Der diesjährige Heimattag in Stuttgart, organisiert vom Landesverband Baden-Württemberg des Bundes der Vertriebenen, stand am 14. September 2025 unter dem Motto: „80 Jahre: Erinnern – Bewahren – Gestalten“. Der Tag der Heimat wird seit 1950 in Stuttgart vom BdV-Landesverband und allen Landsmannschaften des Bundeslandes Baden-Württemberg veranstaltet. Es ist mittlerweile eine zentrale Landesveranstaltung der Heimatvertriebenen mit einer Kranzniederlegung am Denkmal in Cannstatt und mit einem reichhaltigen Kulturprogramm im Hegel-Saal der Liederhalle des Kultur- und Kongresszentrums. Zahlreiche Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind seither bei dem Tag der Heimat Hauptredner.
Bereits am Vormittag versammelten sich zahlreiche Menschen am Mahnmal für die Opfer von Flucht und Vertreibung im Kurpark beim Kursaal in Stuttgart-Bad Cannstatt. Unter der Leitung von Helga Ruhnke (Landsmannschaft Ostpreußen) fand dort ein stilles Gedenken mit Kranzniederlegung statt. Das Grußwort sprach Bernd-Marcel Löffler, Bezirksvorsteher von Bad Cannstatt.
Trotz zahlreicher Straßensperrungen durch die parallel laufende Radrennveranstaltung strömten die Besucherinnen und Besucher in großer Zahl in den Hegel-Saal, die Reihen waren bis auf den letzten Platz gefüllt.
Die Festveranstaltung begann mit dem feierlichen Einzug der mitwirkenden Künstlerinnen und Künstler, des Innenministers und stellvertretenden Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg Thomas Strobl, vorgestellt von dem Kulturreferenten des Bundes Hans Vastag. Der BdV-Landesvorsitzende Hartmut Liebscher begrüßte die Gäste. Zugegen waren u. a.: Thomas Strobl, Innenminister und und stellvertretender Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Dr. Hans-Ulrich Rülke MdL, Daniel Lede Abal MdL, Raimund Haser MdL, Dr. Vlad Vasiliu, Generalkonsul von Rumänien, Dr. András Izsák, Generalkonsul von Ungarn, Richard Jäger, BdV-Landesgeschäftsführer und Vorsitzender der Banater Landsmannschaft in Baden-Württemberg, Jürgen Harich, Präsident des Weltdachverbandes und Vorsitzender des Verbands der Donauschwaben in Deutschland, und viele andere.
Es folgten Grußworte von Dr. Hans-Ulrich Rülke, Fraktionsvorsitzender der FDP-Landtagsfraktion und von Daniel Lede Abal vom Bündnis 90/Die Grünen, die an die Vertreibung erinnerten, die Bewahrung des Kulturguts dieser Menschen aus dem Osten Europas lobten und die hervorragende Integration der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler hervorhoben.
Danach startete das abwechslungsreiche Kulturprogramm, bei dem Tanz-, Chor- und Musikgruppen die Vielfalt der Vertriebenengemeinschaften eindrucksvoll präsentierten.
Die Festansprache hielt der Innenminister und stellvertretende Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Thomas Strobl, der in seiner Ansprache auf die Bedeutung der Charta der Vertriebenen hinwies, die vor 75 Jahren in Stuttgart unterzeichnet wurde. Die Charta habe sehr viel zur Versöhnung zwischen den Völkern von Ost und West beigetragen, so der Innenminister.
Für seine Verdienste um die Belange der Heimatvertriebenen wurde er von Hartmut Liebscher mit der Ernst-Moritz-Arndt-Verdienstmedaille ausgezeichnet – ein Höhepunkt des Nachmittags, der von den Anwesenden mit langem Applaus gewürdigt wurde.
Die Laudatio hielt Hartmut Liebscher. Für ihn sei es etwas ganz Besonderes, einen Mann zu ehren, „der sich in herausragender Weise um die Anliegen der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler in unserem Land verdient gemacht hat“, so Liebscher.
Mit dem Orden ehrt der BdV Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise für die Bewahrung der Geschichte, Identität und Zukunft der deutschen Vertriebenen eingesetzt haben.
Minister Thomas Strobl bedankte sich sodann für die hohe Auszeichnung und betonte, dass ohne die Heimatvertriebenen die Wohlstandsgeschichte Baden-Württembergs so nicht hätte geschrieben werden können. Was er durch seine Reise ins Banat im Jahr 2023 noch hinzugelernt habe, seien die intellektuellen und kulturellen Beiträge, die die Heimatvertriebenen dem Land geleistet haben, erwähnte Thomas Strobl. Davon habe das Land Baden-Württemberg profitiert, denn sie hätten maßgeblich das Land im positiven Sinne mitgeprägt. In der entscheidenden Volksabstimmung für das Land Baden-Württemberg haben die Vertriebenenorganisationen gesorgt, dass es für die Länderfusion gereicht hat. An alle Heimatvertriebenen gerichtet, sagte der Innenminister zum Schluss: „Danke dafür. Das ist Ihr Land, Baden-Württemberg. Und wir brauchen Sie auch für die Zukunft!“ Anschließend spielte die Siebenbürger Blasmusik Stuttgart die deutsche Nationalhymne.
Das Programm setzte sich mit weiteren musikalischen und tänzerischen Beiträgen fort. Den kulturellen Teil gestalteten: der Chor der Sanktandreser „singAndres“ der Banater Schwaben, die Tanzschule „Natalie“ der Deutschen aus Russland, das Ungarndeutsche Folklore-Ensemble Wernau, der Chor „Freundschaft“ der Deutschen aus Russland und die Egerländer Familienmusik Hess. Die Moderation übernahm Norman Thalheimer.
Das Schlusswort sprach Pfarrer Franz Pitzal, Zeitzeuge aus dem Sudetenland. Zum Finale versammelten sich traditionell alle Mitwirkenden auf der Bühne – ein farbenfrohes Gruppenbild, das erneut die lebendige kulturelle Vielfalt sichtbar machte. Mit einem Gebet und mit dem Lied „Kein schöner Land“, gesungen von allen Anwesenden, endete die schöne Veranstaltung in der Stuttgarter Liederhalle Hegel-Saal am Berliner Platz.
Der Tag der Heimat 2025 machte eindrucksvoll deutlich, wie lebendig die Erinnerung an Flucht und Vertreibung auch acht Jahrzehnte später bleibt – und wie wichtig es ist, sie in der Gegenwart und Zukunft zu bewahren und zu gestalten.










