl wurde am 8. November 1959 in einer deutsch-böhmischen Familie im Banater Bergland, in Karansebesch geboren. Er wuchs in einer deutschen Familie auf, aber inmitten einer mehrheitlich rumänischsprachigen römisch-katholischen Gemeinde – eine eher seltene Erscheinung im Banat – in Slatina Timiș, wo er zwischen 1966 und 1974 die Grund- und Mittelschule besuchte. Dies gab ihm die Möglichkeit, sowohl den Geist der Deutsch-Böhmen von Alt-Sadowa, Lindenfeld, Wolfsberg und Weidenthal, als auch den der Banater Rumänen von Slatina Timiș und der Umgebung von klein auf kennenzulernen. Zwischen 1974 und 1985 besuchte er das Lyzeum – damals Kantorenschule genannt – und anschließend das Priesterseminar in Karlsburg. Während des kommunistischen Regimes waren nur zwei römisch-katholische theologische Priesterseminare und drei Bistümer geduldet, in Karlsburg und Bukarest, bzw. Jassy. Aus demselben Grund hatte die Diözese Temeswar keinen eigenen Bischof und war in ihren Beziehungen zu den staatlichen Behörden von der Diözese Karlsburg abhängig. So wurde der junge Theologieabsolvent Johann Dirschl am 23. Juni 1985 in der St.-Michaels-Kathedrale in Karlsburg von Bischof Jakab Antal zum Priester geweiht. Die ersten Pfarreien, in denen er als Seelsorger tätig war, waren: ab dem 1. August 1985 in Zipar, Kreis Arad, und ab dem 8. November 1985 in Temeswar II. Fabrikstadt. Am 15. August 1986 wurde er zum Pfarradministrator in Perjamosch ernannt – in einer Zeit, als die Auswanderung der Deutschen aus dem Banat bereits in vollem Gange war.

Da die Pfarrstelle von Temeswar VII. Freidorf vakant war, wurde der junge Priester Johann Dirschl am 1. September 1989 zum Pfarrer dieser damals ebenfalls noch fast ausschließlich deutschen Gemeinde ernannt. Hier wurde er im Dezember desselben Jahres Zeuge der großen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die für die Pastoration und für die Entwicklung der römisch-katholischen deutschen Gemeinschaft im Banat, aber nicht nur, Gutes und weniger Gutes brachten.

Nach 1989 wurden die Voraussetzungen für Religions- und Gewissensfreiheit sowie für soziales, erzieherisches und karitatives Handeln neu geschaffen. Die Diözese Temeswar konnte ihre Tätigkeit wieder aufnehmen und erhielt in der Person des inzwischen heimgegangenen Msgr. Sebastian Kräuter, und später in der Person von Msgr. Martin Roos neue Oberhirten. Damit konnte das langjährige Projekt von Prälat Josef Nischbach und der Benediktinerinnen Schw. Dr. Hildegardis Wulff und Schw. Patrizia Zimmermann – einen diözesanen Caritasverband zu gründen – verwirklicht werden. So wurde Johann Dirschl, Pfarrer von Freidorf, 1993 zum Direktor des Caritasverbandes der Diözese Temeswar gewählt, einen Dienst, den er auch heute noch, gemeinsam mit Herbert Grün und seinem Team, mit großem Engagement erfüllt.

Die konfessionelle Erziehung, die Freiheit und Möglichkeit des Religionsunterrichts auch in den öffentlichen Schulen – einschließlich für die römisch-katholische Konfession – machte die Ausbildung von Katecheten und Religionslehrern notwendig und führte zur Einrichtung eines diözesanen katechetischen Zentrums, in dem diese Tätigkeit koordiniert werden sollte, sowie zur Ernennung eines diözesanen Schulinspektors für das Fach römisch-katholische Religion. Zu diesem Zweck ernannte Bischof Sebastian Kräuter am 12. August 1994 Pfr. Johann Dirschl zum Diözesanschulinspektor für den Kreis Temesch, von den Bischöfen Martin Roos und Josef Csaba Pál wurde er in diesem Amt bestätigt.

Mit der effektiven Reaktivierung des Temeswarer Domkapitels, am 19. Mai 2002, durch Bischof Martin Roos, wurden auch die neuen Domherren, Mitglieder dieser alten und angesehenen diözesanen Institution, ernannt. Pfr. Johann Dirschl wurde zum Canonicus Senior und nahm damit einen der historischen und traditionsreichen Plätze dieses fast tausendjährigen kirchlichen Gremiums ein. Mit der altersbedingten Pensionierung des Dompropstes, Msgr. László Túry, übernahm Domherr Johann Dirschl am 20. November 2009 dieses neue Amt.

Im Leben eines Priesters gibt es oft Versetzungen von einer Pfarrei in eine andere, Momente des Neuanfangs, der Analyse und der Anpassung an die neue pastorale Realität. So ernannte der damalige Diözesanbischof Martin Roos am 15. November 2005 Kanonikus Johann Dirschl zum Pfarrer von Temeswar IV. Josefstadt. In dieser alten und noch großen Pfarrgemeinde ist die Seelsorge – die deutschsprachige eingeschlossen – auch dank der jahrelangen Arbeit von Pfr. Johann Dirschl auch heute noch aktiv und effektiv. Die Zusammenarbeit mit den Notre-Dame-Schwestern, die seit fast 150 Jahren in der Josefstadt tätig sind, hat auch den reibungslosen Betrieb des Kindergartens und die geistliche Betreuung der Schwestern gesichert.

Im Jahr 2006 wurde Pfr. Johann Dirschl zum Temescher Dechant ernannt, und 2010 wurde er Generalvikar von Bischof Martin Roos, also die zweite Amtsperson in der Diözese Temeswar. Um seine primäre, pastorale Arbeit fortsetzen zu können, wurde Generalvikar Dirschl am 6. August 2012 in die Pfarrei Temeswar I. Innere Stadt transferiert, was ihm die Erfüllung seiner anderen Tätigkeiten ermöglicht: als Generalvikar und Caritasdirektor. Nach der Ernennung des neuen Diözesanbischofs Josef Csaba Pál, bestätigte der neue Oberhirte Monsignore Dirschl am 6. August 2018 in seinen bisherigen Ämtern.

Johann Dirschls Vorbilder seit seiner Priesterweihe waren zwei Heilige, bzw. Selige, die jeweils auf den Namen Johannes – seinem Taufnamen – getauft wurden: der Hl. Johannes von Gott, Gründer der Barmherzigen Brüder – ein Orden, dessen Charisma die Sorge um die Kranken, Schwachen und Bedürftigen ist – und der Selige Johannes Duns Scotus, berühmter Theologe und Verehrer der heiligen Jungfrau Maria, dessen liturgischer Festtag der 8. November ist, der Geburtstag von Msgr. Johann Dirschl. Diese Vorbilder vermitteln einige der Eigenschaften, für die er auch bekannt ist: Geduld, Ausdauer in der Arbeit und ein friedlicher, versöhnlicher Geist, sowie seine Vorliebe für die Lektüre, für die Kultivierung der geistigen Seite des menschlichen Wesens. Wir dürfen nicht vergessen, dass Msgr. Dirschl eine unermüdliche pastorale Tätigkeit ausübt, aber auch eine offizielle, indem er die Diözese und den Bischof bei vielen Ereignissen vertritt: bei Kirchweihfesten, Feierlichkeiten, Firmungen, offiziellen Momenten. Bei vielen dieser Veranstaltungen ist Msgr. Dirschl das Bindeglied zur deutschen Gemeinschaft im Banat, im In- und Ausland, zu den anderen Minderheiten, wobei er auch seine Rolle als Prediger und Lehrer des christlichen Glaubens wahrnimmt. So war er auch Konzelebrant beim Heimattag der Banater Schwaben 2012 in Ulm. Im Jahre 2023 hat ihn das Demokratische Forum der Deutschem im Banat mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. In diesem Jahr feierte er sein 40jähriges Priesterjubiläum, wozu ihm seine Landsleute im Banat und in Deutschland herzlich gratulieren. Herzlichen Dank und „Vergelt’s Gott“ Monsignore Dirschl!